Ball der Versuchung
blickte ihr ernst in die Augen. »Wie wär's, wenn du dir Eve schnappst und abhaust? Sie beachten euch nicht und ich werde euch Deckung geben.«
»Nein, ich werde meine Eltern nicht im Stich lassen. Und dich auch nicht.«
Sie hatten keine Zeit, weiter darüber zu diskutieren, da sie ein gewaltiges Krachen aus dem Wohnzimmer hörten. Die Küchentür flog auf und Michael stolperte rückwärts herein, der gut aussehende Vampir, der mit Bishop gekommen war, hatte ihn am Kragen gepackt. Er knallte Michael gegen die Wand. Michael wehrte sich, aber es schien ihm nicht viel zu nutzen.
Der andere Vampir öffnete wütend knurrend den Mund und seine großen, spitzen Vampirzähne fuhren blitzartig wie Schnappmesser herunter.
Michaels ebenso und Claire wich unwillkürlich hinter Shane zurück.
Shane brüllte: »Hey! Lass ihn los!«
»Nicht!«, stieß Michael hervor, aber Shane hörte natürlich auf ihn und auch Claires fester Griff um seinen Arm konnte ihn nicht zurückhalten.
Es war Eve, die ihn schließlich aufhalten konnte, sie hatte ein gefährlich aussehendes Messer in der Hand. Sie warf Shane einen wilden, warnenden Blick zu, dann wirbelte sie herum und richtete das Messer auf den Vampir, der Michael festhielt. »Du! Lass ihn los!«
»Erst wenn sich der da entschuldigt«, sagte der Vampir, und um seine Worte zu unterstreichen, knallte er Michaels Kopf noch einmal so hart gegen die Wand, dass sämtliche Gläser im Raum klirrten. Nein - das lag nicht am Aufprall; das tiefe Vibrieren ging vom Zimmer selbst aus. Die Wände, der Boden... das Haus. Wie ein warnendes Grollen.
»Sie lassen ihn jetzt besser los«, sagte Claire. »Können Sie das nicht spüren?«
Der Vampir schaute sie finster an und seine schönen grünen Augen wurden schmal. obwohl sich die Pupillen vergrößerten. »Was machst du da?«
»Nichts«, sagte Eve und fuchtelte mit dem Messer herum. »Du machst das. Das Haus mag es nicht, wenn jemand Michael übel mitspielt. Lass ihn jetzt in Ruhe, bevor etwas Schlimmes passiert.«
Er dachte, sie blufften - Claire konnte es in seinen Augen sehen -, wollte es aber nicht darauf ankommen lassen. Er ließ Michael los und seine vollen Lippen kräuselten sich verächtlich. »Steck das weg, du dummes Ding«, sagte er zu Eve, und bevor einer von ihnen auch nur blinzeln konnte, schlug er ihr das Messer aus der Hand - so grob, dass es durch das Zimmer flog und in der Wand stecken blieb. Eve hielt schützend ihre malträtierte Hand und wich vor ihm zurück.
»Entschuldige dich«, sagte er zu ihr. »Bitte um Verzeihung dafür, dass du mich bedroht hast.«
»Leck mich!«, fuhr sie ihn an.
Die Augen des Vampirs loderten auf wie heißes Kristall und er stürzte sich auf Eve. Michael bewegte sich schneller, als Claire je gesehen hatte. Man sah nur eine verschwommene Bewegung und der Vampir prallte gegen den Herd. Er fing sich mit beiden Händen ab und sie hörte das Zischen, als seine Hände auf die noch heißen Herdplatten gerieten. Ein wutentbrannter Schmerzensschrei folgte.
Das nahm jetzt alles eine wirklich schlimme Wendung und es gab nichts, absolut nichts , was sie tun konnten.
Shane packte Eve an der Schulter und Claire am Arm, dann drängte er sie in die Ecke beim Frühstückstisch. wo sie zumindest teilweise Deckung hatten. Aber dadurch war Michael allein, der außerhalb seiner Gewichtsklasse gegen etwas kämpfte, das eher einer Wildkatze glich als einem Mann.
Es dauerte nicht lange, vielleicht ein paar wenige Sekunden, bis Michael die Kräfte verließen. Der Fremde schleuderte ihn auf den Küchenboden und setzte sich rittlings auf ihn. Seine ausgefahrenen Vampirzähne funkelten. Die Temperatur in der Küche sank auf den Gefrierpunkt, es war so kalt, dass Claire ihren eigenen Atem sehen konnte, als sie angstvoll keuchte. Das tiefe Grollen setzte erneut ein und ließ Teller, Gläser und Töpfe vibrieren.
Eve schrie auf und kämpfte gegen Shanes Umklammerung an - nicht dass sie etwas hätte ausrichten können...
Die Hintertür erbebte und flog unter einem einzigen, gewaltigen Schlag krachend auf. Holzsplitter wirbelten durch den Raum und Claire hörte die Schlösser wie Eis brechen.
Oliver, der einst furchteinflößendste Vampir der Stadt (inzwischen belegte er nur noch Platz zwei), stand an der Hintertür und starrte zu ihnen herein. Er war groß und hatte die Statur eines Läufers - sehr drahtig, muskulös und mit breiten Schultern. Heute Abend hatte er auf seine übliche Netter-Typ-Verkleidung verzichtet;
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