Baccara Exklusiv Band 98
Pläne leider nicht gut aus. Meine italienischen Investoren haben bereits angedeutet, dass sie vorhaben, sich zurückzuziehen. Ohne Ihren Mann, der die Restsumme durch Investoren hier in Neuseeland besorgen wollte, muss ich das Darlehen kündigen.“ Sie brauchte nicht zu wissen, dass es sich bei den italienischen Investoren um seine eigene Firma handelte oder dass das Vorhaben – im großen Stil Olivenöl aus ökologischem Anbau zu vertreiben – noch in den Kinderschuhen steckte. Doch das Darlehen existierte wirklich.
„Das Darlehen kündigen? Einfach so?“ Ängstlich riss sie die Augen auf, sodass sie in ihrem bleichen Gesicht geradezu riesig wirkten.
Für einen kurzen Moment verspürte Raffaele einen Anflug von Mitleid, doch dann siegte sein Verstand. Wegen dieser Frau würde ein Kind ohne seine leiblichen Eltern aufwachsen. Da gab es keinen Platz für Mitleid in seinem Umgang mit ihr. Auf die eine oder andere Art und Weise würde sie teuer für das bezahlen, was sie seiner Familie angetan hatte.
„ Sì . Einfach so. Ich nehme an, Sie ziehen es vor, dass ich mich direkt an Ihren Anwalt wende?“
Sie antwortete nicht. Man hätte meinen können, sie habe sich so weit in sich zurückgezogen, dass sie für alles und jeden unerreichbar war. Hatte er sie zu sehr gedrängt? Möglich. Schließlich hatte sie erst am Nachmittag ihren Mann begraben. Vielleicht hätte er einen Tag länger warten sollen.
Hatte Maria einen weiteren Tag? Unvermittelt schoss ihm diese Frage durch den Kopf. Nein, vermutlich nicht. Er streckte die Hand aus und berührte die schweigende Frau, die ihm gegenüberstand, kurz am Arm.
„Mrs Whittaker?“
Sie entzog sich ihm augenblicklich, als habe er ihren nackten Unterarm mit einem glühenden Feuerhaken berührt.
„Ich … ich hole Ihnen seine Karte.“
Wieder vollbrachte sie diese wundersame Verwandlung und schien nach tiefster Geistesabwesenheit jedes Körnchen Gelassenheit in sich aufzuspüren, um nach außen hin vollkommen selbstsicher zu wirken.
Ruhigen Schrittes ging sie nach nebenan, ins Schlafzimmer, wie Raffaele vermutete. Während sie weg war, sah er sich um und schätzte dabei ab, was jeder Gegenstand im Raum gekostet haben mochte. Die makellos schönen Möbel und die moderne Kunst an den Wänden gefielen ihm nicht besonders. Er zog in seinem Zuhause Wärme und Behaglichkeit vor – ebenso wie bei seinen Frauen.
Unvermittelt fiel sein Blick auf einen Haufen zerrissener Fotos neben der Couch. Er bückte sich und hob einen Schnipsel auf. Sie hatte es also gar nicht abwarten können, jedes kleine Andenken an ihren Mann loszuwerden. Er biss die Zähne zusammen und ließ das Stückchen Erinnerung an einen anderen Mann wieder auf den Boden fallen. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen. Lana Whittaker verdiente kein Mitgefühl.
Als sie mit einer weißen Visitenkarte zurückkam, zögerte er ein wenig, um sie warten zu lassen. Als er schließlich die Hand nach der Karte ausstreckte, sah er ihr direkt ins Gesicht und streifte absichtlich ihre Finger.
Ihre Pupillen weiteten sich bei seiner Berührung. Interessant, dachte er. Sie war nicht immun gegen seine Berührung. Wirklich sehr interessant.
Ihre Stimme klang kühl, als sie endlich etwas sagte, obwohl ihre Wangen plötzlich leicht gerötet waren. „Ihre zehn Minuten sind um. Bitte wenden Sie sich in Zukunft direkt an Mr Munroe.“
„Natürlich. Gute Nacht, Mrs Whittaker.“
„ Adieu , Mr Rossellini.“
Bei ihrer Betonung musste er lächeln. Sie konnte nicht umhin, es zu merken, ehe er sich umwandte und ging. Er ließ sie das letzte Wort haben – diesmal. Sie würde sich noch wundern, wenn sie glaubte, sie hätte ihn zum letzten Mal gesehen.
2. KAPITEL
In dem Moment, als die Wohnungstür ins Schloss fiel, begann Lana zu zittern. Kyle schuldete auch diesem Mann Geld? Was hatte er sonst noch vor ihr verheimlicht?
Als sie nach drei Jahren Ehe erfahren hatten, dass sie nie eigene Kinder haben würden, hatte sie sich in ihre karitative Tätigkeit gestürzt und Kyle nach und nach die gesamte Verantwortung für ihre finanziellen Angelegenheiten überlassen. Das hatte ihm nichts ausgemacht, schließlich galt er als Finanzgenie.
Wie lange hätte sie wohl gebraucht, um ihm auf die Schliche zu kommen, wenn er nicht bei dem Autounfall ums Leben gekommen wäre? Wie lange hätte sie weiterhin in falscher Sicherheit gelebt?
Sie war zutiefst müde und erschöpft und hatte das Gefühl, in den letzten achtundvierzig
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