Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
Vom Netzwerk:
Kiefern, Steineichen, Kreta-Ahorn. Nach Holz riechende Luft und ein Gefühl von Zuflucht. WOKOP war uns nicht gefolgt. Ich glaubte zu verstehen: ›Aber sie bezahlen uns‹, hatte Murdoch gesagt. Damit meinte er die Fünfzig Familien. Sie hatten die Schüler nicht aufspüren können und die Jagdgesellschaft mit der Suche beauftragt. Der Job war erledigt, kein Vampirblut klebte an Vampirhänden. Und ein Bonus, wenn Sie die Werwölfe am Leben lassen. Das Projekt Helios hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die lykanthropen Gene den Schlüssel zur Tageslichttoleranz in sich bargen.
    Der Mond war fast völlig verdeckt. Ich hatte mich gefragt, ob das wohl einen Unterschied machen würde. Tat es nicht. Wenn überhaupt, dann war Wolf noch wilder. Meinem Appetit hatte das jedenfalls keinen Abbruch getan. Wir hatten den Vertrauten in mehrere Happen zerrissen, und Walker und ich hatten unseren Anteil in zwei Minuten verschlungen, ohne groß den Kopf zu heben. Trish und Fergus hatten sich zum Vögeln verdrückt. Nach ein paar Augenblicken mit Händen zu greifenden Zögerns war Lucy ihnen gefolgt. ›Jedenfalls war es dann vorbei‹, erinnerte ich mich, hatte sie gesagt. ›Es gibt kein altes Leben mehr für mich.‹
    Walker war offensichtlich ganz aufgebracht. Er wollte mich (und wusste, dass ich ihn wollte), aber er wusste, ich würde Lorcan nicht wieder verlassen. Nicht jetzt.
    GEH MIT IHNEN. ICH MÖCHTE ES.
    Nebelhaft und verträumt und vor Erleichterung enthemmt, wollte ich es. Der Gedanke daran, dass er sich mit Trish oder Lucy vergnügte (oder Fergus, falls der Fluch auch andere Gewissheiten zerschlagen hatte) oder mit allen dreien, machte mir nicht die geringsten Sorgen, weil ich wusste, wie gut ihm das tun würde. Es machte mir nicht nur keine Sorgen, es erfüllte mich mit stiller, gütiger Freude. In diesem Augenblick schien mir die Vorstellung von Monogamie grotesk, dem Leben zuwider und absurd.
    KEINE ZEIT. MIKE.
    Erleichterung dieses Ausmaßes ging offenkundig mit Idiotie einher. Natürlich gab es dafür keine Zeit. Konstantinov musste behandelt werden. Sobald wir uns orientiert hatten, mussten wir weiter. Die anderen würden sich entweder verlieren oder uns einholen, aber so oder so war mit ihrem Wolf nicht mehr zu diskutieren.
    NICHT SICHER.
    Mia, meinte er. Ihr Bein (sie hatte den Schienbeinknochen mit der Hand hineingeschoben) heilte wer weiß wie schnell, und obwohl sie mir nicht viel antun konnte, waren da noch Cloquet und Konstantinov, an die ich denken musste. Sie konnte bereits wieder gehen, wenn auch mit einem offenkundig entsetzlich schmerzhaften Humpeln.
    SCHON OKAY. PASS AUF.
    Ich warf ein kleines Stöckchen nach Cloquet, der an einem Baum lehnte, so als müsse er sich gleich übergeben, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Ich wies auf Mia und hielt mir dann ein imaginäres Handy ans Ohr.
    »Verstehe ich das richtig?«, fragte Cloquet. »Das ist der Augenblick, von dem wir sprachen?«
    Mia beobachtete alles ganz genau. Ich nickte: ›Ja. Los jetzt.‹
    Cloquet wandte sich an Mia. »Caleb sitzt im Keller eines Hauses in dem Städtchen Lymington an der Südküste Englands«, erklärte er ihr. »Ich schicke Ihnen jetzt eine SMS mit der Adresse. Ein Arzt kümmert sich um ihn, der ihn auch mit Blut versorgt hat. Es geht Ihrem Sohn gut, aber er ist nicht bei Kräften. Wenn Sie mit ihm gesprochen haben, wird ihm der Arzt genug Blut überlassen, um sich wieder ganz zu erholen. Er wird ihm außerdem Geld und das Handy zurücklassen, an dem Sie mit ihm sprechen. Sie können sich verabreden, wie und wo Sie wollen. Ist das für Sie akzeptabel?«
    Mia sah mich an. Genau wie ich hatte sie sich ein verstocktes Herz antrainiert. Doch nun standen wir hier, und ich konnte das kleine Kraftfeld der Verzweiflung um sie herum spüren. Verzweiflung, die nach ihrer eigentlichen Form verlangte: Liebe.
    Ich bedeutete Cloquet fortzufahren. Er rief an. Es konnte höchstens einmal geklingelt haben. Ich stellte mir Budarin am anderen Ende vor: das runde, gleichmütige Gesicht, der Leib so sauber wie der eines wohlgenährten Spatzen. »Geben Sie mir Caleb«, sagte Cloquet und reichte dann das Handy an Mia weiter.
    »Caleb?«, fragte sie und wechselte dann zu Russisch.
    Zufall oder Beweis für die Kraft seiner Muttersprache; Konstantinov jedenfalls, der bis dahin bewusstlos gewesen war (ich hatte es für Koma gehalten), hustete, sagte etwas auf Russisch, spuckte blutigen Rotz aus und setzte sich auf.
    Die Probleme türmten

Weitere Kostenlose Bücher