Ball der einsamen Herzen - ROTE LATERNE Band 2 - die Kultserie (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
verlassen können, weil die Orje noch mehr fürchteten, als sie es selbst tat. Und mit Karl konnte sie auch nicht darüber reden, denn sie wusste, dass er nie etwas für sich behalten konnte. Spätestens beim nächsten Streit mit Orje würde er ihm alles an den Kopf werfen.
Doch die Rauschgiftfahnder schliefen nicht. Auch gab es wohl im Milieu ein paar Leute, die plauderten. Jedenfalls kamen zwei Wochen später zwei Zivilpolizisten in das Lokal. Obgleich sie keine Uniform trugen, schien sie Orje sofort zu erkennen. Er rief nach Karl.
»Wo sind Olga und Betty?« fragte er und meinte damit die süchtigen Mädchen.
»Oben«, gab Karl widerwillig Auskunft. »Mit Männern!«
»Zieh die Kerle ab!« befahl Orje. »Und dann versteckst du die Mädchen in der Garage, bis die Bullen weg sind!«
»Bullen?«
»Die beiden dort drüben in den Jeansklamotten sind Bullen!« sagte Orje. »Mach, was ich dir gesagt habe, sonst geht es uns allen an den Kragen!«
Karl zuckte zusammen. Als er das Lokal verlassen wollte, hielt ihn Emma in der Küche zurück.
»Was wollte er von dir?« fragte Emma.
»Ich soll die süchtigen Mädchen wegschaffen, weil Bullen im Lokal sind«, erklärte er ihr.
»Karl, da hältst du dich raus!« sagte Emma. Sie wurde blass. »Wir kommen alle in Teufels Küche, wenn du auch nur mit einem Finger an der Sache rührst.«
»Aber die Mädchen sind in unserer Wohnung sind, erkennt doch sogar jemand, der nicht viel Ahnung davon hat!«
»Mensch, Karlemann«, jammerte Emma. »Da kommen wir in was rein!«
»Ich muss sie wegschaffen!« sagte Karl entschlossen und ging. Emma setzte sich an den_ Tisch und stützte den Kopf in die Hände.
»Nun lass mal den Kopf nicht hängen«, sagte Orje durch die Tür. »Die gehen auch wieder, wenn sie nichts finden!«
»Finden sie wirklich nichts?« fragte Emma lauernd.
»Nee!« sagte er grinsend. »Oder meinst du, ich würde mir die Finger verbrennen? Ich habe damit nichts zu tun. Was weiß ich, woher sich die Kinder ihren Stoff besorgen!«
»Von dir!« sagte Emma hart. Er wurde blass. Dann griff seine Hand nach vorn und packte sie an der Bluse.
»Von mir nicht!« widersprach er.
»Aber sicher!« sagte sie und erkannte in diesem Augenblick, dass es töricht war, ihm ihr Wissen gezeigt zu haben.
»Wenn du das den Bullen gegenüber behauptest, gehst du in den Rhein!« keuchte er sie an. »Das schwör ich dir.«
Sie lächelte. Irgendwie war sie jetzt hilflos. Doch durfte sie sich nichts anmerken lassen.
»Es fragt sich nur, wer von uns beiden eher in den Rhein geht!« meinte sie, »denn ich bin ein sehr geduldiger Mensch, Orje. Aber du hast das Konto überzogen. Mach nur weiter so, und du wirst noch an mich denken.«
Er keuchte ein wenig, kniff seine Augen zusammen und wusste nun scheinbar wirklich nicht, wie weit er ihr noch trauen konnte. Ja, sie war ihm gefährlich geworden ...
Als er in das Lokal zurückkehrte, waren die Zivilfahnder verschwunden. Er sah sich suchend um, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Er atmete erleichtert auf. In diesem Augenblick kam Emma wieder herein.
»Na siehst du«, sagte er grinsend. »Viel Lärm um nichts!«
Aber Emma erkannte, dass sie etwas tun musste. Es war allerhöchste Zeit. Am Abend fasste sie sich ein Herz und sprach mit Karl darüber.
»Weißt du«, sagte sie. »Ich habe die Schnauze gründlich und gestrichen voll von unserem Lokal. Eigentlich habe ich es mir ja ganz anders vorgestellt.« Sie seufzte wieder schwer und griff nach seiner Hand. »Wir machen Schluss!«
»Wie - was?« fragte er. »Ich will mich aber nicht umbringen!«
»Doch nicht so«, sagte sie lächelnd. »Ich meine mit dem Lokal!«
»Aber wie denn?« fragte er ganz erschüttert.
»Ich werde es Orje verkaufen!« sagte sie nun.
»Wenn er dir was dafür gibt!« meinte Karl zweifelnd.
»Das wird er«, versicherte sie, »denn er ist doch froh, wenn er hier freie Hand hat. Aber diese freie Hand wird er nicht lange haben, weil ich ihn hochgehen lasse für die Gemeinheiten, die er mir angetan hat!«
»Emma, was hast du nur vor!« stammelte Karl erschrocken.
»Das wirst du schon sehen, Pützkesmann«, sagte sie und gab ihm einen Knuff. »Ich werde es so machen, dass kein Verdacht auf uns fällt, darauf kannst du dich verlassen!«
»Und wir? Was sollen wir denn machen?«
»Ich habe allerhand auf der Seite«, versicherte sie grinsend. »Wir können unseren Lebensabend in Ruhe und Frieden genießen!«
»Emma, ich habe immer gewusst, dass
»du eine
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