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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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wen wir zuerst aufsuchen werden?«
    »Nun dann vielleicht Grunthe?«
    La lachte. »Das ist wahr«, sagte sie, »den müßten wir eigentlich auch einmal heimsuchen. Aber im Ernst, ich will zuerst zu Isma. Wir haben uns einigemal geschrieben.«
    »Mir ist alles recht«, antwortete Se. Und nach einer Pause begann sie ein wenig zögernd, indem sie La nur verstohlen betrachtete: »Hast du denn eigentlich wieder einmal etwas von Saltner gehört? Er ist doch so ohne Abschied vom Mars verschwunden.«
    La ergriff das neben ihr liegende Fernglas und richtete es auf die Landschaft. Dabei sagte sie mit möglichst gleichgültiger Stimme:
    »Nur indirekt, hin und wieder. Er lebt, soviel ich weiß, bei seiner Mutter da irgendwo in den Bergen. Übrigens hat er sich bei mir verabschiedet, aber, du weißt ja, er hat sich damals auch mit Ell überworfen wegen der Briefe –«
    Se sah, wie Las Hand, die das Glas hielt, leise zitterte. Es war unmöglich, daß sie etwas durch das Glas zu erkennen vermochte.
    »Ach ja«, sagte Se, »ich weiß.«
    Beide schwiegen. La sah wieder angelegentlich nach der Landschaft. Se blickte zu ihr hinüber. Sie konnte aus der Freundin nicht klug werden. Endlich sagte sie: »Übrigens, wenn wir ihn wiedersehen sollten, die Bindung ist aufgehoben. Ich will nicht mehr.«
    La antwortete nicht. Es war ganz still, man hörte das leise Zischen der treibenden Maschine.
    Plötzlich unterbrach der laute Pfiff einer Lokomotive die Stille. Hundegebell wurde vernehmbar.
    »Oh«, rief Se, »das ist Lärm, das ist die Erde!«
    »Ich glaube, wir müssen schon weit über dem Binnenland sein. Ich sagte dem Schiffer, er solle von Sonnenaufgang an ganz tief und langsam fahren. Aber wir wollen nun etwas schneller vorwärts, die Landschaft da unten ist recht eintönig.«
    La rief den Schiffer. »Können wir in einer Stunde am Ziel sein?«
    »In einer Viertelstunde, wenn Sie wollen.«
    »Eine Stunde genügt.« Der Schiffer ging.
    »Wir wollen frühstücken und Toilette machen, ganz einfach«, sagte sie zu Se.
    Das Schiff zog die Flügel ein. Wie ein Pfeil durchschoß es die Luft.

51. Kapitel – Martierinnen in Berlin
    I n der glänzend ausgestatteten Vorhalle des neuen ›Marshotels‹ an der Straße ›Unter den Linden‹ in Berlin standen zwei elegant gekleidete Damen. In ihren gemessenen Bewegungen, mit denen sie die Einrichtungen des Hotels aufmerksam musterten, machten sie einen ebenso vornehmen Eindruck, als er dem Reichtum ihrer Toilette entsprach. Ihr Gesicht war von einem dichten Schleier bedeckt, so daß es schwer war, über ihr Alter ein Urteil zu gewinnen.
    Als sie im Begriff waren, auf die Straße zu treten, näherte sich ihnen ein Kellner und fragte ehrerbietig: »Befehlen die Damen Plätze zur Table d’hôte?«
    Se trat, entsetzt über diese Zumutung, einen Schritt zurück. Schnell gefaßt sagte La:
    »Wir können darüber noch nicht entscheiden.«
    »Wagen gefällig?« fragte der Portier.
    La schüttelte nur den Kopf und ging vorüber.
    Der Kellner und der Portier tauschten einen Blick, aus dem wenig Hochachtung für die beiden Gäste sprach.
    Die Damen schritten die Straße entlang nach dem Opernplatz zu. Sie spannten ihre Sonnenschirme auf, und ihre Bewegungen wurden sichtlich freier und lebhafter.
    »Du hast doch nicht etwa die Absicht«, sagte Se leise, »wirklich mit diesen Baten essen zu wollen? Das ist doch unmöglich.«
    »Mit dem Hut und dem Schleier wird es nicht gehen, sonst aber – man muß sich an alles gewöhnen.«
    »Aber das ist doch zu unanständig.«
    »Wir sind auf der Erde. In irgendeine der Restaurationen, die hier, wie es scheint, in jedem Hause sind, wollen wir jedenfalls einmal eintreten. Sieh nur, wo man hinblickt, sitzen Leute und trinken Bier. Das nennen sie Frühschoppen.«
    Sie schritten weiter durch das Gewühl der Menschen, über breite Plätze, dann in engere, noch dichter belebte Straßen hinein. Ihre Blicke schweiften über Gebäude und Denkmäler, über die begegnenden Personen und Wagen oder verweilten auf den glänzenden Auslagen in den Schaufenstern.
    »Es gefällt mir gar nicht«, sagte Se. »Alles ist nüchtern, klein und eng. Man sieht förmlich, wie die Schwere die Gebäude zusammendrückt, die Dächer herabklappt. Die Wände, die Erker, alles ist vertikal gezogen, eine horizontale Schwingung ins Freie scheint es gar nicht zu geben. Sieh nur, wie dieser Balkon mühsam von unten gestützt ist! Und wie ärmlich und geschmacklos all dies Zeug in den Läden! Und das ist

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