Aus Vadims Sicht (Du + Ich = Wir Zwei)
zunichte gemacht, ohne überhaupt darauf einzugehen. Grace Montgomery, die seit ein paar Monaten die meisten Nächte mit mir verbringt, hat keine Chance, sie vom Thron zu stoßen. Offen gesagt bitte ich sie auch nicht darum. Es ist einfacher so. Eine gesunde Beziehung ohne Versprechungen und Vorwürfe. Aber es musste so sein, dass mir das Schicksal Alma wiederschenkt. Das ist grausam, wie wenn man einem Alkoholkranken, der gerade eine Entziehungskur macht, den besten
Single-Malt-Scotch
unter die Nase hält.
„Mr. King, wenn Sie irgendetwas brauchen, zögern Sie nicht, es mich wissen zu lassen!“, sagt Wilson und schüttelt mir die Hand.
Wie wäre es fürs Erste damit, dass du aufhörst, deine Show abzuziehen …
„Danke Joseph. Schönen Tag noch“, antworte ich einfach und steige schnell ins Auto.
Ich begrüße Henri, meinen Chauffeur, und er fährt sofort los. Endlich kann ich aufatmen. Nun ja, nicht ganz. Ich werfe reflexartig einen kurzen Blick in den Rückspiegel und erkenne sofort ihre Silhouette. Alma. Sie muss in Windeseile heruntergerannt sein. Wegen … mir?
Zehnmal schaue ich nervös auf die Uhr, zehn Minuten lang spricht mich Wilson auf ungeheure Weise dreist an. Dabei warte ich nur auf eins: dass sie kommt! Das macht keinen Sinn, weil ich ja weiß, dass ich ihr weder ins Gesicht sehen noch mit ihr sprechen will, aber so ist es nun einmal. Das Meeting muss stattfinden. Sie ist die stellvertretende Direktorin von King France und einige wichtige Themen müssen besprochen werden. Joseph wird die Stelle des Vermittlers einnehmen. Das hatte ich jedenfalls beschlossen, bevor dieser schwere Geschütze aufgefahren hat. Seine Unterwürfigkeit und faden Bemerkungen werden mich fertigmachen. Wenn dieses Gespräch noch eine Minute länger dauert, lasse ich ihn seine
Fashion
-Krawatte fressen.
Die Bürotür geht endlich auf. Alma fällt vor mir fast auf die Nase, aber kann sich gerade noch fangen. Schade. Ein Sturz hätte die Atmosphäre entspannt.
Aber was erzähle ich da?
Als Erstes fällt mir ihr kurzes, anthrazitfarbenes Kleid auf. Ziemlich kurz und furchtbar … enganliegend. Ich wende meinen Blick schnell ab, damit ich mich nicht von meinem Herzklopfen überrollen lasse, das immer schneller wird. Sie nicht begrüßen, zum Fenster gehen und die Aussicht betrachten, während ich ihr den Rücken zuwende: Für ein Arschloch gehalten zu werden, ist für mich kein Problem. Distanz zu bewahren, um mir nichts anmerken zu lassen, ist meine Priorität … meine Aufregung, meine Verbitterung, meine Gefühle, die wieder hochkommen. Ich möchte sie in den Arm nehmen, dieses Lächeln sehen, das mich entwaffnet, das mir in meinen Träumen immer noch keine Ruhe lässt.
Das wird böse enden …
Joseph zuzuhören, wie er eine Lobrede auf meine Ex hält, als ob ich sie nicht kennen würde, ist noch unerträglicher, als ich es mir vorgestellt habe. Ich zahle es ihm mit gleicher Münze heim und weise den Direktor mehrere Male in die Schranken, ohne mich dabei in Zurückhaltung zu üben. Auch wenn ich ihn überhaupt nicht ausstehen kann, bin ich mir trotzdem nicht sicher, dass er es verdient, mit so viel Verachtung behandelt zu werden. Folgsam nimmt er es hin, ohne zu murren, ohne sich auflehnen zu wollen. Entweder spinnt er oder er will es wirklich zu etwas bringen. Ehrgeiz ist für manche eine Waffe, vorausgesetzt sie wissen, wie man damit umgehen muss. Sein Handy klingelt, er geht ran, wartet auf ich weiß nicht was und verschwindet dann mit einer Entschuldigung.
Nichts geschieht wie geplant!
Ich spüre Almas Anwesenheit in meinem Rücken. Verärgernd, verwirrend, anregend … wie ihr Geruch. Dieser verdammte Duft von Orangenblüte, den sie schon all die Jahre trägt, der überall in der Luft hängt, wo sie ist, und der dafür sorgt, dass ich den Geruch ihrer Haut einatmen und diese berühren, streicheln möchte und mich darin verlieren möchte … Auf der Straße schaltet die Ampel auf Grün um und die Autos fahren los. Ich schaue immer noch aus dem Fenster und versuche, mich lieber auf dieses banale und langweilige Spektakel zu konzentrieren als auf das, was sich hinter mir zusammenbraut.
Plötzlich lässt mich ihre emotionsgeladene Stimme fast zusammenfahren.
„Hier sind wir nun, zwölf Jahre später.“
Bravo. Du kannst zählen. Fällt dir nichts Besseres ein?
„Ich dachte, ich sehe dich nie wieder.“
Ich auch nicht, und ich hätte nichts dagegen gehabt.
„Ich wusste nicht, dass du der
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