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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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Hauptgericht, Nachtisch und Nach-Nachtisch. Vom Restaurant sind wir auf einen Mojito in die Bar geschlendert, aber da wir dort so viele kannten, wurden es zwei. Ich habe einen guten Bekannten getroffen und war ganz seiner Meinung, als er meinte, dass …

Tag 10 – 10:37 Uhr

    Das Nachtleben weckt oft das Miezekätzchen in Harpa. Da habe ich überhaupt nichts gegen. Als ich gestern so gesessen und geschrieben habe, ist sie auf einmal auf meinen Schoß gekommen, hatte die Bluse schon aus, nur um den BH musste ich mich selbst kümmern. Auch da habe ich nichts gegen, ansonsten wäre Tag 9 ein paar Zeilen länger geworden.
    Jetzt sitzt Harpa im Bett und isst Rührei, das ich exakt à la Gordon Ramsey zubereitet habe. Ich höre es nicht, weiß aber, dass sie isst, während ich das hier schreibe, dass sie wie immer wahnsinnig leise isst, weder die Gabel auf den Teller knallt noch den Orangensaft schlürft. Sie isst wie auf Samtpfoten.

Tag 11

    Harpa wollte nicht unter der Decke hervorkommen. Sie meinte, dass heute Supermontag sei. Im Büro gebe es nichts zu tun, sie habe in der toten Zeit schon ausgemistet und den iPod bestückt, ihre Fotosammlung sortiert und zur Sicherheit auf CD gebrannt, Leute angerufen, die sie in letzter Zeit vernachlässigt hatte, ihre Facebook-Freundesliste verdoppelt, und auf den Flachbildschirmen an den Wänden würden anstelle von Finanznachrichten in Direktübertragung den ganzen Tag über Zeichentrickfilme laufen. Wir hatten schon fast eine Stunde auf meinem Kissen gelegen und uns mit müden Morgenstimmen unterhalten, bevor Harpa in die Gänge kam. Durchs Fenster konnte man hören, dass die Stadt schon wach war.
    Kurz nachdem ich allein war, bin ich aufs Klo gegangen und habe die Klopapierrolle aufgebraucht. Es war die letzte. Den ganzen Tag über wollte ich mich aufraffen und in den Laden gehen, schaffte es aber erst, nachdem ich zweimal pinkeln war. Als ich nur noch ein paar Schritte vom Laden entfernt war, fand ich es plötzlich angemessener, im Supermarkt einzukaufen, zumal ich genügend Zeit hatte, aber da das Gefühl ziemlich schwach war, reagierte ich nicht darauf und ging weiter geradeaus. Schnell hatte ich mein eigentliches Ziel vergessen und lief meiner Intuition folgend die Lækjargata in südlicher Richtung entlang und war schon eine ganze Weile im kühlen, aber schönen Wetter herumgelaufen, als mir das Klopapier wieder einfiel. Ich blieb auf der Stelle stehen und schüttelte all die schweren Gedanken über die Bankenpleite und das Laub von mir ab.
    Für gewöhnlich fällt es mir auf, wenn die ersten Blätter von den Bäumen fallen, und dann sage ich im Stillen etwas zu mir, etwas über die Zeit und die Jahreszeiten, wie schnell der Sommer vergangen ist und wie langsam der Winter, und dann versuche ich, mir den Sommer, der schon fast vorbei ist, noch einmal zu vergegenwärtigen, die Sommer, die immer so schnell vergehen, dass all die Bilder im Gedächtnis unscharf sind – nur in diesem Jahr nicht. In diesem Jahr sage ich nichts zu mir. Die Straßen waren mit farblosem Laub bedeckt, das sich an den Bordsteinkanten und zwischen den Häusern angesammelt hatte, und unter den Ebereschen war ein feuerroter Fleck aus zertretenen Vogelbeeren. Auf genau so einem Fleck stand ich, als ich den Kopf hob und sah, dass alle Äste kahl waren, abgesehen von einer zerknüllten Plastiktüte, und ich fand, dass ich viel verpasst hatte, fühlte mich zerstreut und entwurzelt, schniefte und sagte ein paarmal zu mir selbst, dass der Winter in diesem Jahr aber wirklich Knall auf Fall gekommen ist.

Tag 12

    Der Postbote hatte heute eine Lieferung für mich. Es waren die Blutwürste, die Mama uns versprochen hatte. In den letzten Tagen hatte ich versucht, sie davon abzuhalten, aber jetzt sind sie doch hier.
    Ich habe die Styroporkiste unbeholfen in den Kühlschrank gestopft. Harpa musste lachen, als sie nach Hause kam und sie so fehlplatziert im obersten Fach entdeckte. Ich trat in die Küchentür, entschuldigte meine stümperhafte Vorgehensweise, lehnte mich an den Türrahmen und sah zu, wie sie die Kiste herausnahm und die Tüte mit den Würsten in der Kühltruhe verstaute. Dabei fragte sie, ob ich nicht kurz in den Laden gehen und Steckrüben holen wolle. Ich war einverstanden. Harpa ließ aus jedem Beutel eine weiche Wurst auf einen Teller gleiten und spülte ihre Hände ab.
    Dieser Abend sticht aus dem, was bisher im Tagebuch steht, hervor: Bis spätabends haben wir bei Kerzenschein fettige Leber-

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