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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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Haaren gestreift hat, gehört, wie die Wassergeräusche durch den Seifenschaum dumpfer wurden. Ich konnte nicht liegen bleiben und lauschte daher nur kurz.
    Nachdem Harpa zur Arbeit gegangen war, stand ich lange mitten im Wohnzimmer und starrte auf die Fensterscheiben. Es war zu dunkel draußen, um etwas anderes als das gespiegelte Wohnzimmer zu sehen, und mich mittendrin.

Tag 5
    Gestern habe ich schon morgens in das Buch geschrieben. Nicht gerade bemerkenswert, selbst wenn danach nichts Besonderes mehr passiert ist.
    Als ich vor der ersten Folge der letzten Sopranos-Staffel saß, habe ich über Harpa unter der Morgendusche und übers Auf-die-Wohnzimmerfensterscheiben-Starren geschrieben. Bis in den Nachmittag hinein habe ich mir die komplette Staffel angesehen, und heute Morgen wieder bei der ersten angefangen, um dann die ganze Serie in der richtigen Reihenfolge zu sehen. Harpa hat sie mir im letzten Jahr zu Weihnachten geschenkt, im Auftrag des Kerzenschnorrer-Weihnachtsmännchens. Sie meinte, wir würden … jetzt schaudert es mich, wie sich unsere Zukunft verändert hat. Mein Kopf ist voller unrealisierbarer Pläne. Es gibt so viele Dinge, die ich gedanklich noch nicht weiterverfolgt habe, die ich loswerden und vergessen muss – alles – ich muss alles neu denken. Aus irgendeinem Grund ist mir heute eingefallen, dass Harpa und ich uns vor genau sieben Jahren auf dem Oktoberfest der Uni kennengelernt haben. Das ist meine Torchance: Ich sollte sie sofort anrufen, bevor sie es tut. Dann steht es in diesem wichtigen Erinnerungsspiel nur noch 5-2 für sie.

Tag 6
    Doch, das ist ein neuer Anfang, ein neues Leben, eine komplett neue Existenz, nachdem die Zukunft ausgelöscht worden ist.
    Alles ist unklar. Aber es wird sich alles klären, oder was? Unklar bedeutet keine Klarheit, zeitlose Dunkelheit. Vielleicht werde ich nie weiter sehen, als der Text in diesem Tagebuch reicht? Ob sich alles klärt oder nicht … Natürlich wird klar werden, wie es weitergeht, da freue ich mich nur nicht gerade drauf, als hätte ich Angst davor, dass dieses neue Leben etwas von mir verlangt, das mir unmöglich ist.

Tag 7
    Am siebten Tag … Da ich keine Welt erschaffen habe, darf ich mich jetzt nicht ausruhen, zumal es auch nur ein Donnerstag ist.
    Gegen Mittag hat es geklingelt. Das passiert nur selten, wenn wir niemanden erwarten. Es war Guðni. Ich hatte ihn nicht erwartet. Er hatte mich übers Telefon nicht erreicht. Ein paar aus unserer Abteilung – bei der alten Landsbanki – wollen sich jede Woche treffen und zusammen essen. Er war auf dem Weg dorthin. Ich wollte auf keinen Fall mit, wollte mich nur kurz mit ihm über die allgemeine Lage und unsere Situation austauschen, dann verabschieden und mich wieder mit der Fernbedienung aufs Sofa hauen. Wir haben ein paar Worte gewechselt, bis ich ihm auf die Schulter geklopft, ihn gebeten habe, den anderen Grüße auszurichten, und Anstalten machen wollte, die Tür zu schließen. Guðni stand still in der Tür, er sagte nichts, steckte aber die Hände in die Hosentaschen und machte ein Gesicht, aus dem ich lesen konnte, dass es ihm wirklich wichtig war, dass ich mitkomme. Und als er dann sagte, dass ich mich nicht so anstellen solle, er reinkam, den Flurschrank öffnete und mir den dicksten Mantel in die Hand drückte, musste ich nachgeben. Aufdringlichkeit ist eine ganz neue Seite an Guðni, diesem nervenschwachen braven Mann, den man irgendwie nicht enttäuschen möchte.
    Als wir ankamen, waren schon fast alle da, saßen an einer großen Tafel, und bevor ich mich versah, umarmte ich Leute und küsste parfümierte Wangen. Ich bekam einen Platz an der Ecke. Gemessen daran, wie eng es war, sind offensichtlich mehr gekommen als erwartet. Die Leute waren gut drauf, und manchmal wurde laut gelacht. Anton saß am anderen Ende des Tischs und gab lustige Geschichten zum Besten, wie auch einige andere, die noch ihren Job hatten. Wir haben uns wie immer begrüßt, als wäre nichts passiert (Anton: Coozo! Ich: Tony Capisce!). Aber ich saß isoliert in meiner Ecke und habe kaum etwas gesagt, nur automatisch beim größten Gelächter mitgelacht. Ich nahm nichts außer diesen Gesichtern wahr, die ich früher täglich gesehen hatte. Vielleicht lag es am Licht da drinnen, vielleicht an der Müdigkeit, aber es kam mir so vor, als hätte ich sie jahrelang nicht gesehen.
    Jahrelang? Alles ist so anders, eigentlich müsste mehr Zeit vergangen sein, seit wir so großmännisch gedacht haben, eher zehn

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