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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erschrecken. Aber sie stürzte zu Boden…«
    Morgause ließ Gwydion los und kniete neben Niniane nieder. »Du mußt sie unglücklich getroffen haben, mein Sohn. Sie ist tot. Du kannst nichts mehr für sie tun. Wir müssen den Hof benachrichtigen.«
    Gwydions Gesicht starrte sie entsetzt an. »Mutter! Der Hof, die ganzen Leute… Was wird Artus sagen?«
    Morgause spürte, wie sie weich wurde. Er war in ihren Händen, wie damals das kleine hilflose Kind, das Lot umgebracht hätte. Gwydions Leben gehörte ihr, und er wußte es. Sie drückte ihn an die Brust. »Mache dir keine Sorgen, mein Sohn. Dir wird deshalb nichts geschehen… nicht mehr als bei jedem Feind, den du in der Schlacht getötet hast«, redete sie beruhigend auf ihn ein und blickte siegessicher auf Ninianes leblosen Körper am Boden. »Sie könnte im Nebel abgestürzt sein… es ist ein langer Fall bis zum Fuß des Hügels«, sagte sie, blickte über die Mauerbrüstung und betrachtete nachdenklich die steile Felswand.
    »So… nimm du sie bei den Füßen. Was geschehen ist, ist geschehen. Was jetzt mit ihr geschieht, ist für sie ohne Bedeutung.« Der alte Haß auf Artus stieg wieder in ihr auf. Gwydion würde ihn stürzen, und er würde es mit
ihrer
Hilfe tun… dann würde sie an seiner Seite stehen, als die Herrin, die ihn auf den Thron gesetzt hatte! Niniane stand nicht mehr zwischen ihnen. Sie allein sollte seine Stütze und seine Hilfe sein…
    Lautlos verschwand der leichte Körper der Herrin von Avalon im Nebel. Später würde Artus nach ihr rufen lassen, und wenn sie nicht erschien, würde er Männer ausschicken, um sie zu suchen…
    Gwydion starrte wie gebannt in den Nebel. Einen Augenblick lang glaubte er den schwarzen Schatten der Barke von Avalon auf dem Wasser zwischen der Insel der Apfelbäume und der Dracheninsel zu sehen. Flüchtig schien er auch Niniane zu erkennen. Sie trug das schwarze Gewand der Todesbotin und griff aus der Barke nach ihm… dann war das Bild verschwunden.
    »Komm, mein Sohn«, sagte Morgause. »Du hast den Morgen bei mir in meinem Gemach verbracht. Den Rest des Tages mußt du mit Artus in der Halle sitzen. Vergiß nicht, du hast Niniane heute nicht gesehen… Wenn du Artus triffst, mußt du ihn nach ihr fragen. Sei vielleicht ein wenig eifersüchtig, als glaubtest du, sie in seinem Bett zu finden…«
    Es war Balsam für ihr Herz, als er sich an sie klammerte und murmelte: »Das werde ich. Das werde ich tun, Mutter. Du bist ganz gewiß die beste aller Mütter und die beste aller Frauen!« Morgause hielt ihn in den Armen, küßte Gwydion und genoß ihre Macht, ehe sie ihn wieder losließ.

13
    Gwenhwyfar lag mit weit offenen Augen in der Dunkelheit und wartete auf Lancelot. Aber ihr ging Morgauses Lächeln nicht aus dem Kopf – es lag beinahe etwas Boshaftes darin, als sie geflüstert hatte: »Ich beneide Euch, meine Liebe! Cormac ist ein netter junger Mann. Er ist auch leidenschaftlich… Aber er hat nichts von der Anmut und Schönheit
Eures
Geliebten.« Gwenhwyfar hatte den Kopf gesenkt und geschwiegen. Wie konnte sie Morgause wegen etwas verachten, das sie selbst tat? Aber die Lage wurde wirklich gefährlich. Der Bischof hatte in seiner Predigt am letzten Sonntag über Gottes Gebot
Du sollst nicht ehebrechen
gesprochen. Er sagte, die Treue der Frau sei eine der Wurzeln christlichen Lebens, denn nur durch Treue in der Ehe könnten Frauen die Sünde Evas sühnen. Gwenhwyfar erinnerte sich an die Geschichte der Ehebrecherin, die man vor Christus geführt hatte, der antwortete:
Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.
Und niemand konnte einen Stein werfen… Aber an
ihrem
Hof gab es viele, die ohne Sünde waren; Artus konnte den ersten Stein werfen. Christus hatte zu der Frau gesagt:
Gehe hin und sündige nicht mehr.
Und das mußte sie auch tun…
    Sie begehrte nicht seinen Körper. Morgause, die sich über den heißblütigen jungen Mann, der ihr Geliebter war, abfällig äußerte, hätte nie geglaubt, wie wenig
das
ihnen beiden bedeutete. Ja, er hatte sie wirklich nur selten auf die Weise genommen, die als Sünde und Schande galt. Das war nur damals in den ersten Jahren geschehen, als Artus es selbst so haben wollte, um festzustellen, ob Gwenhwyfar dem Reich einen Sohn gebären würde. Sie verschafften sich auf andere Weise Genuß, und sie empfand das in gewisser Weise weniger als Sünde. Es verletzte nicht so sehr Artus' eheliche Rechte auf ihren Körper. Und überhaupt, sie verlangte nicht viel. Sie

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