Baccara Extra Band 5
Geschäft, sondern nur sein Vergnügen im Sinn. Und seine Avancen ließen sie Harry nur umso mehr vermissen. Harry mochte ja auch ein Playboy sein, aber nie würde er sich so plump benehmen wie Brett. Eigentlich hätte sie es besser wissen müssen. Den Abend im Hotelzimmer zu verbringen wäre vielleicht langweilig gewesen, aber wenigstens hätte sie ihre Selbstachtung behalten.
„Ich muss wirklich zurück“, erklärte sie. Und dann, mit festerer Stimme. „Danke für den netten Abend.“
„Sie können doch nicht einfach gehen, jetzt wo es erst anfängt, richtig nett zu werden“, sagte Brett enttäuscht. Anscheinend war er es nicht gewohnt, zurückgewiesen zu werden.
Megan zwang sich zu einem Lächeln. Es wäre besser, diplomatisch zu sein und ihn nicht vor den Kopf zu stoßen. „Doch, leider. Aber es war wirklich sehr nett mit Ihnen. Sie sind ein charmanter Unterhalter.“
Die Lüge wirkte. Zumindest nahm er sein Armani-Jackett und folgte ihr hinaus.
„Ich hätte Ihnen so gern noch den Blick von meinem Apartment gezeigt. Er ist wirklich fantastisch.“
„Das glaube ich gern. Aber nein danke.“ Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und ging zum Ausgang. Brett folgte ihr.
Nie kommt ein Taxi, wenn man es braucht, dachte sie. Und sie würden zwei brauchen. Das hatte sie dem Portier gleich gesagt. „Geht in Ordnung“, hatte der Mann ihr versichert.
Obwohl es eine laue Maiennacht war, fröstelte sie.
Brett trat neben sie. „Darf ich Ihnen wenigstens einen Gutenachtkuss geben?“
Auch das noch. Megan trat erschrocken beiseite. „Nein, das wäre keine gute Idee. Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns, Brett. Und ich verbinde niemals Geschäftliches mit Privatem. Tut mir leid.“ Wo blieb nur das Taxi?
Er beugte sich zu ihr. Sein Atem roch nach Rauch und Whisky. „Ein Küsschen wird doch nicht schaden.“ Er griff nach ihrem Arm.
„Nein, das ist mir zu riskant.“ Aus dem Augenwinkel sah sie das ersehnte Taxi ankommen. Gerettet! Sie legte Brett die Hand auf die Brust und schob ihn sanft von sich weg. Der Portier hatte bereits den Schlag für sie geöffnet. „Gute Nacht.“
Ein paar Sekunden später saß sie sicher im Taxi. Auf dem Weg zum Hotel schlug sie die Hände vors Gesicht. Wie hatte sie bloß so dumm sein können?
Das Telefon schrillte, und Harry, der ganz in Gedanken versunken vor dem Fernseher saß, fuhr erschrocken zusammen.
„Megan?“
„Nein. Warum sollte es Megan sein? Ist sie nicht da?“
„Hallo, Grandpa.“ Harry sah auf die Uhr. Es war fast elf, ziemlich spät für einen alten Knaben wie Grandpa Joe. „Nein, sie ist ausgegangen.“
„Ach.“ Die Stimme seines Großvaters klang enttäuscht. „Ich rufe so spät an, weil ich dich auf jeden Fall erwischen wollte.“
„Ich war den ganzen Abend hier“, sagte Harry. Vom Fernseher kamen Gewehrsalven, und er stellte den Ton leiser.
„Wirklich? Sehr ungewöhnlich für dich.“
Harry hatte es längst aufgegeben, seinem Großvater zu widersprechen, und schwieg.
„Jedenfalls wollte ich dir sagen, dass ich sehr glücklich bin über den Verlauf der Verhandlungen. Dein Team hat sehr gute Arbeit geleistet. Übrigens werde ich am Sonntagabend nach New York kommen, damit ich am Montag früh bei der Pressekonferenz dabei sein kann. Ich habe Sally schon beauftragt, für dich und Megan Flüge für Montagnachmittag zu buchen. Die anderen fliegen schon am Freitag zurück, das heißt morgen. Hörst du mir überhaupt zu?“
„Ja, ja.“
„Sally wird euch allen morgen früh per E-Mail mitteilen, wann ihr fliegt.“
„Schön.“ Harry blinzelte. Der Western war ohne Ton etwas langweilig.
Hatte Grandpa Joe gerade gesagt, dass Megan übers Wochenende noch in New York bleiben würde? Er hatte sicher nicht richtig zugehört.
„Hat Megan schon viel von der Stadt gesehen?“
„Keine Ahnung“, erwiderte Harry. Er wusste wirklich nicht, wohin sie mit Brett gegangen war. Hoffentlich nicht mit in seine Wohnung. Obwohl ihn das eigentlich nichts anging. Es sei denn, sie vermasselte den Geschäftsabschluss …
„Du sollst mit ihr ausgehen. Hörst du mir überhaupt zu? Du kennst doch die Stadt recht gut. Ich möchte nicht, dass sie sich langweilt. Geh morgen mit ihr ins Museum oder irgendwohin, wenn ihr mit der Arbeit fertig seid.“
Das würde er ganz bestimmt nicht tun. Nachdem sie mit Brett herumgemacht hatte. „Ich nehme an, sie hat schon was vor.“
„Aber ihr versteht euch doch ganz gut, oder?“ Grandpa Joes Stimme
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