Baccara Extra Band 5 (German Edition)
Projektmanager weit und breit nicht zu entdecken.
Als sie in den dunklen Schacht griff, hatte sie sofort das unanständige Verlangen, ihm an den Po zu fassen. Aber sie beließ es dabei, kurz über Nicks Finger zu streichen, bevor sie ihm das Infrarotglas reichte. Natürlich merkte er auf Anhieb, dass sie nicht sein Projektmanager war.
Er schwang herum und stieß sich ordentlich den Kopf. „Verdammt!“
Einige Studenten lachten, doch ein Blick von Julienne brachte sie schnell zum Schweigen.
„Hallo, Dr. Fairfax“, grüßte sie ihn.
„Hallo, Dr. O’Connor“, lautete seine Antwort. Er musterte sie einen Moment lang, ehe er die Gruppe von Studenten überflog, die alle auf ihn herabstarrten wie das Kaninchen auf die Schlange.
„Sie sind im sechsten Semester. Offiziell bin ich jetzt seit zwei Jahren ihre Professorin.“
Ihre Truppe verhielt sich großartig. Bescheiden antworteten sie auf Nicks Fragen und versprachen ihm hoch und heilig, hart mitzuarbeiten.
Nick war zufrieden mit dem, was er zu hören bekam.
„Wir brauchen hier jede Hilfe, die wir kriegen können. Die eigentliche Arbeit hat noch gar nicht richtig angefangen. Das Theater hält bestimmt die eine oder andere Überraschung für uns bereit. Ihr seid die ersten Praktikanten, die mit einem erfahrenen Designteam der ADF zusammenarbeiten dürfen“, erklärte er der Studentengruppe. „Fangt mit der Erfassung der Sitzplätze an. Wenn ihr damit fertig seid und sie nach draußen gebracht sind, könnt ihr den Fußboden erfassen. Dann sehen wir weiter.“
„Habt ihr gehört?“, wollte Julienne wissen. „Wir beginnen beim Orchestergraben und arbeiten uns anschließend nach hinten durch. Schnappt euch eure Ausrüstung und nehmt die Lampen mit. Wendy, bitte nehmen Sie meine Aktentasche. Ich komme gleich nach.“
Sie drehte sich zu Nick herum und sah, wie er aufmerksam ihre Studenten beobachtete, die gerade durch den Zuschauerraum trotteten.
„Warst du damals auch so begeistert bei der Sache?“, fragte er.
„Zu dem Zeitpunkt, als ich mein Studium aufnahm, war das alles längst Routine für mich. Wie steht’s da mit dir?“
„Ich war immer mit Feuer und Flamme dabei.“ Er räusperte sich. „Ich bin heute den ganzen Tag über hier, für den Fall, dass du was brauchen solltest. Frag einfach mich oder Dale. Er läuft hier ebenfalls irgendwo rum.“
„Mach ich.“
„Na dann, meine Schöne, viel Spaß.“
„Den werde ich bestimmt haben, danke.“ Gerade noch konnte sie der Versuchung widerstehen, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihm einen Kuss zu geben.
Stattdessen verwendete sie ihre Energie darauf, ihren Studenten Arbeitsanweisungen zu erteilen. Sie sollten zunächst einmal die Sitze abmontieren, deren Zustand kontrollieren und anschließend die Schäden auf einem Auswertungsbogen festhalten, den Julienne gestern Nacht noch erstellt hatte.
Während die Studenten diese Aufgabe erledigten, überwachte sie alles und half ihnen. Jeder einzelne Gegenstand, den sie katalogisierten und exakt beurteilten, würde Nick beträchtlich weiterhelfen. Nick oder Dale kamen gelegentlich vorbei, um zu sehen, wie sie vorankamen. Die Atmosphäre war entspannt und professionell, und Jules gratulierte sich zu ihrer Idee, Nick ihre Mitarbeit anzubieten.
Nick machte eine kleine Pause, seine erste, seit er heute Morgen gegen fünf auf die Baustelle gekommen war. Er holte ein riesiges Sandwich heraus, biss ein großes Stück ab und sah Jules bei der Arbeit zu.
Die merkte nichts davon und agierte völlig natürlich. Einige Haarsträhnen hatten sich aus dem Pferdeschwanz gelöst und fielen ihr locker ins Gesicht. Sah irgendwie niedlich aus.
Jules hatte seinen Alltagstrott glücklicherweise ganz schön durcheinandergebracht. Während der letzten Jahre hatte er sich oft leer gefühlt. Arbeit war nicht alles, und die Frauen, mit denen er sich getroffen hatte, waren auch nicht die Erfüllung gewesen.
Auch seine Eltern waren nicht glücklich miteinander gewesen. Sein Vater, der Bundesrichter war, verbrachte die Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang meistens allein in seinem Büro. Er tauchte zu Hause nur auf, um gleich wieder mit seinen Kollegen oder einer neuen Freundin auf ein Golfwochenende zu verschwinden. Seine Mutter füllte die gleichförmig verlaufenden Tage mit stumpfsinnigen Wohltätigkeitsveranstaltungen oder Besuchen bei Freunden aus.
Nick konnte sich nicht daran erinnern, seine Eltern jemals gemeinsam am Tisch beim Essen gesehen zu haben. Sie
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