Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
entnommen, also auch welches Maximum mechanischer Arbeit auf dem Planeten geleistet werden konnte. Sie setzte auch ein bestimmtes Kapital fest, das jeder als ein zinsloses Darlehen in Anspruch nehmen konnte, falls seine eignen Arbeitsmittel durch ungünstige Verhältnisse in Verlust geraten waren. Im übrigen aber war ein jeder auf seinen eigenen Fleiß angewiesen.
Auf dem Kulturstandpunkt der Menschheit erschienen die Einrichtungen des Mars als Utopien, und mit Recht; denn sie setzten eben Staatsbürger voraus, die in einer hunderttausendjährigen Entwicklung sich sittlich geschult hatten und theoretisch an der rechten Stelle alle die Mittel gleichzeitig zu benutzen wußten, deren Gebrauch im Lauf der sozialen Lebensformen nach irgendeiner Seite erprobt worden war. Ein Teil der Regierungen der Erdstaaten befürchtete nun, daß das Beispiel der Martier die Veranlassung zu übereilten Reformen, vielleicht zu gewaltsamen Umwälzungen geben würde. Die agrarische Bevölkerung geriet in Bestürzung über die drohende Konkurrenz der Lebensmittelfabrikation ohne Vermittlung der Landwirtschaft. Auf der anderen Seite begrüßten die Arbeiterschaft und alle für schnellen Kulturfortschritt enthusiasmierten Gemüter die Martier als die Erlöser aus der Not, deren Erscheinen nun bald bevorstünde. Durchweg aber war man im unklaren, was geschehen würde und was geschehen solle.
Als im Oktober die Parlamente der meisten Staaten zusammentrafen, gab es überall Interpellationen an die Regierungen über die Marsfrage. Und überall lautete die Antwort ausweichend dahin, es fänden Erwägungen statt über einen allgemeinen Staatenkongreß, worüber man indessen Näheres noch nicht mitteilen könne. Überall sprachen dann die Führer der verschiedenen Parteien die Ansichten über den Mars aus, die sie vorher in ihren Blättern hatten drucken lassen. Einige wollten die Martier enthusiastisch aufnehmen, andere sie dilatorisch behandeln, andere sie überhaupt von der Erde zurückweisen. Wie man das machen solle, wußte freilich niemand zu sagen. Der Erfolg war jedoch in allen Staaten der gleiche: neue Bewilligungen zur Vermehrung des Heeres und der Flotte.
Zum Glück für die Regierungen, die dadurch Zeit zur Beratung gewannen, hörte man nun nichts mehr von den Martiern. Das Luftschiff ließ sich nicht wieder sehen, die Martier schienen verschwunden.
Da plötzlich kam im Januar die Nachricht vom Wiedererscheinen eines Luftschiffs in Sydney. Am 2. Januar telegraphierte der Gouverneur von Neusüdwales nach London, daß in Sydney mehrere Luftschiffe eingetroffen seien, bestimmt, eine außerordentliche Gesandtschaft der Marsstaaten nach London zu bringen, falls die englische Regierung sich bereit erkläre, mit derselben wie mit der bevollmächtigten Gesandtschaft einer anerkannten Großmacht zu unterhandeln. Die Martier hatten sofort in Sydney einen berühmten Rechtsanwalt als Agenten engagiert, der die Verhandlungen mit den Behörden führte. Daß sie vom Mars mehr als 2000 Kilogramm Gold in Barren mitgebracht und bei der Bank of New South Wales deponiert hatten, war eine so vorzügliche Empfehlung, daß ganz Neusüdwales für sie eingenommen war.
Die diplomatischen Verhandlungen waren inzwischen nicht weitergekommen. Auf Englands erneute Anregung einigte man sich jetzt endlich dahin, daß man die Marsstaaten als politische Macht anerkennen wolle, wenn sie gewisse Garantien gäben, daß sie sich dem auf der Erde geltenden Völkerrecht unterwärfen. Daraufhin beantwortete die englische Regierung die Depesche der Marsstaaten im Prinzip bejahend, knüpfte aber verschiedene Bedingungen an die Bewilligung weiterer diplomatischer Verhandlungen. Sie verlangte von den Martiern außer der Anerkennung der völkerrechtlichen Gewohnheiten der zivilisierten Erdstaaten, daß genau festgesetzt werde, worüber mit der Gesandtschaft verhandelt werden solle, und daß kein anderer Punkt zur Verhandlung käme, nachdem man die Martier in London zugelassen habe. Ihrerseits versprach natürlich die Regierung der Gesandtschaft den völkerrechtlichen Schutz auf der Erde.
Der Bevollmächtigte der Marsstaaten, Kal, ging hierauf ohne weiteres ein und stellte folgende Forderungen zur Verhandlung in einer Depesche vom 22. Januar:
1) Formelle Entschuldigung der englischen Regierung wegen des Angriffs, den die Mannschaft des Kanonenboots auf die beiden Martier und der Kapitän auf das Luftschiff unternommen hatten.
2) Bestrafung des Kapitäns Keswick und des
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