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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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kann.«
    »Wasser habe ich bereits bringen lassen. Es ist dort in dem Kessel am Feuer.« Morgaine zögerte und fügte scheu hinzu: »Es wäre mir eine Ehre, Euch behilflich sein zu dürfen, Herrin.«
    »Wenn du möchtest.«
    Viviane ließ sich von Morgaine aus den Überkleidern helfen und wusch sich. Man hatte ihre Satteltaschen heraufgebracht, und sie wählte ein grünes Gewand. Bewundernd ließ Morgaine den Stoff durch ihre Finger gleiten.
    »Es ist ein schönes Grün. Unsere Frauen können kein so zartes Grün färben. Sagt mir, woraus macht Ihr diese Farbe?«
    »Aus Waid.«
    »Ich dachte, damit färbt man nur blau.«
    »Nein. Für grün wird es anders zubereitet, gekocht und gebunden … aber über das Färben können wir uns später unterhalten, wenn du über Kräuterkunde etwas erfahren willst«, sagte Viviane. »Jetzt müssen wir uns anderen Dingen zuwenden. Sag mir, neigt dein Bruder zu solchen tollkühnen Abenteuern?«
    »Eigentlich nicht. Er ist kräftig und wagemutig. Aber er ist auch gehorsam«, antwortete Morgaine. »Einmal neckte ihn jemand, weil er ein Pony reitet. Er antwortete, die erste Pflicht eines Kriegers und Soldaten sei es, Befehlen zu gehorchen. Und er fügte hinzu, sein Vater habe ihm verboten, ein großes Pferd zu reiten. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb er
Thunder
reiten wollte. Trotzdem, es wäre ihm nichts zugestoßen, wenn…«
    Viviane nickte. »Ich wüßte gern, wer die Stute losgebunden hat und warum.«
    Morgaines Augen wurden groß, als sie begriff, was hinter diesen Worten lag. Viviane beobachtete sie und sagte: »Denk nach. Gab es andere Gelegenheiten, bei denen er nur knapp dem Tod entronnen ist, Morgaine?«
    Morgaine antwortete zögernd: »Im Sommer hatte er Fieber… aber im letzten Jahr hatten alle Kinder Fieber. Uther sagte, man hätte ihm nicht erlauben dürfen, mit den Kindern der Schäfer zu spielen. Bei ihnen hat er sich angesteckt… und vier der Kinder starben. Aber einmal wurde er auch vergiftet…«
    »Vergiftet?«
    »Isotta… und ich würde ihr mein Leben anvertrauen, Herrin, schwört, daß sie nur gesunde Zutaten in die Speise getan hat. Trotzdem wurde er so krank, als sei ein giftiger Pilz in seiner Grütze gewesen. Wie konnte das geschehen? Isotta kann die giftigen von den eßbaren Pilzen unterscheiden. Sie ist noch nicht so alt und sieht auch noch gut.« Wieder weiteten sich Morgaines Augen. »Herrin, glaubt Ihr wirklich, daß es jemanden gibt, der meinem Bruder Böses will?«
    Viviane zog das Mädchen neben sich auf die Bank. »Ich bin hierhergekommen, weil man mich gewarnt hat. Ich hatte noch keine Zeit herauszufinden, woher die Gefahr droht. Hast du immer noch das Gesicht, Morgaine? Als wir das letzte Mal miteinander sprachen, sagtest du…«
    Das Mädchen wurde rot und senkte den Blick. »Ihr habt mir aufgetragen, nicht darüber zu sprechen. Igraine sagt, ich soll meine Gedanken auf die wirklichen Dinge und nicht auf Tagträume richten. Deshalb habe ich versucht…«
    »In einem hat Igraine recht. Du darfst nicht leichtsinnig mit den Einmalgeborenen über solche Dinge reden«, entgegnete Viviane. »Aber zu mir kannst du immer offen sein. Mein Gesicht kann mir nur Dinge zeigen, die wichtig sind für die Sicherheit der Heiligen Insel und das Fortbestehen von Avalon. Uthers Sohn ist auch der Sohn deiner Mutter, und durch dieses Band wird dein Gesicht ihn finden und in der Lage sein, uns zu sagen, wer seinen Tod plant. Die Götter wissen wohl, König Uther hat Feinde genug.«
    »Aber ich weiß nicht, wie ich das Gesicht befragen soll.«
    »Wenn du willst, werde ich es dir zeigen«, erwiderte Viviane. Das Mädchen sah sie ängstlich an.
    »König Uther hat Zauberei an seinem Hof verboten.«
    »Uther ist nicht mein Herr«, entgegnete Viviane langsam, »und niemand kann über das Gewissen eines anderen herrschen. Glaubst du… es ist eine Sünde, wenn man versucht herauszufinden, ob jemand deinen Bruder ums Leben bringen wollte, oder ob es nur ein Unglück war?«
    Morgaine sagte unsicher: »Nein, ich glaube, es ist keine Sünde.« Sie schwieg, schluckte und fügte hinzu: »Und ich glaube nicht, daß Ihr mir zu etwas ratet, das böse ist, Tante.«
    Vivianes Herz krampfte sich zusammen. Was hatte sie getan, um dieses Vertrauen zu verdienen? Sie wünschte aus tiefstem Herzen, dieses zierliche, ernste Mädchen wäre ihre eigene Tochter – die Tochter, die sie der Heiligen Insel schuldete und ihr nie hatte schenken können. Obwohl sie im Alter noch gewagt hatte,

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