Ball der einsamen Herzen - ROTE LATERNE Band 2 - die Kultserie (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
wunderbare Frau bist!« sagte er und streichelte ihre Wangen. »Emma, ich liebe dich!« Es hörte sich zwar komisch an, war aber durchaus ernst gemeint.
»Ich liebe dich doch auch!« sagte sie, und sie meinte es sogar ehrlich. Immer mehr hatte sie empfunden, dass sie und Karl zu einer Einheit zusammengewachsen waren. Einer kam ohne den anderen nicht mehr aus. Es war für beide ein befriedigendes Gefühl, das sie nun mit weniger Sorge in die Zukunft blicken ließ.
Ein paar Tage darauf sah man Emma Pützkes mit verändertem Aussehen in der Rauschgiftszene. Sie hörte sich in einschlägig bekannten Lokalen um, traf sich mit einigen Leuten an bestimmten Plätzen und erwarb schließlich ein paar Briefchen Heroin. Niemand wusste, was sie damit vorhatte. Nicht einmal Karl ...
.»Du, Orje, wie wäre das, wenn du das Lokal für dich allein hättest!« sagte sie am Abend dieses Tages zu ihrem Peiniger.
»Wie?«
»Na, ich verkaufe!« sagte sie.
»Wieso verkaufen?« fragte er grinsend. »Läuft doch auch so ganz gut!«
»Natürlich«, sagte sie. »Aber einmal packt mich vielleicht der gelinde Zorn, und ich jage dich hoch ohne es eigentlich zu wollen, verstehst du? Diese Gefahr wärst du los. Gib mir ein paar Euro für die Bude, und der Vertrag wird umgeschrieben!«
Er überlegte.
»Ist das dein Ernst?«
»Mein voller Ernst!« sagte Emma.
»Naja, fünf Mille kannst du haben!« meinte er.
»Viel ist das ja nicht!« maulte sie. »Du kannst es auch lassen!« sagte er.
»Nein, ich will mich mit Karl zur Ruhe setzen«, sagte sie. »Ich nehme an!«
»Gut, dann sieh zu, dass du es über die Bühne bekommst!« sagte er, und sie sah zu. Sie rief bei der Brauerei an und benannte Orje als Nachfolger. Das ging alles ziemlich reibungslos, man hatte überhaupt keine Einwände.
Am Tage der Überschreibung verbarg sie in Orjes Zimmer die Briefchen mit dem Heroin. Zwei davon versteckte sie im Lokal.
Gegen Nachmittag rief sie die Polizei an und erzählte anonym von dem verborgenen Heroin.
Dann ging sie seelenruhig in die Küche und wartete auf das Eintreffen der Polizei. Die kam ein knappe Stunde später. Orje stand gelangweilt da und sah zu, wie man das Lokal durchsuchte und später in sein Zimmer ging.
Von dort kamen die Beamten zurück.
»Herr Sievers, ich verhafte sie wegen unerlaubten Besitzes von Rauschmitteln!« sagte der Beamte. Orje tobte wie ein Wahnsinniger, und Emma saß mit ganz ruhigem Gesicht da und betrachtete alles.
»Du warst das!« zischte Orje. »Du verdammte Hyäne!«
»Ich weiß von nichts!« sagte sie. »Hab mich doch nie um deine Sachen gekümmert, Orje! Mensch, tut mir das leid. Eben jetzt, wo du das Lokal als Eigen hast!«
Und dann nahmen sie ihn mit. Er schwor Emma tausendfach Rache. Aber sie lächelte nur.
»Soll aus dem Puff werden, was will«, sagte sie zu Mieze und Tilly. »Ich bin die Sorgen los. Und nun geh ich nach oben!«
Bereits auf der Treppe fiel ihr der Qualm auf. Hustend quälte sie sich nach oben. Dann fand sie Karl in der Küche vor dem Herd kniend.»Was machst du denn da?« fragte sie ganz entsetzt.
»Ich verbrenne die Papiere, die wir nicht mehr brauchen«, sagte er stolz zu ihr. »Oder wollen wir uns vielleicht im Ruhestand noch etwas vom Finanzamt am Zeug flicken lassen? Einmal in meinem Leben habe ich auch klug und praktisch gedacht, Emmakind! Ich habe alles verbrannt!«
»Wo?« fragte sie röchelnd.
»Na, in dem ollen Küchenherd!« sagte er. »Nun ist der auch noch mal zu Ehren gekommen!«
»Oh Karl!« ächzte sie.
»Was hast du denn?« fragte er, weil sie richtig weiß im Gesicht wurde. »Hätte ich die Papiere aufheben sollen, bis sie ' uns eine Nachzahlung aufbrummen?«
»Karlemann, in dem Herdloch war das ganze Geld!« kreischte sie. »Ich habe es da hineingetan, weil es mir da sicher schien!«
»Alles Geld, das wir haben?«
»Alles!«, röchelte sie. »Karlemann, wir besitzen noch ...«
Sie zählte ihr Geld.
» ... wir besitzen noch genau fünfundfünfzig Euro und die Fünftausend von Orje. Die habe ich noch im Umschlag. Hoffentlich sind sie nicht falsch!«
»Ach Emma, was machen wir nun?«
»Ich werde wieder ins Bristol müssen!« sinnierte sie dumpf.
»Und ich verkaufe wieder Tickets im Parkhaus!«, sagte er vernichtet.
»Und wir werden sparen müssen, damit wir uns im Ballhaus mal eine Flasche Sekt kaufen können!«
»Aber ein Lokal wollen wir nie wieder!«
»Nie wieder«, sagte Emma.
E N D E
Weitere Kostenlose Bücher