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Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint

Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint

Titel: Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hocking
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1

    Asyl
    I ch starrte aus dem Fenster und hatte den Anwesenden den Rücken zugewandt, denn so lenkte ich die Aufmerksamkeit aller auf mich. Diesen Trick hatte ich von meiner Mutter gelernt. Elora hatte mir in den vergangenen Monaten viele Tipps gegeben, und zu den nützlichsten gehörten diejenigen, wie man eine Sitzung leitete.
    »P rinzessin, Ihr legt große Naivität an den Tag«, sagte der Kanzler. »I hr könnt nicht unser gesamtes Gesellschaftssystem auf den Kopf stellen.«
    »D as habe ich auch nicht vor.« Ich drehte mich um und warf ihm einen kühlen Blick zu, und er senkte den Kopf und zerknüllte ein Taschentuch in seiner Hand.
    »A ber wir können unsere Probleme nicht länger ignorieren.«
    Ich musterte die Anwesenden und versuchte, so kalt und majestätisch zu wirken wie Elora. Ich hatte nicht vor, eine grausame Herrscherin zu werden, aber vor diesen Leuten durfte man keine Schwäche zeigen. Wenn ich hier etwas verändern wollte, musste ich mit harter Hand vorgehen.
    Seit Elora ihren Herrscherpflichten nicht mehr nachkommen konnte, kümmerte ich mich um die täglichen Regierungsgeschäfte im Palast, zu denen eine Menge Sitzungen gehörten. Die Gespräche mit dem Beraterstab nahmen einen Großteil meiner Zeit in Anspruch.
    Der Kanzler war von den Tryll ins Amt gewählt worden, aber sobald seine Amtszeit zu Ende ging, würde ich seinen Gegenkandidaten mit allen Kräften unterstützen. Er war ein intriganter Feigling und wir brauchten eine viel stärkere Persönlichkeit in seiner Position.
    Garrett Strom – der »V ertraute« meiner Mutter – war heute auch hier, aber er nahm nicht regelmäßig an den Sitzungen teil. Wenn es Elora nicht gut ging, blieb er lieber bei ihr und kümmerte sich um sie.
    Meine Assistentin Joss saß im hinteren Teil des Raums und machte sich eifrig Notizen, während wir sprachen. Sie war ein zierliches Menschenmädchen, das in Förening als Mänsklig aufgewachsen war und als Eloras Sekretärin gearbeitet hatte. Mit Beginn meiner Regentschaft hatte ich sie geerbt und jetzt arbeitete sie für mich.
    Mein Bodyguard Duncan stand wie immer an der Tür zum Konferenzraum. Er folgte mir wie ein Schatten überallhin. Duncan war zwar klein und linkisch, hatte aber viel mehr Grips, als man ihm ansah. Ich hatte ihn in den vergangenen Monaten respektieren gelernt und war dankbar für seine Gegenwart, auch wenn er Finn Holmes, meinen letzten Leibwächter, nicht vollständig ersetzen konnte.
    Am Kopf des Tisches saß Aurora Kroner und neben ihr mein Verlobter Tove. Üblicherweise stand er als Einziger auf meiner Seite, und ich war froh, dass er hier war. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ohne jede Unterstützung hätte regieren können.
    Außerdem anwesend waren die Marksinna Laris, eine Frau, der ich nicht traute, die aber zu den einflussreichsten Adligen von Förening gehörte; Markis Bain, der für die Platzierung der Changelings zuständig war, und Thomas Holmes, der Sicherheitschef und Tracker-Beauftragte.
    Ein paar andere hochrangige Regierungsbeamte saßen mit ernsten Mienen weiter unten am Tisch. Die Situation der Tryll verschlechterte sich immer mehr und ich schlug gerade einschneidende Veränderungen vor. Die anderen wollten nicht, dass ich etwas veränderte – ich sollte das Gesellschaftssystem unterstützen, das sie seit Jahrhunderten hatten. Aber dieses System funktionierte einfach nicht mehr. Unsere Gesellschaft war zutiefst marode, und sie weigerten sich, zu erkennen, dass zum Teil sie selbst dafür verantwortlich waren.
    »B ei allem Respekt, Prinzessin«, begann Aurora, und ihre Stimme klang so zuckersüß, dass ich das Gift darin beinahe nicht hörte. »W ir haben Wichtigeres zu bedenken. Die Vittra werden immer stärker, und da der Waffenstillstand bald endet …«
    »D er Waffenstillstand«, fiel ihr die Marksinna Laris verächtlich schnaubend ins Wort. »A ls ob uns der etwas genützt hätte.«
    »E r ist noch in Kraft«, sagte ich und richtete mich auf. »U nsere Tracker sind jetzt da draußen und kümmern sich um unsere Probleme, und deshalb halte ich es für wichtig, dass wir ihre Situation verbessern, bevor sie zurückkehren.«
    »D arum können wir uns kümmern, wenn sie zurückgekehrt sind«, wandte der Kanzler ein. »J etzt sollten wir versuchen, uns selbst zu retten.«
    »I ch habe nicht vor, alle Güter neu zu verteilen oder die Monarchie abzuschaffen«, sagte ich. »D ie Tracker riskieren ihr Leben, um uns und unsere Changelings zu retten, und sie verdienen

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