0661 - Dämonische Kreuzfahrt
Der Mann mit dem Messer hinter ihm sprach nicht, nur sein Atem streifte über den Nacken des Matrosen. An dieser Stelle des Hafens war es nicht nur dunkel, auch einsam. Hilfe hatte der als Wachtposten aufgestellte Matrose kaum zu erwarten.
Dann kam ein Zweiter. Er hatte hinter den auf dem Kai aufgebauten Paletten gelauert. Sein Gang war leise. Die dunkle Kleidung ließ ihn kaum erkennen, auf dem Kopf trug er eine Mütze, doch als er lachte, blitzten seine Zähne.
Es war ein böses, hämisches und hinterlistiges Lachen, das dem Matrosen wie ein tödliches Versprechen vorkam. Abrupt brach es ab. Aus dem Hosenbund am. Rücken zog der Mann mit der dunklen Haut einen Revolver. Die Mündung setzte er genau auf die Nasenspitze des Matrosen.
»Hier der Revolver, an deinem dreckigen Hals das Messer. Ich frage dich, welche Chancen rechnest du dir noch aus?«
»Kei - keine.«
»Du hast Recht, aber ich gebe dir eine.«
Der Sprecher ließ die Worte wirken und der bedrohte Wachtposten dachte über sein Schicksal nach.
Ihm war klar, dass er sich in der Hand der beiden Männer befand und ihnen nicht entwischen konnte. Die waren einfach zu hart, sie würden ihn fertig machen, bevor er nur mit der Wimper zucken konnte. Allerdings hatten sie ihn noch nicht getötet. Das wiederum ließ darauf schließen, dass die etwas von ihm wollten, und seine heiße Angst verschwand.
»Welche Chance?«, presste der Matrose hervor.
»Du wirst uns auf das Schiff führen.«
»Es ist verboten!« Er hatte die Antwort spontan gegeben, ein Fehler, wie er sehr bald feststellen musste.
Der Revolverknauf drückte seine Nase tiefer ein, das Messer an seiner Kehle bewegte sich. Eine kleine Schnittstelle entstand auf der Haut, der Schmerz zog über seinen Hals, für einen Moment krampfte sich alles bei ihm zusammen.
»Sag so etwas nicht noch einmal«, flüsterte der Mann mit der Schusswaffe. »Für dich darf es diese Probleme nicht geben. Du wirst uns an Bord führen, und zwar zu einer bestimmten Stelle. Ist das klar?«
»Ja.«
»Schön, dann gehen wir an Bord.« Der Revolverlauf rutschte nach unten, über die Lippe hinweg, bis die Mündung gegen die Brust drückte. Auch das Messer verschwand.
»Umdrehen und gehen!«
Der Matrose gehorchte zitternd. Er war nur ein kleines Rädchen im Gefüge der Mannschaft und er dachte gar nicht daran, für andere den Kopf hinzuhalten. Sollten die Kerle doch das Schiff plündern, ihm war es egal.
Das Schiff schimmerte in einem hellen Weiß. Erst vor wenigen Wochen hatte man es frisch gestrichen. So etwas gehörte einfach dazu, um Passagiere zu bekommen.
Unter dem Gewicht der Männer bewegte sich die Gangway. Sie hielten sich an den straff gespannten Stricken fest und der Matrose dachte daran, dass auch ein Offizier immer an Deck war und seinen Rundgang machte. Gleichzeitig fragte er sich, was die beiden Kerle überhaupt auf der Pacific Star wollten. Reichtümer waren dort nicht versteckt, aber gewisse Leute konnten eben alles gebrauchen.
Sie erreichten das Deck ohne Zwischenfälle. Groß wuchsen die Aufbauten vor ihnen hoch. Das Schiff wirkte wie eine schwimmende Stadt, in der einfach alles vorhanden war, was das Leben schön und bequem machte. Natürlich für Leute, die den entsprechenden Preis bezahlen konnten.
Es würde in drei Tagen ablegen, dann hatte die Mannschaft alles auf Hochglanz gebracht.
Sie blieben dort stehen, wo sich die Auf- und Niedergänge verteilten. Der Matrose schaute sich unsicher um. An Bord war nichts zu hören, kein Offizier bewegte sich auf ihn zu. Ihm kam es vor wie die Ruhe vor dem Sturm.
Der Mann mit dem Messer war weggeschlichen. Dann erst hatte ihn der Matrose sehen können. Das breite Gesicht mit den schräg stehenden Augen zeigte die malaiische Abstammung des Mannes. Der Matrose wusste sehr gut, dass gerade Malaien zu den Menschen gehörten, die perfekt mit Messern und Dolchen umgehen konnten.
Obwohl er sich an Bord befand, fühlte er sich trotzdem nicht sicher. Er starrte auf den Revolver, den der andere Typ in der rechten Hand hielt. Das Loch der Mündung kam ihm vor wie eine Drohung.
»Was wollt ihr denn?«
»Werden wir dir gleich sagen. Wo kommst du eigentlich her?«
»Bengasi.«
»Aha. Was machst du hier?«
»Ich bin nur Matrose und nicht im Service.«
Der Mann mit dem Revolver nickte. »Wunderbar. Wir wollten auch jemand haben, der sich auf dem Kahn auskennt. Wie heißt du eigentlich?«
»Hindor.«
»Ist gut, Hindor, wenn du vernünftig bist, geschieht dir
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