Aurum & Argentum (German Edition)
den Kleinen auf andere Gedanken“, verlangte der Kater.
Calep machte nur ein komisches Gesicht: „Und wie soll ich das anstellen?“
Der Löwenmann zog die buschigen Augenbrauen hoch: „Versuch es mit ein paar Faxen. Du schaffst das schon.“
Der Hobgoblin tippte sich vielsagend an die Schläfe, doch er ging hinaus.
„ Leon kann ein richtiger Spielverderber sein!“, Flux hockte sich ins Gras und schmollte.
„ Na, kleiner Trotzkopf?“, Calep ließ wieder sein sonniges Gemüt sprechen. „Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen? Nimm es dir doch nicht so zu Herzen!“ Er pflückte sich eine Mäusegerste aus dem Gras und steckte sie sich in den Mundwinkel, so wie es die Kuhhirten weit draußen in der Prärie taten. „Wenn er nicht will, dann ziehst du eben mit mir weiter!“
Flux sah ihn mit großen Augen an. „Ehrlich?“, doch kaum hatte er das gesagt, meldete sich auch schon sein schlechtes Gewissen.
Calep grinste nur und setzte sich lässig zu ihm. Er legte Flux die Hand auf die Schulter und machte das Gesicht eines großen Fachmanns: „Ich denke, der Kollege mit den Pferdehufen meint es nicht böse.“
Das wusste Flux freilich auch selbst, aber er verstand das Theater trotzdem nicht.
„ Aber mir geht es doch gut“, murrte er, „warum macht er sich so viele Sorgen?“
Calep nahm die Ähre wieder aus dem Mund und tat nun ganz schlau: „Tja, mein Freund, das ist eines der größten Geheimnisse des Lebens. Man nennt es ‚erwachsen werden’. Ich finde jedoch die Bezeichnung ‚langweilig werden’ treffender.“
Flux sah ihn fragend an, das sollte also hinter dem Ganzen stecken?
Calep nickte untermauernd: „Oh ja, mein lieber Junge. So ist das. Kaum wird aus einem Jungen ein Mann, schon bekommt er Vatergefühle. Damit sind überspitzte Vorsicht und unsägliche Sorge verbunden. Bei werdenden Frauen ist es sogar noch schlimmer.“ Er machte ein sehr bedauerndes Gesicht: „Deinen Bruder scheint es schwer erwischt zu haben. Da niemand sonst da ist, führt er sich nun als Papa und Mama auf. Das heißt, dass er dich umsorgen will, denn es soll dir ja kein Leid zustoßen.“ Er seufzte, als würde es sich dabei um eine furchtbare Krankheit handeln. „Glaube mir, die Sorgen sind nur das erste Stadium. Danach baut sich der Erwachsene ein Haus, schuftet allein für die Familie, denkt kaum noch an sich und das Schlimmste ist: bei all dem vergisst er irgendwann seine Träume.“
Flux verschlug es die Sprache, das hörte sich ja schrecklich an!
Sein „Aufklärer“ juckte sich am Kinn: „Die meisten Erwachsenen scheinen sich bei all dem auch noch wohl zu fühlen. Nur wenige schlagen über die Stränge und gehen noch ein Wagnis ein.“
Flux musste an seine Mutter denken, sie war oft besorgt, sein Vater zeigte es nicht so deutlich wie sie, aber auch er war immer nur auf das Wohl seiner Söhne bedacht.
„ Kann man dagegen denn gar nichts tun?“, Flux begann, in seinem Gürtelbeutel zu kramen, vielleicht war ja auch ein Heilmittel gegen übertriebene Achtsamkeit dabei.
Calep betrachtete ihn dabei und lachte leise. „Dagegen ist kein Kraut gewachsen“, krähte er, „da hilft höchstens noch dein Bitte-Bitte-Blick.“
Leider hatte Flux diese „Waffe“ heute schon einmal eingesetzt. Ob sie auch noch ein zweites Mal funktionierte?
„ Gibt es keinen anderen Weg?“, Flux strengte sein Köpfchen an. „Was sind denn die ersten Kennzeichen für das Erwachsenwerden?“
Da musste Calep erst einmal scharf nachdenken: „Vielleicht der Bartwuchs?“ Feixend strich er sich über seinen eigenen Ziegenbart, „Doch, doch. Du wirst schon sehen, bald hat er so einen Vollbart wie der Löwenmann.“
Flux sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
„ Ich bin immun!“, Calep wedelte abweisend mit den Händen. „Glaub mir, bei mir sagt der Bart gar nichts. Ich bin zwar schon sechzehn, aber immer noch lebenslustig und abenteuergierig! Dass ich einmal so vorsichtig werde wie unser Kumpel, darauf kannst du lange warten!“
An und für sich war das ja schön und gut, aber wie konnte das Flux weiterhelfen?
„ Reicht es vielleicht, ihm den Bart abzurasieren?“
Calep zupfte sich am rechten Spitzohr: „Na, ich weiß nicht recht. Ich bin ja für den meisten Unsinn zu haben, aber ich glaube kaum, dass das eine Lösung ist.“
„ Wäre auch zu schön gewesen“, ein wenig entmutigt stützte der kleine Elf seinen Kopf auf die Hände.
„ Nun lass dir mal keine grauen Haare wachsen. Mein
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