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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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von den dort beschäftigten Martiern angehalten zu werden. Er umging ihn durch eine halsbrecherische Kletterei. Völlig erschöpft gelangte er in die Restauration neben dem Bahnhof. Hier in dem kühlen, separaten Speisezimmer, das er sich anweisen ließ, fand er Zeit, sich zu erholen.
    Wenn ihn Se verraten hatte, so war freilich seine Flucht nutzlos. Man würde ihn in Sei, oder wohin er auch sonst sich wandte, erreichen. Aber er vertraute darauf, daß Se nicht sprechen würde. Niemand sonst hatte ihn oben gesehen. So benutzte er den zu Tal gehenden Wagen nach Sei und fand nach einigem Umherirren die von La angegebene Platznummer. Eben entfernten sich die Monteure, welche das neu eingetroffene Haus an die verschiedenen im Boden liegenden Leitungen angeschlossen hatten.
    Es war die Zeit, um welche La mit ihm sprechen wollte, als Saltner in ihr Zimmer trat.
    »Da bin ich selbst!« rief er. »Ich mußte dich wiedersehen!«
    La stand wortlos. Dann atmete sie tief auf, preßte die Hände zusammen und sagte leise:
    »O mein Freund, warum hast du mir dies getan?«
    »Warum nicht? Ich sehnte mich nach dir, La, und ich bedarf deiner Hilfe.«
    »Meiner Hilfe?« sagte sie warm. Sie hoffte einen Augenblick, es könne sich um etwas anderes handeln, als was sie fürchtete.
    »Wenn es mir möglich ist, wie gern bin ich dir zu Diensten.« Sie zog ihn neben sich auf einen Sessel. Er hielt ihre Hand fest.
    »Ich habe eine große Bitte, für Frau Torm und für mich.«
    La wich zurück. »Sprich sie nicht aus! Ich bitte dich, sprich sie nicht aus, damit dich meine Weigerung nicht kränkt…«
    »Du weißt –?«
    »Ich weiß, um was es sich handelt.«
    »Von Ell!«
    »Durch ihn. Sieh, das ist unmöglich! So wenig du damals am Nordpol der Erde zögertest, die Pflicht für dein Vaterland zu erfüllen, so wenig kann ich jetzt um deinetwillen das Gesetz durchbrechen. Das Gesetz verbietet den Menschen, unkontrollierte Botschaft nach der Erde zu senden. Hätte ich die freie Überzeugung, daß es ungerecht und töricht sei, so dürfte ich mein Gewissen fragen, ob ich es übertreten will. Es wäre ein Konflikt, aber ich könnte ihn auf mich nehmen. Doch ich kann mich davon nicht überzeugen. Was ihr auch berichtet, es kann nur Verwirrung anstiften, und Ismas private Wünsche können nicht in Frage kommen.«
    Saltner hatte ihre Gründe kaum gehört. Er blickte finster vor sich hin.
    »Durch Ell!« sagte er dann bitter. »Natürlich, wann spräche er nicht mit dir, wann träfe ich ihn nicht bei dir, wann hörtest du nicht auf ihn mehr als auf mich?«
    La seufzte. »Ich wußte es ja, daß es so kommen würde’ Oh, hättest du auf meinen Rat gehört und wärest nicht hergereist.«
    »Ich werde dich nicht stören; sobald Ell kommt, gehe ich.«
    »Warum? Er wird wohl kommen. Aber warum entrüstest du dich? Hast du je bemerkt, daß ich dich weniger liebe?«
    »Aber du liebst ihn?«
    La sah ihn mit flammenden Augen an.
    »Wie darfst du fragen«, sagte sie stolz, »was kaum das eigene Ich sich fragt?«
    Aber ihr Ausdruck wurde plötzlich unendlich traurig und zärtlich. Sie faßte seine Hände und neigte sich zu ihm.
    »Aber wie kann ich dir zürnen?« sagte sie. »Mich nur müßte ich schelten. Doch habe ich dir nicht gesagt: Vergiß nicht, daß ich eine Nume bin? Ach, ich vergaß wohl, daß du ein Mensch bist, und du weißt nicht mehr, was ich dir sagte: Liebe darf niemals unfrei machen! Und du willst mich unfrei machen? Willst dem Gefühl gebieten? Ist ein Nume so klein und einfach, daß ein einzelner seinen Kreis erfüllen könnte? Ist nicht jedes Individuum nur ein kleiner Ausschnitt, nur eine Seite von dem, was das Wesen des Mannes, das Wesen der Frau ist? Wer kann sagen, ich repräsentiere alles, was du lieben kannst?«
    »Das also war es! Was vermag ich dagegen? Daß du eine Nume bist, wußte ich, und ich wußte, daß du mir nicht angehören könntest fürs Leben. Aber so dachte ich mir deine Liebe nicht. O La, ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben werde, aber deine Liebe teilen – mit jenem –, das vermag ich nicht. Ich bin ein Mensch, und wenn du ihn liebst, so muß ich scheiden.«
    Saltner saß stumm. Er konnte sich nicht aufraffen zu gehen, es war ihm, als müßte La ihn noch halten, er hoffte auf ein Wort von ihr. Auch sie schwieg, sie atmete lebhaft, mit einem Entschluß kämpfend. Dann sagte sie zögernd:
    »Das glaube nicht, Sal, daß Ell dabei im Spiel ist, wenn ich dir deine Bitte wegen der Briefe abschlage. Daß er mich

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