Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
Vom Netzwerk:
Kopf quellenden Augen so auf, als hätte er an eine Hochspannungsleitung gegriffen. Speichel lief aus seinem verzerrten Mund, dann ein weiterer Schock, dessen Schmerzen er nicht mehr aushielt. Er brach bewusstlos zusammen.

    *

    In Ruwer erlebte Lichthaus eine Enttäuschung. Ihre Lieblingspizzeria hatte den Außerhausverkauf eingestellt. Die immer freundliche Chefin stieg sogar in den Keller hinunter, um einen Pizzakarton hervorzukramen, da sie eine Ausnahme machen wollte, kam jedoch mit leeren Händen wieder. Angesäuert machte er sich auf den Weg nach Trier. Diese Odyssee auf der Suche nach einer blöden Pizza würde den Abend, der so wunderbar begonnen hatte, jäh zerstören. Er trat aufs Gas, und der Berlingo jagte schneller als erlaubt die Ruwerer Straße entlang. Missmutig rief er zu Hause an und fragte Claudia, ob es auch woanders bei der Caprese blieb, die aber nur ein Ist-mir-egal murmelte. Sie schien eingeschlafen zu sein, und Lichthaus wünschte sich in ihr Bett zurück.
    Mittlerweile war er fast in der Innenstadt angekommen, wo er mehrere gute Pizzerien noch aus der Zeit kannte, als sie hier im Zentrum gewohnt hatten. Während er an einer roten Ampel wartete, ging sein Handy. Er grinste. Das sah Claudia ähnlich. Sie musste erst wach werden, um sich zu sortieren, und nun kam die Nachbestellung.
    »Prego!«
    Der Schmerzensschrei ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Lang gezogen, heulend und klagend jagte er in sein Ohr. Er zuckte zusammen und hätte beinahe die Kupplung sausen lassen. Seine Laune zerfiel wie ein Soufflé und machte der Gewissheit Platz, jetzt einem Grauen gegenübertreten zu müssen.
    »Wer ...?«
    »Lichthaus?« Die Stimme verzerrte sich, und ein unterdrücktes Stöhnen quoll hervor, das nicht weniger schlimm war, als der Schrei kurz zuvor. Ein Mann.
    »Ja, am Apparat. Wer sind Sie?«
    »Kaiser. Er bringt mich um, wenn Sie nicht herkommen. Bitte kommen Sie allein … bitte schnell … ich halte das nicht mehr aus.« Die letzten Worte steigerten sich zu einem Crescendo und mündeten fließend in den nächsten Schmerzensschrei, der nicht enden wollte.
    »Wohin?« Er schrie nun, die Hand um das Handy verkrampft. Im selben Augenblick sprang die Ampel auf Grün, und hinter ihm erhob sich ein wütendes Hupkonzert. »Ja doch!« Er brüllte den Stress heraus, Wut übermannte ihn, und er gab Gas, preschte über die Kreuzung hinweg bis zu einer Einbuchtung vor der Staatsanwaltschaft.
    »Wo sind Sie?«
    Jetzt offensichtlich schmerzfrei, aber voller Angst und Hoffnungslosigkeit flüsterte es nur noch leise in sein Ohr: »Im Amphitheater, kommen Sie schnell. Allein. Bitte!«
    »Wer quält Sie so?«
    Die Stimme, die antwortete, war hart wie glänzender Stahl, emotionsgeladen schon, doch erbarmungslos: »Komm Lichthaus, und sieh, was eine gerechte Strafe ist!« Dann war die Leitung tot.
    Der Notruf an die Zentrale dauerte nur eine Minute. Eine Streife ohne Blaulicht und Martinshorn zum Amphitheater, die Beamten sollten sich unauffällig zu Fuß nähern, er wollte dort warten. Allein hatte Kaiser zwar gefordert, aber er war nicht verrückt. Seine Waffe lag zu Hause, und er würde den Teufel tun, unbewaffnet in eine unüberschaubare Situation zu gehen. Das hatte er schon hinter sich und war dabei fast draufgegangen.
    Als er aus dem Kreisel an der Spitzmühle herausschoss, rief er Claudia an. Natürlich war sie voller Angst, doch er beruhigte sie, indem er versprach, nicht auf eigene Faust loszuziehen. Dann legte er auf.
    Bevor Lichthaus die römische Arena erreichte, passierte er zur Linken eine lange Mauer. Auf der gegenüberliegenden Seite standen zumeist Einfamilienhäuser aus der Zeit vor dem Krieg. Hohe Laternen beschienen die tagsüber viel befahrene Straße, jetzt aber lief der Verkehr nur spärlich, in den meisten Autos saßen junge Leute, die um diese Stunde etwas erleben wollten und in die Stadt mit all ihren Kneipen, Clubs und Kinos zogen. Er parkte am Ende der Häuserzeile auf dem Seitenstreifen, paradoxerweise genau dort, wo vor eineinhalb Jahren ein Serienkiller verunglückt war, um in seinem Fahrzeug zu verbrennen. Ironie des Schicksals. Geduckt, in der Gewissheit, ein aufmerksamer Beobachter könnte ihn bereits im Visier haben, rannte er auf die andere Straßenseite.
    Der Eingang zum Amphitheater lag verlassen da, und auch der Parkplatz davor war bis auf einen kleinen weißen Peugeot und den Kastenwagen irgendeines Klempners wie leergefegt. Er atmete tief ein, griff die Taschenlampe

Weitere Kostenlose Bücher