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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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Zigarette war mittlerweile zwischen seinen Fingern heruntergebrannt. Er drückte sie aus. »Gib mir noch mal Feuer.«
    Vacas schob das Streichholzheft wieder über den Tisch. Er rauchte weiter und sah dabei den anderen erwartungsvoll an.
    Rocha zündete umständlich ein Streichholz an und hielt es an die neue Zigarette zwischen seinen Lippen. Sie brannte. Er schob Vacas das Heft wieder zurück. Es dauerte eine Weile, bis er sprach.
    »Weiß Fidel von der Sache?« Es schien, als wollte er sich absichern.
    »Ja.«
    »Carlos Rafael?«
    »Nein.«
    »Der Präsident?«
    »Nein. Niemand sonst.«
    »Nicht einmal Moskau?«
    »Nein.«
    »Nur du und Fidel?« fragte Rocha beharrlich.
    Vacas ließ sich nicht herausfordern. Er antwortete überlegen: »Nur Fidel, ich und jetzt auch du.«
    Rocha sah an Vacas vorbei. Er war noch immer unschlüssig. Vacas blieb geduldig. Er sog an der Zigarre, ohne den andern aus den Augen zu lassen.
    »Kein Journalist?« fragte Rocha und wandte sich Vacas von neuem zu.
    »Nein«, sagte der lakonisch.
    »Nicht mal die ›Granma‹?«
    »Nicht mal die Parteizeitung«, bestätigte Vacas lächelnd. Als Rocha schwieg, lehnte er sich triumphierend in seinem Stuhl zurück. »Wenn ich dir verspreche, daß es sich um eine geheime Sache handelt, kannst du dich darauf verlassen. Da hat dann weder die ›Granma‹ einen Draht noch die ›juventud Rebelde‹, noch eins unserer zwei so tüchtigen Telejournale. Beruhigt?«
    Rocha antwortete nicht. Er suchte nach dem schwachen Punkt in Vacas' Vorhaben. Unter Umständen würde er doch noch aussteigen können.
    »Du traust der Sache nicht.« Vacas ahnte, was Rocha dachte.
    Rocha sagte zögernd: »Nicht einmal das Zentralkomitee weiß davon. Das ist alles, was ich denke.«
    »Weil der Vorfall geheim ist. Das ist doch nicht ungewöhnlich.«
    »Nicht mal Fidels Bruder weiß es?« fragte Rocha ungläubig.
    »Raul ist nicht immer in alles eingeweiht. Als Soldat hat man andere Sorgen. Außerdem ist unsere Sache nun wirklich privat. Das mußt du zugeben.«
    Rocha schwieg und sah an Vacas vorbei, zog an der Zigarette.
    Vacas beugte sich vertraulich über den Tisch. »Compañero Berto, du solltest so etwas am besten wissen.«
    »Trotz allem, Compañero Telesphoro – ist das nicht ein gefährlicher Alleingang?« fragte Rocha nachdenklich, und in seinen Augenwinkeln saß der Argwohn.
    »Wenn wir Erfolg haben, sind wir die Größten.« Vacas sprach mehr zu sich selbst und senkte den Blick auf die Tischplatte.
    »Und wenn wir keinen Erfolg haben?«
    »Dann haben wir wenigstens unsere Pflicht getan.« Vacas hob überzeugt den Blick.
    Wieder schwieg Rocha. Er zog sich den Aschenbecher heran, drückte die Zigarette aus und schlug die Beine übereinander.
    Nach einer Pause sagte Vacas entschieden: »Sind wir es denn Cuchilla nicht schuldig? Abgesehen davon, daß er auch ein guter Präsident ist?« Es hörte sich an, als wolle er sich vor sich selbst rechtfertigen.
    Rocha schloß kurz die Augen, um sich zu konzentrieren, dann sagte er leise: »Ich habe eine Frage, Compañero, und möchte darauf eine ehrliche Antwort.«
    »Du kannst mir vertrauen.« Vacas zog an der Zigarre. Seine Augen wurden schmal.
    »Was tust du, wenn ich mich auf dem Kongreß in Manzanilla nicht vertreten lasse?«
    »Zwing mich nicht zu so einer Antwort«, entgegnete Vacas ruhig, und es klang wie eine Bitte, hinter der eine unausgesprochene Drohung stand.
    Rocha preßte die Lippen zusammen und senkte ein paar Atemzüge lang den Kopf. Dann hob er ihn entschlossen und schaute Vacas offen an. »Wer hat entdeckt, daß es Krebs ist?«
    »Ein angesehener Medico in Caracas, als unser Compañero Cuchilla dort auf dem Gewerkschaftskongreß war.«
    »Hat der Medico auch einen Namen?«
    »Alfonso Mara.« Es hörte sich an, als spiele Vacas einen Trumpf aus.
    Es dauerte eine Weile, bis Rocha reagierte. Sein Blick ging an Vacas vorbei gegen die verschossene Tapete. Dann sah er ihn offen an: »Wann soll ich nach Moskau fahren?«
    »Nicht nach Moskau, Compañero – nach New York.«
    »New York?« fragte Rocha überrascht.
    »Es ist alles vorbereitet.« Vacas legte die Zigarre auf dem Aschenbecher ab, als wolle er zu einer ausführlichen Rede ansetzen. Er lehnte sich zurück, umfaßte die Armlehnen mit festem Griff und hob das Kinn an. »Für unseren Fall sind sie in Moskau noch nicht weit genug, habe ich recht?«
    Rocha nickte. Er war jetzt ganz konzentriert. Vacas verblüffte ihn durch seine Sachkenntnis.
    »Es war Zufall«,

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