Auf die Plätze, fertig - tot! (German Edition)
Ich hab's den anderen vorhin schon gesagt: Ich reagiere auf alles allergisch, wo auch nur eine Spur von Nüssen drin ist."
"Echt?" Tami staunte. "Und was passiert, wenn du jetzt sozusagen aus Versehen doch mal was mit Nüssen isst?"
"Zuerst mal gar nichts. Aber nach ein paar Minuten schwillt meine Luftröhre an, und ich kriege keine Luft mehr. Das ist mir bisher ein einziges Mal passiert – und ich bin nicht gerade scharf drauf, diese Erfahrung zu wiederholen, das kannst du mir glauben."
Aspen schauderte, als sie daran zurückdachte. Sie war damals acht Jahre alt gewesen. Ihre beste Freundin Jenny hatte sie zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen. Es war ein wirklich schöner Tag gewesen. Sie hatten alle möglichen Spiele gemacht, waren bei strahlendem Sonnenschein durch den Garten getobt – und dann hatte Jennys Mom die Geburtstagstorte gebracht.
Haselnusstorte.
Eine viertel Stunde später hatte Aspen im Krankenwagen gelegen, der mit Blaulicht und Sirene das nächste Hospital angesteuert hatte. Nach einer Spritze mit einem antiallergischen Mittel war es ihr zwar recht schnell wieder besser gegangen, doch sie hatte bis heute nicht vergessen, welche Höllenqualen sie damals durchlitten hatte. Es war mehr als schlimm gewesen. Sie hatte wirklich geglaubt, sterben zu müssen. Keine schöne Erfahrung – erst recht nicht, wenn man gerade acht Jahre alt ist und das ganze Leben noch vor sich hat.
Seitdem achtete sie wie der Teufel darauf, nichts zu sich zu nehmen, in dem Nüsse enthalten sein könnten. Einmal Todesangst reichte ihr für den Rest ihres Lebens. So was wollte sie auf keinen Fall noch mal erleben.
Doch jetzt verdrängte sie diese deprimierenden Gedanken – sie hatte weiß Gott Besseres zu tun. Außerdem lautete ihre Devise, nicht zu sehr in die Vergangenheit zu blicken, sondern immer schön in die Zukunft.
Nachdem die Mädchen nun die allgemeine Vorstellung hinter sich gebracht hatten, folgte Aspen Carlie und Naomi in die Schwimmhalle. Obwohl sie schon einmal hier gewesen war, raubte ihr die pure Dimension der Halle auch dieses Mal wieder schier den Atem. Das Bassin war, sogar im Vergleich zu dem bei Bernie’s , geradezu riesig.
Es gab verschieden hohe Sprungbretter und einen Fünfmeterturm. Doch wirklich beeindruckend war die Decke der Halle, die aus einer riesigen, von Eisenträgern gestützten Glaskuppel bestand. Strahlender Sonnenschein drang durch die Konstruktion in die Halle und brach sich glitzernd auf der Wasseroberfläche. An drei Seiten erhoben sich Zuschauertribünen um das Becken herum, und gleich darüber hingen mächtige Scheinwerfer an fingerdicken Stahlseilen über dem Wasser.
"Schon ziemlich beeindruckend, was?" Naomi grinste.
Ehe Aspen etwas erwidern konnte, kam Coach Carson aus seinem Trainerbüro, einem kleinen Glaskasten im rückwärtigen Teil der Halle, und klatschte auffordernd in die Hände.
"Was ist los, Mädels? Übt ihr euch heute im Trockenschwimmen, oder was?"
Lachend sprangen die Mädchen ins Wasser, alberten herum und quietschten vor Vergnügen.
Wow , dachte Aspen. Die Atmosphäre ist hier ist ja echt der Wahnsinn. Ganz anders als bei Bernie's!
Ein schriller Pfiff aus der Trillerpfeife des Trainers beendete die wilde Balgerei. "Jetzt aber mal ein bisschen Disziplin, Ladies! Nächste Woche finden die Reynold-Jugend-Meisterschaften statt – und wir haben immerhin einen Ruf zu verteidigen, nicht wahr?" Er sah sich suchend um. "Wo steckt eigentlich Logan?"
Aspen sah, wie Carlie und Naomi die Augen verdrehten, und wurde neugierig. "Ich glaube, diese Logan kenne ich noch gar nicht", wisperte sie. "Wie ist sie denn so?"
"Logan Matthews? Mach dir ein eigenes Bild von ihr", antwortete Carlie mit einem leisen Seufzen und deutete auf den gegenüberliegenden Beckenrand. "Da ist unser kleines Wunderkind nämlich schon."
Aspen folgte ihrem Blick und sah ein bildschönes Mädchen, das lässig am Beckenrand stand. Sie war schlank, beinahe drahtig und mit durchtrainierten Oberarmen und Schenkeln. Doch was an anderen plump und klobig gewirkt hätte, erschien bei ihr sportlich elegant. Ihre zart gebräunte Haut und das lange, ebenholzfarbene Haar, das ihr, zu einem dicken Zopf geflochten, bis weit über den Rücken reichte, harmonierte toll mit dem tief ausgeschnittenen, kaffeebraunen Badeanzug, den sie trug.
Mit einem grazilen Sprung tauchte sie jetzt ins Wasser ein und kraulte zu den anderen Mädchen heran. Aspen konnte nicht anders, als sie anzustarren. Sie war mit Abstand
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