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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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glaube, ich sollte hier bleiben, wo uns Zauberer und Dämonen das Leben schwer machen.«
    »Aber wieso nur?«
    »Versteh mich nicht falsch, ich bin froh über meine neue Identität.« Sie klopfte auf ihre Jackentasche, in der die neuen Papiere knisterten. »Es ist bloß… Dieser Dämon Bartimäus hat etwas gesagt, was… was mich nachdenklich gemacht hat.«
    Jakob schüttelte den Kopf. »Das ist es ja, was ich nicht kapiere. Du schenkst einem Dämon Gehör, noch dazu einem, der mich entführt und dich bedroht hat…?«
    »Ich weiß! Nur… er war ganz anders, als ich erwartet hatte. Er hat von der Vergangenheit gesprochen, dass sich bestimmte Abläufe wiederholen, über den Aufstieg und Fall der Zauberer im Lauf der Jahrhunderte. Es passiert immer wieder, Jakob. Keiner kann aus diesem Teufelskreis ausbrechen… weder Gewöhnliche noch Dämonen oder Zauberer. Wir sind in einem Kreislauf von Furcht und Hass gefangen und kommen nicht davon los…«
    »Ich nicht«, verwahrte sich Jakob. »Ich steige aus.«
    »Glaubst du wirklich, in Brügge müsstest du dich damit nicht mehr befassen? Das glaubst du doch nicht im Ernst! ›Die Regierung hält sich die meiste Zeit im Hintergrund‹, hast du eben selber gesagt. Ob du willst oder nicht, du gehörst immer noch zum System. Und deshalb will ich hier in London bleiben, wo das ganze Wissen ist, Jakob. Hier gibt es riesige Archive, wo die Zauberer ihre alten Dokumente aufbewahren, Pennyfeather hat mir oft davon erzählt. Wenn ich da irgendwie rankäme, vielleicht auf dem Umweg über einen Job… Da könnte ich bestimmt viel erfahren… vor allem über Dämonen.« Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß einfach noch nicht genug, das ist es.«
    Jakob schnaubte verächtlich. »Natürlich nicht. Du bist ja auch keiner von den verdammten Zauberern.«
    »Aber wenn das stimmt, was Bartimäus gesagt hat, dann wissen die Zauberer auch nicht viel mehr als wir. Über Dämonen, meine ich. Sie benutzen sie bloß für ihre Zwecke. Das ist der springende Punkt. Wir – ich meine den Widerstand –, wir sind einfach nicht weitergekommen. Wir waren genauso vernagelt wie die Zauberer, haben uns ihrer Magie bedient, ohne uns damit auseinander zu setzen. Im Grunde habe ich das schon immer geahnt, Bartimäus hat mich bloß darin bestätigt. Du hättest ihn mal hören sollen, Jakob…«
    »Ich finde dich trotzdem bescheuert. Da – mein Abfahrtssignal!« Ein tiefer Sirenenton dröhnte von der Fähre herüber, Möwen flatterten auf. Jakob beugte sich zu Kitty herunter und umarmte sie flüchtig. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Pass gut auf dich auf«, sagte er. »Und schreib mir. Du hast ja die Adresse.«
    »Mach ich.«
    »Wir treffen uns in Brügge. Noch vor Ende des Monats.«
    Sie grinste. »Mal sehen.«
    Dann sah sie ihm nach, wie er zur Gangway schlenderte, dem Kontrolleur seine Papiere unter die Nase hielt, einen Stempel in den Pass bekam und an Bord ging. Das bunte Stoffverdeck wurde weggenommen, die Gangway eingezogen. Jakob stellte sich zu den übrigen Passagieren an die Reling und winkte, als das Schiff gemächlich ablegte. Er hatte genauso leuchtende Augen wie die anderen Reisenden. Kitty lächelte und kramte ihr schmuddeliges Taschentuch heraus. Damit winkte sie, bis das Schiff beidrehte und hinter der Flussbiegung verschwand.
    Kitty steckte das Taschentuch wieder ein, wandte sich ab und ging davon. Schon war sie in der Menschenmenge auf dem Kai untergetaucht.
     

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