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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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nun die Hauptstadt! Wie mag es auf dem Lande aussehen? Denn diese ganze Herrlichkeit reicht nicht weit, selbst wenn man zu Fuß geht, ist sie in ein paar Stunden zu Ende.«
    »Du mußt doch nicht immer unsre Verhältnisse zum Vergleich heranziehen«, entgegnete La. »Im ganzen ist es staunenswert, was die Leute für ihre Kulturstufe leisten. Sie haben doch eine Industrie. Natürlich müssen sie sich nach der Schwere richten und können nicht wie wir in die Luft hinausbauen. Aber wie angenehm kann man dafür hier im warmen Sonnenschein gehen, ohne verbrannt zu werden. Und sieh nur, diese entzückenden weißen Wölkchen, wie sie über den blauen Grund ziehen. Das gefällt mir besser als unser ewiger grüner Baumschimmer oder der fast schwarze Himmel darüber.«
    »Mir scheint, du willst dich zur Erdschwärmerin ausbilden. Mich stößt schon dieser entsetzliche Lärm ab. Die Leute unterhalten sich ja so laut, daß man es auf mehrere Schritte hört. Und dort zanken sich gar zwei auf offener Straße. Auch die Wagen sind unausstehlich geräuschvoll, man hört das Rollen der Räder auf weithin. Wie muß das erst gewesen sein, als noch Pferde vor die Wagen gespannt waren. Höre nur das unanständige Rufen der Wagenführer: He! He! Das Klingeln und Pfeifen! Ich möchte mir die Ohren verstopfen.«
    »Man gewöhnt sich daran.«
    »Was kommt denn dort? Hoch oben sitzen Menschen, und unten ist ein Tier mit vier Beinen. So was habe ich noch nie gesehen, das müssen wir uns betrachten.«
    »Es sind Reiter«, sagte La. »Sie sitzen auf Pferden. Es sieht gut aus.«
    »O nein, abscheulich! Diese Tiere, wie häßlich. Und wie das riecht! O pfui! Komm, komm, das halte ich nicht aus.«
    Aus der Tür eines Hauses trat ein Nume, mit dem großen, glänzenden Glockenhelm über dem Kopf. Er schritt bis in die Mitte der Straße, um sich nach seinem Wagen umzusehen. Ein Teil der Vorübergehenden wich ihm in einem Bogen aus, andre, die gelbe Marken an der Kopfbedeckung trugen, gingen zwar dicht an ihm vorüber, blickten aber finster nach der andern Seite. Gerade jetzt waren die Reiter bis hierher gelangt. Das Pferd des ersten scheute vor dem Helm des Martiers, der, ohne an ein Ausweichen zu denken, in der Mitte der Straße stand. Kerzengerade stieg es in die Höhe. Der gewandte Reiter behauptete sich im Sattel, er wollte das Pferd an dem Martier vorüberbringen. In unregelmäßigen Sätzen sprang es hin und her und schlug aus. So drängte es in die Zuschauermenge hinein, die sich schnell angesammelt hatte. Diese stob erschrocken auseinander, auch La und Se wurden gestoßen, allgemeines Geschrei entstand. Schreckensbleich sahen sie, in die Ecke einer Haustür gedrückt, der Szene zu. Von den Sporen des Reiters getroffen, machte jetzt das Pferd einen gewaltigen Satz nach vorn. Es streifte den Helm des Martiers und riß diesen zu Boden. Die Reiter galoppierten davon, und ein Hohngeschrei der angesammelten Straßenjugend begleitete die Niederlage des Numen.
    Wütend sprang der Nume in die Höhe, das Publikum beeilte sich, aus seiner Nähe zu kommen. Ein Schutzmann hatte sich inzwischen eingefunden und war dem Numen behilflich, in seinen Wagen zu steigen.
    »Wer waren die Reiter?« fragte der Martier.
    »Es waren Herren vom Rennklub.«
    »Gut, diesem Unfug muß gesteuert werden.«
    Der Nume fuhr davon.
    »Das geht ja hier entsetzlich zu«, sagte Se schaudernd. »Man ist seines Lebens nicht sicher. Ich gehe nicht weiter.«
    »Nur noch bis an jene Ecke. Dort in der Restauration hinter den großen Scheiben sehe ich Damen in Hüten sitzen, da wollen wir uns ein wenig erholen. Und dann fahren wir direkt zu Isma.«
    Sie traten in das reich ausgestattete Lokal ein und schritten zwischen den Tischen, die Gäste musternd, hindurch, bis sie neben einem der Fenster an einem noch unbesetzten kleinen Tisch Platz fanden. Obwohl ihnen alle Verhältnisse fremd und ungewohnt waren, so machte sie das doch in keiner Weise befangen; es waren ja nur ›Bate‹, die hier ihren barbarischen Sitten huldigten, und sie wollten sich das nur einmal ansehen. So dachte wenigstens Se. Sie rümpfte das Näschen und sagte:
    »Eine furchtbare Luft! Diese Gerüche und dieser Lärm – wie kannst du es nur hier aushalten.«
    Das Gemisch von Düften nach Bier, Tabak und geräucherten Würstchen, in Verbindung mit dem Geräusch der Stimmen, war für martische Sinne betäubend.
    »Wir können hier ein wenig das Fenster öffnen«, sagte La.
    Sie befanden sich in dem großen Ausschank einer

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