Beautiful Americans 03 - Leben á la carte
haben.
»Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug zum Jardin du Luxembourg auf meine Kosten?«, biete ich an. »Dann kann eure Mom mal ein bisschen Zeit für sich haben.«
Mme Sanxay verzieht das Gesicht. »Das musst du nicht tun, Alex. Du bist nicht mehr ihr Kindermädchen. Das ist jetzt PJs Job.«
»Wo ist PJ überhaupt?«, erkundige ich mich. »Haben Sie ihr den Nachmittag freigegeben?«
»Sie ist mit ihrem Freund Jay unterwegs«, erzählt Mme Sanxay. »Kennst du ihn? Er scheint ein netter Junge zu sein. Einer von den Guten.«
»Das stimmt«, sage ich und mich überkommt fast so etwas wie Traurigkeit beim Wahrheitsgehalt ihrer Worte. »Aber es wäre für mich wirklich eine absolute Freude, mit den Kleinen in den Park zu gehen. Sollen wir dann mal, mes petits amis?«
Auf dem Spielplatz kuschle ich mit Charles und sehe glücklich zu, wie Albert und Emeline den Spielplatz terrorisieren, wie sie es immer so gern tun. Es ist schön, ihre Freundin zu sein und nicht mehr ihre Aufpasserin, die sie disziplinieren muss. Mir wird plötzlich klar, dass ich sie vermissen werde. Vor allem Charles mit seinen großen blauen Augen und dem süßlichen Geruch nach Babypuder.
»Na, kommt mir das nicht irgendwoher bekannt vor?«
Als ich mich zur Seite drehe, sehe ich Denny dastehen. Er hält einen kleinen Strauß mit Gänseblümchen in der Hand. »Für dich.«
Ich sehe ihn belustigt an. »Du kannst es aber auch nicht lassen, oder? Armbänder, Schokolade, Blumen, Kleider ... Du musst echt denken, dass ich zu den Mädchen gehöre, die man kaufen kann, was?«
»Wenn ich etwas Schönes sehe, muss ich nun mal immer an dich denken«, antwortet Denny. »So einfach ist das. Und nein, ich werde nicht damit aufhören. Irgendwie schwirrt mir noch im Kopf herum, dass du mal gesagt hast, du würdest dich zu einem zweiten richtigen Date mit mir verabreden. Ich meine, wenn ich es schon nicht geschafft habe, dein Herz zu erobern, indem ich meinen Onkel habe festnehmen lassen, wie dann? Und wenn ich es richtig verstehe, bist du nicht mehr lange hier in Paris.«
»Nein«, sage ich. »Ich reise sogar schon in ein paar Tagen ab.«
»Also keine Chance auf ein Date heute Abend?«, fragt Denny.
»Tut mir leid, Kumpel«, sage ich. »Dein Timing ist echt furchtbar!«
Denny seufzt lächelnd. »Na ja, mir tut es leid, dass ich dich nicht früher ausfindig gemacht habe. Ich musste mich um ein paar Familienangelegenheiten kümmern. Also muss ich wohl mein Bestes versuchen und dich aus der Ferne umwerben.«
»Heißt das, dass ich dir den Armreif zurückgeben muss?«, frage ich, ziehe ihn mir vom Handgelenk und halte ihn ihm hin. »Weil das Date nie zustande kam?«
»Nein, bitte behalte ihn«, sagt Denny. »Denn auf diese Weise kann ich dich immer unter dem Vorwand aufspüren, dass ich ihn mir zurückholen will.«
Unwillkürlich muss ich ein wenig grinsen. »Und wir wissen beide, wie gut du darin bist, Leute ausfindig zu machen.«
Denny umfasst mein Handgelenk und streift mir den Armreif wieder über. Bevor er loslässt, küsst er sanft meine Hand. Und Charles schaut vollkommen friedlich zu.
* * *
Der letzte Schultag im Lycée ist irgendwie surreal. Wir müssen noch einen Test schreiben, ähnlich dem Final Comp, aber diesmal ist keiner mehr so aufgeregt wie damals. Solange unsere Noten vor dem Test in Ordnung waren, kann uns ja auch nicht viel passieren. Schließlich kommen wir sowieso nicht mehr zurück, oder? Also können sie uns auch nicht aus dem Programm werfen.
Olivia hat hart auf die Prüfung gelernt und verbringt den gesamten dreistündigen Test damit, angestrengt in ein blaues Buch zu schreiben. Als sie rauskommt und zu mir und Zack auf den Eingangsstufen des Lycées stößt, sieht sie erschöpft aus.
»Das wird schon«, sagt Zack. »Ich glaube, sie können es sich nicht leisten, dich durchfallen zu lassen, nach allem, was passiert ist.«
»Sie werden mich nicht durchfallen lassen«, verkündet Olivia und wirft einen Blick zurück auf die Tür, durch die sie gerade gekommen ist. »Es wird alles gut. Habt ihr schon eure Schließfächer ausgeräumt und euer ganzes Zeug zusammengesucht?«
»Ja«, sagen Zack und ich wie aus einem Mund, stehen auf und bürsten mit der Hand unsere Kleidung ab.
»Est-ce que vous voulez aller à l'Hôtel de Crillon avec moi?«, frage ich sie. Das Flugzeug meiner Mom ist heute Morgen gelandet und wir treffen uns zum Mittagessen in ihrem Pariser Lieblingshotel und gehen danach vielleicht etwas shoppen.
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