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Bali Lombok

Bali Lombok

Titel: Bali Lombok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MairDumont
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vieler Frauen ist das schwerwiegendste Symptom einer allmählichen Degenerierung. Im Laufe des 20. Jhs. ist die Bevölkerung schon um mehr als die Hälfte geschrumpft. Aber wie könnte ein erzkonservativer
Bali Aga
die Traditionen brechen? Die übrigen Balinesen, die stolz auf ihre Anpassungsfähigkeit sind, haben für
die Bali Aga
meist nur noch ein mitleidiges Lächeln übrig. Nur an der magischen Kraft des
Gamelan Selunding
und des
Kamben Geringsing
besteht inselweit kein Zweifel.
    In der Nähe von Tenganan befinden sich zwei weitere Bali-Aga-Dörfer, Asak und Bungaya, die aber längst nicht mehr so traditionell sind. Asak besitzt ein antikes Gamelan mit hölzernen Klangkörpern. Bungaya , wie Tenganan von Mauern umgeben, wird von Steinmetzen und Korbflechtern bewohnt.
    Traditionen der Bali Aga

    Der Hinduismus ist bei den
Bali Aga
nur in Ansätzen zu erkennen. Entgegen den Regeln der südasiatischen Religion werden in Dorftempeln mysteriöse Steine verehrt, es gibt kein Kastensystem und die Toten werden begraben und nicht verbrannt. Das Dorf wird einerseits patriarchalisch, andererseits aber auch streng „kommunistisch“ verwaltet. Es gibt keinen privaten Landbesitz und jeder Einwohner ist Mitglied einer der verschiedenen Dorforganisationen, abhängig von Familienstand, Geschlecht, Alter usw.
    Der volle Name des Dorfes ist Tenganan Pegringsingan, wobei sich das letzte Wort auf die einzigartigen Doppel-
Ikat
-Stoffe
(Geringsing)
bezieht, die nur hier hergestellt werden. Die kompliziert gemusterten Stücke, die meist bei Zeremonien getragen werden und magischen Schutz vor Krankheitsdämonen bieten sollen, sind in jahrelanger Kleinarbeit entstanden und entsprechend kostbar (einige Millionen Rupiah pro Stück). Zur Verwendung kommen nur Naturfarben, die aus Wurzeln, Rinden, Blättern oder Früchten hergestellt werden.
    Tenganan gilt als wohlhabend. Das Dorf besitzt ausgedehnte Ländereien mit Reisfeldern, die die Bewohner aber nicht selbst bearbeiten. Hinduistische Balinesen übernehmen diese Arbeit, wofür ihnen ein Teil der Ernte überlassen wird. So bleibt den
Bali Aga
viel Zeit für die komplexen Riten, die Bestandteil ihrer Religion sind.
    Zu den Zeremonien werden meist in der Versammlungshalle
Bale Agung
, dem wichtigsten Gebäude im Dorf, Tänze aufgeführt, die sich sehr von den sonst in Bali üblichen Tänzen unterscheiden, z. B. der
Abuang
-Tanz, bei dem Gruppen unverheirateter Jungen und Mädchen auftreten. Ein sehr heiliges Gamelan Selunding, dessen einzelne Klangkörper aus Eisen und nicht aus Bronze angefertigt sind, liefert die musikalische Begleitung. Erwähnenswert sind auch die jährlich anlässlich der
Usaba-Sembah
-Zeremonie stattfindenden rituellen Zweikämpfe junger Männer, die mit dornenbesetzten Pandanusblättern aufeinander einschlagen.
    Natürlich haben die
Bali Aga
von Tenganan ein völlig anderes Kalendersystem als das übrige Bali. Im
Calender of Events
erfährt man, wann hier ein Fest stattfindet. Seltsamerweise sind Touristen trotz Isolation und Konservatismus willkommen.
    Amlapura (Karangasem)
    Die Bezirkshauptstadt mit ihrem verwirrenden Einbahnstraßensystem ist nicht nur wegen ihrer Paläste aus dem 19. Jh. interessant. Auch Hardy’s , das größte Einkaufszentrum in Ost-Bali, befindet sich hier. Auffallend ist die verhältnismäßig große Anzahl an Muslimen, ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Könige von Karangasem auch über die Nachbarinsel Lombok herrschten.
    Amlapura ist auch noch unter seinem alten Namen Karangasem bekannt. Nach dem katastrophalen Vulkanausbruch des Gunung Agung 1963 wurde die Stadt umgetauft, um die bösen Geister zu vertreiben, die die Stadt und ihre Umgebung unter den Lavamassen begraben hätten können.
    Von den drei Palästen im Ort ist der Puri Agung Kanginan , Jl. Teuku Umar, am besten erhalten. Die hinteren Gebäude werden sogar noch bewohnt und ein Teil der Anlage kann besichtigt werden. Der Puri Agung wurde Ende des 19. Jhs. von den Holländern gebaut, die damit ein Zeichen für die Zusammenarbeit mit den balinesischen Herrschern setzen wollten. Bewohnt wurde er von Anak Agung Gede Jelantik, den die Holländer als ersten Stadthalter einsetzten. In der Architektur und den Verzierungen des Palastes sind neben balinesischen auch europäische und chinesische Einflüsse deutlich sichtbar. Auf der Insel in der Mitte des künstlichen Lotusteiches steht der Bale Kambang , wo die königliche Familie bei festlichen Anlässen zu speisen pflegte.

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