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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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eine alte, abgehärmte Frau aus! Und sie, Becky, hatte selbst längst aufgehört, die Zahl der Hemden zu zählen, die sie in den vergangenen Monaten Tag für Tag bis in die Nacht mit brennenden Augen und schmerzendem Rücken für Eleanor Greeley zusammengenäht hatte. Und da wollte der Vater ihr mangelnden Arbeitseifer vorwerfen?
    Bevor sie jedoch protestieren konnte, fing Becky den warnenden Blick ihrer Mutter auf, die zudem auch noch kaum merklich den Kopf schüttelte, als wollte sie sagen: »Tu es bloß nicht! Du machst damit alles nur noch schlimmer!« Und so schluckte sie ihren Protest wie einen bitteren Kloß hinunter.
    Etwas Unverständliches vor sich hin murmelnd, das nicht eben freundlich klang, stiefelte der Vater aus der Küche. Die Mühe, hinter sich die Tür zu schließen, machte er sich erst gar nicht.
    »Nimm es dir nicht so zu Herzen, Becky«, sagte die Mutter sofort und mit gedämpfter Stimme. »Im Grunde seines Herzens meint er es gar nicht so, wie es manchmal herauskommt, wenn er... wenn er einen seiner schlechten Tage hat.«
    »In letzter Zeit hat er nur noch schlechte Tage«, sagte Becky verdrossen.
    »Es ist nicht leicht für einen Mann wie deinen Vater, dass er nur noch für ein paar Stunden die Woche Arbeit findet«, sagte die Mutter nachsichtig. »Er leidet sehr darunter, auch wenn er nicht darüber spricht. Dein Vater ist immer sehr stolz darauf gewesen, dass wir nach Amerika nicht dank der barmherzigen Spende von irgendwelchen Armenhilfsorganisationen auswandern konnten wie so viele andere Landsleute, sondern dass er unsere Überfahrt mit eigenem Geld bezahlt und immer gut für seine Familie gesorgt hat. Dass er seit letztem Herbst ohne feste Anstellung ist und seitdem viel von unserem Zuverdienst abhängt, setzt ihm hart zu.«
    »Wenn ihm wirklich so viel an uns läge, würde er das wenige Geld, das wir uns mühsam erarbeiten oder zusammenstehlen...«
    »Becky!«, fiel die Mutter ihr scharf ins Wort.
    »Aber so ist es doch, Mom! Daniel sammelt die Nägel doch nicht von der Straße auf, sondern er klaut sie von Baustellen!«, sagte Becky mit wütendem Aufbegehren. »Jedenfalls würde der Vater, wenn er sich wirklich so viel Sorgen um uns macht, wie du behauptest, das wenige Geld nicht regelmäßig bei Joe Slocum, in Fatty Walsh’s Saloon oder in der Trogg’s Tavern versaufen und seinen letzten Penny bei einem dieser abscheulichen Hahnenkämpfe verwetten, die in diesen Spelunken stattfinden!«
    »Genug, Becky! Ich will nicht hören, dass du in diesem Ton über deinen Vater...«, setzte die Mutter an, führte den Satz jedoch nicht zu Ende. Denn in diesem Moment hörten sie im Treppenhaus die wutentbrannte Stimme des Vaters sowie lautes Gepolter und angstvolle, schmerzerfüllte Schreie, die sich mit dem hässlichen Klatschen eines Lederriemens vermischten.
    Becky krampfte sich der Magen zusammen, als sie das peitschende Geräusch hörte. Sie ballte die Fäuste und wurde ganz steif. Der Vater prügelte wieder einmal auf ihren kleinen Bruder ein!

2
    A UGENBLICKE später stürzte Daniel durch die offen stehende Tür in die Küche, dicht gefolgt vom Vater, der mit seinem breiten Ledergürtel nach ihm schlug.
    »Du verdammter Nichtsnutz! Auf dich ist so viel Verlass wie auf die Barmherzigkeit dieses adligen Lumpen, der sich damals für ein erbärmliches Handgeld Hof und Land von uns Not leidenden Bauern unter den Nagel gerissen hat!«, schrie der Vater außer sich vor Wut und ließ den Riemen ein weiteres Mal quer über Daniels schmalen Rücken klatschen.
    Daniel, das Gesicht eine Maske aus Schmerz und Angst, stolperte und stürzte beinahe.
    Entsetzt sprang die Mutter auf, ließ das halb fertig genähte Hemd einfach zu Boden gleiten und legte ihre Arme schützend um ihren schmächtigen Sohn, der sich schluchzend an sie presste.
    »Frederik! … Um Gottes willen, lass von dem Jungen ab!«, rief sie beschwörend.
    »Er hat viel mehr als diese paar Schläge verdient!«, schrie der Vater in heller Wut. »Also nimm du ihn jetzt nicht auch noch in Schutz! Windelweich prügeln sollte ich ihn!«
    »Was hat er denn getan, dass du ihn so schlagen musst?«, wollte die Mutter wissen.
    »Eingeschlafen ist dieser Taugenichts! Statt auf die Bettlaken aufzupassen, hat er es sich im Schatten der Mauer bequem gemacht und geschlafen! Und jetzt sind die beiden Laken natürlich weg!«
    »Allmächtiger!«, entfuhr es der Mutter erschrocken, denn der Diebstahl ihrer beiden einzigen Bettlaken bedeutete einen bitteren

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