Bahnen ziehen (German Edition)
Jamaica
56. Piscine du Parc Olympique, Montreal
57. Privatpool, Ajax, Ontario
58. Venetian, Las Vegas
59. Jeno Tihanyi Olympic Gold Pool, Laurentian University, Sudbury, Ontario
60. Nay Aug Park, Scranton, Pennsylvania
61. Four Seasons, Toronto
62. Memorial Pool, McGill University, Montreal
63. Sunnyside – Gus Ryder Pool, Toronto
64. Nepean Sportsplex, Ottawa
65. Château Laurier, Ottawa
66. University of Toronto Athletic Centre, Toronto
67. King Pool, Berkeley, Kalifornien
68. Clarkson Pool, Mississauga, Ontario
69. Privatpool, Gaucin, Spanien
70. McBurney YMCA, New York City
71. Stadtbad Charlottenburg – Alte Halle, Berlin
Z WEITER LAUF
An einem kalten Novembermorgen fahre ich mit meinem gemieteten Ford Focus zum Etobicoke Olympium und sehe mir die Vorläufe einer Landesmeisterschaft an.
Ich sitze mit Linda und Byron zusammen. Nach den Vorläufen steigen die Schwimmer auf die Tribüne, Kleider und Handtücher in den Armen, Badekappe und Schwimmbrille unter den Träger des Anzugs geklemmt, und reden mit ihren Trainern. Die Schwimmer keuchen, starren vor sich hin, nicken, die Gesichter schlaff, während sie ermutigende Botschaften oder Glückwünsche entgegennehmen. Sie fragen, ob sie gut genug waren, um noch mal anzutreten, in anderen Worten, ob sie unter den ersten sechzehn waren und damit die Chance bekommen, abends beim Final anzutreten.
Die neuesten Hightech-Anzüge sind eng und lassen sich unmöglich länger als eine Viertelstunde lang tragen. Zwischen den Wettkämpfen zerren sich die Frauen die Träger unter die Achseln und ziehen Trainingsbadeanzüge über, wenn sie ins Ausschwimmbecken gehen, oder sie tragen Sport-BHs und rollen die engen Hightech-Anzüge bis auf die Hüften hinunter. Während ich mir Notizen mache, wickelt sich ein Schwimmer neben mir ein Handtuch um die Hüfte und hat innerhalb vonSekunden mit ein paar Windungen und Drehungen wieder Straßenkleider an.
Byron erzählt von den besseren Schwimmern, Geschichten von verrückten Eltern, Liebesgeschichten zwischen Team-Mitgliedern und Burnout-Quoten, und ich sage zu ihm, dass ich, als ich bei ihm für die University of Toronto schwamm, nicht halb so viel über meine Mannschaftsgenossen wusste.
»Na ja, du warst irgendwie eine Außenseiterin. Du hast nicht auf dem Campus gewohnt und bist nicht zu den Partys gekommen. Es sind eine Menge Stunden, die man bei Mannschaftspartys totschlagen muss, weißt du.«
Ich nicke und beschließe, nicht zu erwähnen, dass ich nie eingeladen war.
»Wenn du dich auf einer Party neben jemanden setzt, erzählt er dir das eine oder andere.«
Als ich nachfrage, erzählt mir Byron von seiner eigenen Laufbahn. Nachdem er bei den Olympischen Spielen 1972 in München auf 100 Meter Schmetterling Sechster wurde, wollte er seine Karriere beenden, wie es die meisten Olympioniken nach einer Olympiade tun. Er erklärt, dass es Schwimmer gibt, die gut sind, weil sie den Sport lieben, und andere, die gut sind, weil sie Talent haben; dass er, obwohl er Talent hatte – sein Zug wurde »fast perfekt« genannt –, eher zu den Ersteren gehört. Er betont, dass es die Liebe zum Sport und zum Training ist, die die einen Schwimmer von den anderen unterscheidet. Er wandelt gern das Zitat eines Baseball-Managers ab: »Schwimmen ist meine Seele. Ich lebe es vierundzwanzig Stunden am Tag, und ich liebe es.«
Statt seine Karriere zu beenden, schwamm Byron noch vierJahre weiter, genoss die Reisemöglichkeiten, auch wenn er den Platz im olympischen Team von 1976 verpasste. Er hatte an der University of Michigan Wirtschaft studiert, doch aufgrund seiner Erfolge als Schwimmer konnte er nahtlos als Trainer anfangen.
»Damals waren die meisten Trainer Lehrer an der Highschool«, sagt er schulterzuckend. »Es gab nur eine Hand voll guter Trainer im Land.«
Nach den Vorläufen verlasse ich die Tribüne und gehe an einen Stand, an dem Kapuzenshirts, Sweatshirts und T-Shirts verkauft werden. Neben dem Tisch steht ein Regal mit Jogging- und Pyjamahosen aus Flanell mit Marienkäfern, Blumen und Tatzenabdrücken darauf. An der Wand und auf dem Tisch ist eine Vielzahl von Slogans zum Aufbügeln ausgebreitet.
Die Botschaften reichen von aggressiv – Trink mein Kielwasser; JA ich bin ein Mädchen, JA ich schwimme, JA ich mache dich platt; ICH KANN FLIEGEN, was ist deine Superkraft? – zu defensiv – Schwimmen ist mein Leben, KAPIERT?; Echte Schwimmer machen Wellen, keine Ausflüchte; Wenn Schwimmen
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