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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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ausreichen würde, meinte, dass wir besser eine Buchhandlung finden und einen Weltatlas oder zumindest eine gute Europakarte kaufen müssten.
    Die Sonnenhitze hatte den ganzen Tag wie eine zu enge Badekappe gedrückt, und wir beschlossen, bei nächster Gelegenheit irgendwo einzukehren, in ein einfaches Café, um unsere Route zu rekonstruieren. Wir waren so gut wie nie auf dem richtigen Weg gewesen. Mit den Fingern auf der Karte vor uns sagte ich zu Harpa, dass trotzdem eigentlich nur sie sich eine gute Stunde lang verlaufen hätte, weil ich immer geglaubt hatte, auf dem richtigen Weg zu sein, bis ich vor einer knappen Viertelstunde die Wahrheit herausgefunden hatte. Harpa triezte mich und machte Fotos, bat den Entdeckungsreisenden zu lächeln, was ich auch tat, erschöpft und verschwitzt in einem weißen Poloshirt an diesem schattigen Ort. Irgendwann fragte ich sie nach einer der Postkarten, die wir früher an diesem Tag gekauft hatten, und organisierte mir einen Stift aus der Brusttasche des Kellners:
    »Liebe Liebende, jetzt habt ihr euch verlaufen, aber dafür wisst ihr, dass Barcelona nicht nur Rambla und Gaudí-Museum ist, sondern auch all das andere, bis dorthin, wo euch jemand in Empfang nimmt und sagt: Willkommen in x (x ≠ Barcelona). Aber da wollt ihr nicht hin. Es geht euch gut in diesem Café, obwohl die Gegend zwielichtig ist und es abends sicher düster wird. Es waren eine gebratene Schweinebacke und frittierte Eier im Angebot, aber ihr wolltet nur Vanilleeis im Espressobad. Bald werdet ihr in ein Taxi steigen und den Namen eures Hotels nennen. Es wird schon dunkel, und hier sind weit und breit keine Laternen zu sehen. M. und H.«
    Später – Entwürfe für die unbeschriebenen Barcelona-Postkarten
    »Meine Liebe, hier in Reykjavík geht es mir gut und ich hoffe, dass es dir in Hafnarfjörður mindestens genauso gut geht. Ich freue mich, dir erzählen zu können, dass ich jetzt von der Kunst lebe. Ja, es ist schnell so weit gewesen. In letzter Zeit habe ich von Kristján Davíðsson gelebt und ich hoffe, dass er noch bis zum Sommer reicht, dann wird Hrafnkell Sowieso übernehmen und für ein oder zwei Wochen meinen Lebensunterhalt aufbringen müssen. Jæja, viel zu wenig Platz auf dieser Karte für so eine künstlerische Niederschrift, also verabschiede ich mich fürs Erste, M.«
    »Meine Harpa, jetzt ist schon seit einem knappen Monat keine Milchtüte mehr in unserem Kühlschrank. Mir ist es nie gelungen, sie seitlich so zuzufalten, wie du es immer machst, und ich habe es so vermisst, deine Falte zu sehen, dass ich mich von jeglicher Milch losgesagt habe und meinen Kaffee jetzt schwarz trinke, in letzter Zeit mit ein wenig Zucker. Ich vermisse auch, dich nach dem Zähneputzen beim Zunge-Schrubben über dem Waschbecken so herzallerliebst würgen zu hören, das war Musik unter den Dingen, die ich so wahnsinnig vermisse – aber keine Angst: Ich habe nicht aus Respekt vor diesen Erinnerungen aufgehört, mir die Zähne zu putzen. M.«
    »Harpa, jetzt können wir nicht mehr zusammen ins Mokka gehen. Ich wurde in eine Art Streiterei mit ein paar ›Großmäulern‹ verwickelt. Ging eher schlecht aus. Ich habe sie besiegt und bin dafür jetzt eine Persona non grata, tröste mich aber damit, dass du mit diesem Zwischenfall zufrieden gewesen wärst – denn immerhin habe ich mal wieder eine Reaktion gezeigt – insgeheim zufrieden, denn pro forma hättest du bestimmt mit mir geschimpft. Ich habe alles gewissenhaft im schrecklichen Tagebuch festgehalten, und wenn du willst, biete ich dir hiermit eine Lesung in deiner Wohnung an. Datum und Verköstigung: 29. März und Filterkaffee mit einem Extraschuss Captain Morgan. M.«
    »Liebste Beste, Anfang des Monats stand ich auf einem Weg bei einem nicht umzäunten Gärtchen. Nachts hatte es geschneit, genug, um das Fleckchen Gras mit einer halb durchscheinenden Lage zu bedecken, und die Frühlingszwiebeln, die rund um die Wäschestange gesprossen waren, sahen so zauberhaft aus, dass ich stehen bleiben musste. Aus den meisten guckten schon Blüten raus – die klaren Farben waren so auffällig rein, und die matten Blätter wirkten so unglaublich zart in dieser Umgebung, die nach dem Winter noch ganz heruntergekommen aussah. Dieser Kontrast hat einen Kurzschluss in meinem Gehirn verursacht und die Worte ›Das Bedauern ist eine vom Menschen geschaffene Privathölle‹ an der Innenseite meiner Schädeldecke eingebrannt. M.«
    »Liebe Liebste, jetzt haben wir uns

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