Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
Vom Netzwerk:
Einen Schock nach dem anderen. Erst würde es ihn in Staunen versetzen, dann die Wunde wieder aufreißen, die der Tod meiner Mutter geschlagen hatte, dann erfreuen, dann mit Liebe erfüllen, wie Brandy einen Kuchen durchtränkt. Er würde sie die ganze Zeit über sehen wollen. Das würde alles nur noch komplizierter machen.
    »Konstantinov sollte das Bett nicht verlassen«, meinte ich, »ganz zu schweigen davon, im Schnee herumzugeistern.«
    »Tja, so ist Mike nun mal. Die russische Seele.«
    Zoë und Lorcan schliefen nebeneinander in einer neuen (größeren) Wiege neben mir. (Entschuldbarer Wahnsinn, dass ich sie buchstäblich nicht aus den Augen lassen wollte. Zeitweilig entschuldbar. Aber wenn ich mir das nicht bald abgewöhnte, würde es zu Gift werden. Sie eng beieinander schlafen zu sehen, war sich endlos erneuernde Freude. Ich stand verzaubert da, war unaussprechlich glücklich, glücklich bis in die Fingernägel, Zähne, Bauch, Handflächen und Brüste. Dann ging ich, um die Vorhänge zuzuziehen oder noch einen Scheit ins Feuer zu legen, und wenn ich zurückkehrte, war da dieselbe Freude wieder von vorn, vollkommen erneuert, ganz neu und selbst überrascht. Die Schönheit eines bedeutungslosen Universums ist die Tatsache, dass du nicht kriegst, was du verdienst.) Fergus war zurück in London und ging profitabel verächtlich mit seinem Geld um, weil es dumm war. Lucy und Trish waren in der Küche und hatten die zweite Flasche Bordeaux halb geleert, Trish versuchte Lucy nicht nur das Rauchen beizubringen, sondern auch das Selberdrehen; sie hatte sie davon überzeugt, dass Zigaretten ihr keinen Schaden zufügen würden, solange kein Silber darin war. (›Wenn das Rauchen vollkommen harmlos wäre‹, hatte Jake geschrieben, ›dann würden alle rauchen.‹) Madeline war im oberen Badezimmer und bereitete sich langsam und ausgiebig vor: Cloquet wusste es noch nicht, aber in dieser Nacht würde sie ihn umfassend flachlegen. Gefährlich, das fanden alle, aber wir waren nach allem, was wir durchgemacht hatten, leichtsinnig und aufgedreht, und Madeline, wie ich wusste, hatte Mitleid mit ihm. »Und außerdem«, sagte sie, »hab ich noch nie mit einem Franzosen geschlafen.« Sie wollte kein Geld dafür nehmen. »Sei nicht albern. Ich hab’s wahrscheinlich nötiger als er. Du hast ja gut reden mit deinem Liebesgeplänkel. Falls du es vergessen hast, hab ich auf deinen Nachwuchs aufgepasst, als ich, na du weißt schon was, hätte machen können.« Ja, das hatte sie. Sie hatte all das ermöglicht – und mir auch noch Walker zum Geschenk gemacht, ohne Wenn und Aber. »Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, was für ein guter Mensch du bist?«, hatte ich sie gefragt. Es war ein merkwürdiger Augenblick gewesen. Wir waren allein in ihrem Zimmer, sie saß am Schminktisch, ich stand mit einer Tasse schwarzem Kaffee in der Hand am Fenster, in diesem besonderen Nachmittagslicht, das man nur bei Schnee bekommt. Ich hatte nicht beabsichtigt, es so ernst klingen zu lassen, aber mir war eingefallen, dass Jake geschrieben hatte, dass er sich wünschte, sie mehr geküsst zu haben, und gleichzeitig hatte ich eine Ahnung von einer jammervollen Zeit in ihrem Leben bekommen; sie war siebzehn, achtzehn gewesen, neu in London, verängstigt, verloren. Sie hatte eine große Lederjacke getragen, weil sie sich wie ein Freund anfühlte, den sie stets bei sich hatte. Sie war in falsche Situationen geraten. Dann hatte sie Leute kennengelernt und mit diesem ›Leben‹ angefangen. Bis zum Fluch hatte sie in ununterbrochener Einsamkeit und Angst gelebt. Ich hatte nicht beabsichtigt, es so ernst klingen zu lassen, aber das nun unverstockte Herz des Pharao war in seinen Aufwallungen unberechenbar. Madeline wollte es gerade abtun – »Ja, ja, Schwamm drüber« –, stellte aber fest, dass sie das nicht konnte, weil wir uns ansahen und sie wusste, dass ich es so meinte, und niemand hatte das jemals zu ihr gesagt und es auch gemeint, und plötzlich waren wir beide den Tränen nah, und versuchten, sie wegzulachen, aber das machte es nur noch schlimmer, und wir beide vergossen lachend ein paar Tränen und wussten, wir konnten nichts anderes tun, als diesen Augenblick zu erleben und vergehen zu lassen. Irgendwann meinte Madeline: »Ist schon okay, weißt du, ich mach das nur noch, wenn ich auch will.« Dann lachte sie wieder und fügte hinzu: »Ich will eben nur immer. Ich kann’s einfach nicht lassen.«
    Ich hörte Cloquet oben in seinem Zimmer,

Weitere Kostenlose Bücher