Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
Mahmud.
Er hatte es sich auf dem Sofa meiner Mutter gemütlich gemacht und führte gerade die Kaffeetasse zum Mund. Als er mich sah, musste er sich mindestens genauso erschrocken haben wie ich mich bei seinem Anblick. Denn er ließ die Tasse zu Boden fallen und sprang hektisch von seinem Platz auf.
Ich erwartete, dass er auf mich zustürzen und mir eine Ohrfeige verpassen würde und hob instinktiv schützend die Arme vors Gesicht. Auch meine Mutter war erschrocken aufgesprungen. Die Panik in ihrem Gesicht ließ erkennen, dass sie mit der Situation völlig überfordert war.
Meine Befürchtung erwies sich aber zunächst als unbegründet. Mahmud war so erleichtert, mich nach fast einem Monat endlich wiederzusehen, dass er mich fest in seine Arme schloss und mein Gesicht mit Küssen bedeckte. In mir sträubte sich jedoch alles dagegen. Ich erstarrte zu einer Salzsäule und zugleich wurde ich von einem inneren Beben erfasst, dessen Stärke mich selbst überraschte.
Natürlich blieb meine Reaktion Mahmud nicht verborgen und abrupt ließ er von mir ab. Sofort verdunkelte sich sein Blick und sein Gesicht bekam diesen bedrohlichen Ausdruck, wie ich ihn nur allzu gut kannte. Zu oft hatte ich ihn so schon gesehen.
Bevor die Angst in mir die Oberhand gewinnen konnte, besann ich mich auf meine neu gewonnene Stärke und straffte meine Schultern.
»Mahmud, bitte lass das«, presste ich zwischen meinen zusammengekniffenen Lippen hervor. »Wir sind kein Paar mehr und ich möchte nicht mehr, dass du mich anfasst«, wagte ich noch zu sagen. In der Luft lag eine Spannung, die man knistern hören konnte. Für einen Moment sah es so aus, als ob es Mahmud machen würde wie immer: sich mit Gewalt nehmen, was man ihm freiwillig nicht geben wollte. Dann besann er sich aber wohl eines Besseren und setzte ein gequältes Grinsen auf.
Fast lässig hob er beide Hände. »Okay, okay. Ich sehe schon, du brauchst anscheinend noch etwas Zeit«, versuchte er den Verständnisvollen zu spielen.
»Nein! Zeit ist es nicht, was ich brauche«, erstickte ich seine Hoffnung sofort. »Ich will nie wieder mit einem Mann zusammen sein, der meine Persönlichkeit nicht respektiert, mich schlägt und misshandelt und mich behandelt, als ob ich sein Eigentum wäre«, machte ich ihm unmissverständlich klar.
Mahmuds Augen begannen gefährlich zu flackern, doch plötzlich drehte er sich um und stürmte mit großen Schritten aus dem Haus. Die Haustür flog mit einem lauten Knall hinter ihm ins Schloss. Meine Mutter und ich zuckten beide zusammen, bevor wir uns in die Arme fielen. Ich spürte, dass sie ebenfalls am ganzen Körper zitterte.
Nachdem wir uns beide etwas beruhigt hatten, war uns sofort klar, dass ich unter keinen Umständen hierbleiben konnte. Ich telefonierte mit einem Onkel, der etwa 100 Kilometer von meinem Elternhaus entfernt wohnte.
Er hatte erst vor Kurzem zum zweiten Mal geheiratet und war mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in eine neue Wohnung gezogen. Mahmud und er hatten sich nie kennengelernt. Ich schilderte ihm kurz die Situation und nach wenigen Sätzen war er einverstanden und ich konnte zu ihm kommen.
Allerdings wollte ich erst am nächsten Tag zu ihm fahren. Zum einen war ich froh, wieder bei meiner Familie zu sein, und zum anderen hatte ich für den Abend geplant, noch einen Freund aus meiner Schulzeit zu besuchen.
Dass dies ebenfalls keine gute Idee war, würde ich später am Abend noch erfahren müssen. Zunächst aber schien alles in bester Ordnung.
Meine Mutter kochte spontan mein Leibgericht, gefüllten Weißkrautkopf mit Kartoffelpüree, und auch mein Bruder Ralf gesellte sich später zu uns. Natürlich sparte er nicht mit Vorwürfen, als wir ihm erzählten, was am Nachmittag vorgefallen war, aber das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr auch er sich freute, mich zu sehen.
Die Idee, dass ich erst einmal bei unserem Onkel unterkommen würde, gefiel ihm. Nachdem wir gegessen hatten, saßen wir noch eine Weile beisammen, bevor ich mich auf den Weg zu meinem ehemaligen Schulfreund machte.
Zur Sicherheit begleitete mich mein Bruder noch zu meinem Auto und versprach mir, so lange wach zu bleiben, bis ich wieder zu Hause sein würde. Gut gelaunt fuhr ich los. Mein Freund wohnte etwas abseits in einem kleinen Dorf. Der Weg dorthin führte überwiegend durch dichtes Waldgebiet.
Längst hatte die Dämmerung eingesetzt, und als ich den Wald erreichte, wurde es dort mit einem Mal noch um einiges dunkler. Ich
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