Baccara Extra Band 5 (German Edition)
romantische Liebe nahm unaufhaltsam ihren Lauf, obwohl sie doch wusste, dass sie die Beziehung mit Nick eigentlich sofort hätte beenden müssen.
Sie hatte ein ganz schönes Durcheinander angerichtet, und sie fühlte sich sehr, sehr schuldig. Zum einen log sie Onkel Thad an. Zum anderen führte sie Nick an der Nase herum. Das waren keine besonders schönen Züge! Als die ganze Sache ins Rollen kam, hatte sie sogar ihren Job eingesetzt, um diese wilde Affäre überhaupt erst anzufangen.
Sie nahm sich ständig vor, ihm zu sagen, es wäre besser, sich nicht mehr zu sehen. Doch auch das endete stets in einer wilden Knutscherei.
Jules ließ die ganze Sache einfach laufen. Julienne musste notgedrungen mitspielen. Vielleicht hatte der böse Junge sie ja bald satt und würde weiterziehen? Oder möglicherweise könnte sie sich ja wirklich in die leidenschaftliche Frau verwandeln, die sie vorgab zu sein?
Böse Mädchen spielten ihre Rolle konsequent.
Konnten sie das wirklich?
Nick pfiff vergnügt vor sich hin und riss die Tür des Bauwagens weit auf. Dabei hätte er fast Dale umgeworfen, der gerade auf dem Weg ins Innere war.
„Menschenskind, Nick.“ Dale wich blitzschnell einen Schritt zurück, um einer gebrochenen Nase zu entgehen. „Könntest du vielleicht in Zukunft ein bisschen besser aufpassen?“
„Darauf würde ich mich nicht verlassen!“, rief Betty ihm von ihrem Schreibtisch aus zu. „Nick hat sich von einem Praktiker in einen Träumer verwandelt.“
„Tut mir leid“, murmelte Nick, während er die letzte Stufe herunterstieg, um Dale vorbeizulassen.
Dale sagte ihm, dass er die Tür hinter sich zumachen könnte. „Ich muss da gar nicht rein. Ich habe lediglich nach dir gesucht.“
„Was ist denn los?“
„Das sollte ich dich fragen. Gerade hast du noch lustig gepfiffen, und jetzt guckst du böse. Da komm ich irgendwie nicht ganz mit.“
Nick zuckte die Schultern. „Ich bin überzeugt, dass Betty über Julienne und mich Bescheid weiß.“
„Gut möglich. Du kannst nicht abstreiten, dass deine Laune stark davon abhängt, ob du mit ihr in der Falle warst oder nicht. Das fällt mittlerweile schon jedem hier auf.“
„Im Ernst?“
Dale winkte ab. „Bei den schmachtenden Blicken, die du dieser wunderbaren Professorin den ganzen Tag zuwirfst? Von den kleinen Wochenendausflügen einmal abgesehen. Was glaubst du, werden sich deine Leute da wohl zusammenspinnen?“
„Also wissen alle Bescheid.“
„Aber natürlich tun sie das. Sie freuen sich für dich.“ Dale musterte ihn prüfend. „Uns würde echt interessieren, welche Auswirkungen eine Trennung auf unsere Zusammenarbeit haben würde. Würdest du Julienne und ihre Studenten dann einfach kurzerhand nach Hause schicken?“
„Eine Trennung?“
„Ja, der Tag, an dem du von der wunderbaren Julienne zu neuen Ufern aufbrichst. Nur der Neugierde halber, wann wird das in etwa sein?“
„Sag so was nie wieder. Im Ernst, Dale.“
Zu Nicks Überraschung lachte Dale. „Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass sie ganz anders als deine bisherigen Gespielinnen ist?“
„Sie ist anders. Also halt den Mund, wenn es um sie geht, klar?“
„Jetzt hör mir mal zu, Kumpel. Ich bin bestimmt der Erste, der offen zugibt, wie sehr sich Julienne von den üblichen Mädels unterscheidet. Sie ist nicht nur ein Hingucker, sondern kennt sich auch fachlich gut aus und ist ein total liebes Mädchen. Ein Jammer, dass du bei ihr keine Chance hast und ihrer nicht würdig bist.“
„Wie kommst du denn darauf?“
„Du bist ein Herzensbrecher, Kumpel. Sie ist ein nettes Mädchen. Du musst sie mit Anstand und Respekt behandeln. Davon hast du leider nicht die geringste Ahnung.“
Das gab Nick zu denken. Er starrte zum Fluss hinüber und suchte den blauen Himmel nach Zeichen ab, die Aufschluss geben könnten, wann er so egoistisch geworden war.
Wenn er so seine letzten Wochen mit Jules Revue passieren ließ, musste er zugeben, dass nicht nur er selbst, sondern auch seine ganze Arbeit enorm von ihrer Verbindung profitiert hatte. Jules und ihren Studenten war es gelungen, seine Begeisterung auf eine Weise neu zu entfachen, die er vorher nie für möglich gehalten hätte. Diese Frau wirkte Wunder.
Respekt. Behandelte er Jules mit weniger Respekt, als sie eigentlich verdiente? War das der Grund, warum sie sich nur außerhalb von Savannah sehen konnten?
Letztlich behandelte sie ihn genauso, wie er sie Dales Meinung nach behandelte. Er war ein
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