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Rettungskreuzer Ikarus Band 002 - Das weiße Raumschiff

Rettungskreuzer Ikarus Band 002 - Das weiße Raumschiff

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 002 - Das weiße Raumschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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1.
     
    Es dauert doch nur noch drei Monate.
    Arch Fullman hatte sich diesen Satz am heutigen Tag schon ungefähr ein
Dutzend Mal eingehämmert. Er hatte eine fast hypnotische Wirkung auf ihn:
Wenn er sich klar machte, dass er mehr als Zwei Drittel seiner Jahresschicht
bereits hinter sich hatte und in lächerlichen 90 Tagen das automatische
Prospektorenshuttle von Vortex Outpost vorbeikommen und ihn abholen würde,
fühlte er sich besser und vermochte den Unbillen des Prospektorenalltags
mit mehr Gelassenheit zu begegnen.
    Und dieser Unbillen hatte es heute viele gegeben.
    »Heute« war ein künstlicher Begriff. Im freien Raum, in dem immer
Mittag war und die Zeit sich nur durch die Chronographen messen ließ,
erschien jede Einteilung willkürlich. Also hatte man sich auf die alte
irdische Zeitrechnung zurückgezogen, um Schaltjahre und uneinheitliche
Monate bereinigt. Man nannte sie Such-Zeit, nach der Zeit, die man in den Asteroidengürteln
als Prospektor verbrachte, bis die Suche um war und man heimkehren konnte. Der
Tag dauerte 24 Stunden und der Chronometer des Anzugs erinnerte einen daran,
dass es Abend war. Manchmal arbeitete Fullman auch einfach weiter und wie viele
andere Prospektoren hatte er große Probleme, sich auf Tag- und Nachtzeiten
einzustellen, wenn er nach Vortex oder auf einen richtigen Planeten zurückkehrte.
    Die meisten zogen es ohnehin vor, hier zu bleiben.
    »Hier« war für Fullman AST 334956, ein etwa 56 Kilometer durchmessender,
ungefähr ovaler Asteroid, etwa 17 Lichtjahre von Vortex entfernt, gelegen
in einem ansonsten unkatalogisierten System, das im wesentlichen nur aus Asteroiden
zu bestehen schien. Hier hatte sich vor Urzeiten irgendeine kosmische Katastrophe
zugetragen, die den vormals einzigen Planeten, der um die kleine, gelbe Sonne
kreiste, zerrissen hatte.
    Fullmann nannte seinen Teil dieses Planeten »Beule«, da die einzige
nennenswerte Erhebung auf dem Asteroiden in etwa genauso aussah. Dort, in der
Nähe der Beule, hatte er auch sein Basislager vor nunmehr neun Monaten
errichtet: Eine Heliplasthütte mit einer Garage, in der sein Hüpfer
stand und das Schürfwerkzeug. Die Standardausrüstung eines freien
Prospektoren, der sich an eine der Gesellschaften verdingte, um einen Asteroiden
für die kommerzielle Ausbeutung zu untersuchen und ein Rohstoffgutachten
zu erstellen. Nachdem man festgestellt hatte, dass die Computeranalysen der
Robotsonden oft ungenau waren und manch ergiebiger Fund eher hätte gemacht
werden können, entsandte man Vertragsprospektoren auf viel versprechende
Asteroiden, bezahlte und versorgte sie für ein Jahr – nicht gerade
königlich – und holte sie dann wieder ab. Die Attraktivität dieses
Berufes lag in erster Linie darin, dass, wenn man fündig geworden war,
1,25 % des Reinerlöses aus der kommerziellen Verarbeitung an den Prospektor
gingen. Genug, um den Rest des Lebens zu faulenzen.
    Aber nur, wenn man Glück hatte.
    Arch gehörte nicht zu denen, die bisher sehr erfolgreich gewesen waren.
Er war nun 57 Jahre alt und ging hart an die Ruhestandsgrenze für seinen
Beruf. Sein bedeutendster Fund war zusammen mit einem Prospektorenkollektiv
gewesen und das Geld hatte gereicht, die eigene Ausrüstung zu kaufen, etwas
auf die hohe Kante zu legen und sich um einen Einzelvertrag zu bewerben. Dies
hier war sein zwölftes Jahr als Vertragsprospektor und wenn er nicht bald
etwas fand, um sich seinen Lebensabend zu finanzieren, würde er in irgendeinem
kleinen Fürsorgeheim für abgehalfterte und erfolglose Prospektoren
enden – und das wollte er um jeden Preis vermeiden.
    Heute war einiges schief gelaufen und deswegen war Arch so bestrebt gewesen,
an die drei Monate zu denken, die ihm noch von der Einsamkeit und Entbehrung
seines diesmaligen Auftrages blieben. Der Tiefbohrer, den er einige Kilometer
von seinem Basislager entfernt angesetzt hatte, war über Nacht heißgelaufen.
Arch hatte geschlagene vier Stunden damit verbracht, den Motor auszutauschen,
den Bohrer an eine andere Stelle zu bringen, die defekte Sicherheitsschaltung
notdürftig zu flicken und einige Gebete zu sprechen. Als er mit seinem
Hüpfer, einem durch chemische Raketen getriebenen Mini-Raumfahrzeug für
eine Person und etwas Ausrüstung, wieder am Basislager angekommen war,
hatte sein Funkgerät eine Meldung der Arcturus aufgefangen, eines Prospektorenschiffes,
das einige

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