Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte
daneben wiederum Mme Sanxay. »Diese haben sich im Fall von Penelope Fletcher als unhaltbar erwiesen. In unseren eigenen Ermittlungen in dieser Sache war das Lycée de Monceau nicht verantwortlich dafür, was mit Penelope geschehen ist. Penelope war wegen Familienangelegenheiten zu Hause in den USA verwirrt und hat beschlossen, ihre Gastfamilie zu verlassen. Sie hat ihren eigenen Selbstmord vorgetäuscht, weil sie fälschlicherweise dachte, aufgrund des Verhaltens ihrer Eltern und der kriminellen Aktivitäten ihrer Schwester in den USA bestraft zu werden, auch wenn sie keinerlei Anteil daran hatte. Mithilfe des Vertrauenslehrers am Lycée arbeiten wir daran, Penelope von dem emotionalen Trauma zu heilen, das sie erlitt, bevor sie als Schülerin nach Frankreich kam.«
Ich stehe neben Alex und Zack in der Menge und höre verwirrtes Gemurmel um uns herum. Keiner kauft Mme Cuchon diese Geschichte ab. Aber diese lässt sich nicht beirren. »Penelope ist eine ganz besondere junge Dame, und wie alle anderen am Lycée freue ich mich sehr, sie wieder bei uns zu haben. Wir haben ihr für das folgende Schuljahr ein Jahresstipendium gegeben, damit sie auch während der schwierigen Phase, die ihre amerikanische Familie durchmacht, hier weiter zur Schule gehen kann. Bitte respektieren Sie ihre Privatsphäre, während sie sich wieder in das Schulleben einzugewöhnen versucht. Wir haben auch keinen weiteren Kommentar bezüglich des Magistrats Marquet und seiner persönlichen rechtlichen Angelegenheiten, die in den letzten Tagen ans Licht gekommen sind, abzugeben. Wir beantworten heute Nachmittag keine weiteren Fragen. Vielen Dank.«
Einer der Reporter, ein Amerikaner von einem privaten Fernsehsender, bestürmt Mme Cuchon mit einer Frage, auch wenn diese gerade verkündet hat, dass sie keine beantwortet. »Madame Cuchon, was ist an den Beschuldigungen dran, dass Magistrat Marquet Penelope Fletcher im Wohnzimmer seines Mietshauses in Ternes am letzten Wochenende angegriffen hat, wodurch sein Neffe die Polizei rief und ihn wegen Körperverletzung festnehmen ließ? Gibt es eine Missbrauchsgeschichte zwischen Monsieur und Madame Marquet und den amerikanischen Lycée-de-Monceau-Schülerinnen, die die beiden in den letzten Jahren bei sich aufgenommen haben?«
Penelope flüstert Mme Cuchon leise etwas ins Ohr. Wird sie M. Marquet als den Widerling bloßstellen, der er ist? Mme Cuchon zieht zweifelnd die Augenbrauen hoch, tritt dann aber vom Mikrofon weg, damit PJ hineinsprechen kann.
»Die Marquets waren sehr liebevolle Gasteltern«, erklärt sie den Reportern. »Monsieur hat sich mir gegenüber niemals ungehörig benommen. Ich war mir in keiner Weise seiner Missetaten bewusst, deren er jetzt vom französischen Staat angeklagt ist. Unglücklicherweise hat das Missverständnis in der Wohnung der Marquets dazu geführt, dass die französische Polizei einige der geschäftlichen Transaktionen der Marquets genauer untersucht hat, sodass sie jetzt großer Geldwäscheaktivitäten verdächtig sind, mit denen ich selbstverständlich nichts zu tun hatte. Ich habe großes Mitgefühl mit ihnen, aber trotzdem möchte ich mein Leben in Paris ungehindert weiterleben. Ich bitte Sie, von weiteren Fragen abzusehen.« So habe ich sie noch nie erlebt - sie klingt wie ein Roboter, und ich kann spüren, dass sie nur sagt, was man ihr eingetrichtert hat. Es sind alles nichts als Lügen. Aber genau diese Lügen sorgen dafür, dass PJ ab jetzt wieder ein sorgenfreies Leben führen kann. Ich bin sprachlos und verblüfft.
Mit diesen Worten entfleuchen PJ und Mme Cuchon durch den Vordereingang ins Lycée.
»Penelope! Penelope! Warum sind Sie damals überhaupt abgehauen? Und warum haben Sie Ihren Selbstmord vorgetäuscht?«, rufen die Reporter, während die beiden sich entfernen. Ich nehme mal an, die Boulevardblätter werden nie die Wahrheit über PJs Jahr in Paris berichten, aber Boulevardzeitungen müssen ja auch alles immer dramatisieren. Die Geschichte, die nun geklärt ist, wird trotzdem bald verklingen. Und dann wird PJ endlich die Chance bekommen, wirklich und wahrhaftig glücklich zu werden.
Alex grinst mir zu. »Schlaues Mädchen. Ich glaube, das hat sie von mir«, flüstert sie mir zu.
Ich drücke ihr die Hand und streife dabei einen goldenen Armreif.
»Schönes Armband«, sage ich. »Hat dir das deine Mom geschenkt?«
Alex lacht. »Nein. Denny ist gestern Abend vorbeigekommen und hat es mir überreicht, weil er hoffte, dass er mich dann noch mal
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