BattleTech 37: Loyal zu Liao
versuchte, seine Waffen in Anschlag zu bringen, würde eine einzige Salve der LB-X-Autokanone ausreichen, um seinen Mech komplett aufzureißen, wie einen Soldaten, der auf eine Handgranate gefallen war.
»An diesem Ende des Schlachtfeldes ist der Kampf vorbei«, sagte Bartlett. »Der Tag mag Ihnen gehören, Aris Sung, aber den Abend werden Sie nicht mehr erleben. Ich konnte Chan nicht finden, aber Sie tun's auch.«
Aris hatte sich angespannt, hatte sich auf eine Bewegung vorbereitet, die Bartletts Zielerfassung zunichte machen würde. Der Totschläger sah nicht gut aus. Von drei verschiedenen Stellen an seiner Vorderseite stieg Feuer und schwarzer Rauch auf. Vielleicht konnte er Aris gar nicht genau markieren. Er wollte das schon riskieren, als er eine Bewegung an der Seite des Dammes wahrnahm; jemand bewegte sich auf den OmniMech zu. Infanterie, dachte er zuerst, bis er sah, daß die Gestalt nur Shorts trug, T-Shirt und eine Kühlweste. Er legte das Bild auf einen seiner Hilfsmonitore und vergrößerte es, bis er die Person erkannte. Terry Chan! Lebend und mit einem Enterstab näherkommend.
Aris zögerte, seine Muskeln waren gespannt und schrien nach der Erlösung durch Bewegung. Wenn er jetzt feuerte, wäre Chan zwischen den beiden Mechs gefangen. Wenn er wartete, würde sie vielleicht nicht eingreifen, bevor Bartlett aus seinem Spuk einen Haufen Altmetall gemacht hatte. Zeit, die eigene Überzeugung zu überprüfen, forderte Aris sich selbst heraus. Er hatte Ty Wu Non garantiert, daß Terry Chans Verlangen, Haus Hiritsu zu dienen, jede Animosität überwog, die sie Aris oder Ty oder wem auch immer gegenüber fühlen würde. Das war das entscheidende Argument dafür gewesen, ihrer Gruppe als Selbstmordkommando zu vertrauen, obgleich Aris durch das Anbringen der Sprengladungen auf ihren Fusionsreaktoren auf Nummer sicher gegangen war. Dieses Mal hätte er keine Sicherheitsvorkehrung, auf die er sich stützen könnte. Alles oder nichts, sagte er sich. Wie sehr glaubst du an die bindenden Kräfte in Haus Hiritsu?
Aris ließ den Steuerknüppel los und lehnte sich zurück, wartete auf Schutz - oder auf einen raschen Tod.
Einer der Infanteristen hatte einen zweiten Enterstab, ein anderer eine zweite Sprengladung bei sich. Terry hatte sich von ihnen verabschiedet, als sie weitergingen, um einen langsamen Bandersnatch zu verfolgen. Terry schlug die Richtung ein, in die sie den Totschläger hatten verschwinden sehen. Der Regen wurde stärker, fiel in schweren, aber immer noch spärlichen Tropfen. Schon bald würden sie sich zu einem Wolkenbruch entwickeln, der die Sichtweite auf wenige Meter einschränkte. Sie mußte Bartlett vorher finden. Dieser Gedanke trieb sie an, das Verlangen, diesen letzten Dienst für das Haus Hiritsu zu leisten. Er wärmte sie und verlieh ihr Stärke.
Sie fand den OmniMech, als er den Deich hochkletterte und dann auf Aris Sung hinabsah. Terry hatte Ty Wu Nons Sturmangriff verpaßt, aber der Anblick des Spuk, der sich dem Atlas stellte, rührte an ihrem Innersten. Sie wußte, daß Aris Sung das gefallene Streitroß, das hinter ihm ausgestreckt auf dem Boden lag, bis zu seinem Tode verteidigen würde. Und dieser Anblick weckte etwas in Terry, das in den Jahren des Hasses auf den jungen Krieger und ihrer heimlichen Unzufriedenheit mit Virginia Yorks und dann Ty Wu Nons Herrschaft nur verschüttet, aber nicht ausgelöscht worden war. Als der Atlas unter dem Beschuß durch Aris endlich fiel, lachte sie laut auf.
Aber nun war der Totschläger in einer viel günstigeren Position, bereit, Aris in Stücke zu reißen, doch er hielt sich noch zurück. Weidete er sich an der Situation, fragte sich Terry? Einen siegreichen Augenblick genießend, innerhalb einer ansonsten offensichtlichen Niederlage? Sie bewegte sich den Damm hinauf und machte den Enterstab bereit.
Die Sprengladung schlug gegen ihre Schulter, während sie den klebrigen Ball direkt nach oben schoß, auf den Kopf des OmniMech zu. Der Ball traf dort, wo bei einem Menschen die Stirn gewesen wäre, und blieb kleben. Terry stellte den Fuß in die Schlinge, drückte den Rückholknopf und wurde an der Schnur nach oben zum Cockpit gerissen.
Sie erinnerte sich an ein Holo von Aris Sung, der vor Jahren ein ähnliches Manöver vollbracht und einen MechKrieger mit einem Medpack getäuscht hatte. Aris war bereit gewesen, sein Leben zu riskieren, um seiner Haus-Meisterin ein paar Minuten zu erkaufen, damit sie entkommen konnte. Jetzt war sie hier und
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