Baccara Extra Band 5
Verhältnis zwischen ihnen wäre fürchterlich angespannt.
Er verfluchte sich. Wie hatte er es so weit kommen lassen können, wo er doch wusste, dass sie einem anderen gehörte? Er hatte sie nach allen Regeln der Kunst zu verführen versucht. Noch dazu, wo sie beschwipst war. Wütend kippte er den Rest aus der Weinflasche in den Ausguss.
Nicht nur hatte er gegen sein Prinzip gehandelt, nie wieder etwas mit der Frau eines anderen Mannes anzufangen, sondern er hatte auch die Anstandsregeln gegenüber einer Kollegin verletzt. Sein Großvater hatte ihn als Megans Mentor eingesetzt, nicht als ihren Liebhaber.
Und plötzlich war er auch wütend auf Darci, die den besten Kuss seines Lebens unterbrochen hatte. Und vor allem auf Megan, weil sie verlobt war und bei Jacobsen arbeitete. Hätte er sie nicht woanders treffen können?
Er schlug mit der Faust auf den Tisch, nicht sehr fest, aber doch fest genug, um seine Wut zu entladen. Nein, er konnte niemand anders dafür verantwortlich machen. Darci hatte ihn immerhin davor bewahrt, einen noch größeren Fehler zu begehen. Und Megan konnte auch nichts dafür. Nein, die Schuld lag ganz allein bei ihm.
Er beschloss, Megan künftig aus dem Weg zu gehen. Auf keinen Fall könnte er es ertragen, ständig in ihrer Nähe zu sein und sie nicht berühren zu dürfen.
Sobald er wieder in Saint Louis war, würde er Grandpa Joe bitten, ihr einen anderen Mentor zuzuteilen. Inzwischen musste er versuchen, sie sich aus dem Kopf zu schlagen. Die Frage war bloß, wie.
6. KAPITEL
„Es hätte nicht passieren dürfen. Ich hatte zu viel Wein getrunken und …“
Wie erwartet, hatte Megan am Morgen zu der unvermeidlichen Tirade angesetzt, aber Harry hatte bloß die Hand gehoben. „Bitte keine Entschuldigungen. Wir wollen die Sache einfach vergessen.“
Zwischen ihren Augenbrauen erschien eine niedliche Falte, und der Mund, den er gestern so leidenschaftlich geküsst hatte, formte ein kleines O. Fast tat es ihm leid, dass er so brüsk gewesen war.
„Okay“, hatte sie schließlich gesagt, bevor sie sich wieder neben Brett Althoff setzte. Der Mann wurde Harry zunehmend unsympathischer.
Jetzt war es Nachmittag, und wenn es so weiterging, würde Brett gleich auf Megans Schoß sitzen. Harry runzelte die Stirn. Gut, dass die Sache hier bald beendet war.
„Mein Großvater, Joe Jacobsen, könnte am Montag nach New York kommen, um zu unterzeichnen“, sagte er zu Brett. „Sind Sie damit einverstanden?“
„Absolut“, erwiderte Brett. „Wir werden den Vertrag bis dahin fertig machen.“
„Gut.“ Gereizt beobachtete er, wie Brett Megan etwas ins Ohr flüsterte. Sie errötete. Harry biss die Zähne zusammen.
„Dann können wir ja für heute Schluss machen“, sagte er zu den anderen gewandt. Nach und nach standen alle auf und verließen den Raum. Aber Brett schien es heute nicht so eilig zu haben, obwohl er sonst immer als Erster verschwunden war. Er unterhielt sich immer noch angeregt mit Megan.
Eifersucht war kein sehr vertrautes Gefühl für Harry, aber jetzt musste er an sich halten, um dem Mann nicht an die Gurgel zu gehen.
Doch am meisten ärgerte er sich über sich selbst, dass er es so weit hatte kommen lassen. Ging Megan ihm schon derart unter die Haut? Dabei hatte sie sich längst mit einem anderen getröstet.
Er hatte eine schreckliche Nacht hinter sich. Die Erinnerung an ihren leidenschaftlichen Kuss war ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Ständig war er aufgewacht, erhitzt und mit kaum zu bändigendem Verlangen. Um fünf hatte er es schließlich aufgegeben und kalt geduscht. Aber auch das hatte nicht viel genützt.
Megan lachte plötzlich auf, und Harry kniff die Lippen zusammen. So konnte es nicht weitergehen.
Bisher war er in der Liebe nie zimperlich gewesen und hatte sicher viele Frauenherzen gebrochen. Es lag nicht an den Frauen, sie waren alle nett gewesen. Aber er konnte einfach keine Leidenschaft mehr vortäuschen, nachdem er eine Frau erobert hatte. Sein Cousin Shane war genauso wie er.
Aber Harry wollte sich ändern. Vielleicht, weil er inzwischen dreißig war. Seit einem Jahr versuchte er ernsthaft, eine langfristige Beziehung einzugehen. Er hatte viele Frauen kennengelernt, aber sich einfach nicht verlieben können.
Jedes Mal war Grandpa Joe enttäuscht gewesen. Er wollte Harry unbedingt verheiraten, damit er und seine Frau endlich Urenkel bekämen.
Aber all diese Überlegungen trugen nicht zur Lösung seines Problems mit Megan bei. Obwohl … vielleicht
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