Behind A Mask
von Empfindungen zwischen zwei Männern oder zwei Frauen mit grenzenloser Empörung und Abneigung gegenübertreten. Es sind die Mitmenschen in einer angeblich so offenen, toleranten Welt, deren Gesellschaft in Wahrheit jedoch ihre Aversion vor dem Unbekannten nicht ablegen kann oder will. Eine Aversion gegen das natürlichste Gefühl überhaupt: Liebe.
All diese Empfindungen, Ängste und Bürden scheinen unsichtbar. Sogar für den Freund direkt neben ihm. Was muss das für ein Gefühl sein, wenn man glaubt, sich niemandem öffnen zu können? Sind Freunde dann noch Freunde – die Familie noch die Familie?
Den Blick auf mein blankes Blatt gerichtet, beginne ich zu skizzieren und die verborgene Gefühlswelt des jungen Mannes an die Oberfläche zu kehren. Seine Augen werden eine Schwarz-Weiß-Zeichnung. Trotz ihrer Farblosigkeit strahlen sie vor Begeisterung und lachen vor Freunde. Gleichzeitig aber weinen sie vor Kummer und Schmerz. Des Mannes innere Sehnsucht und Unsicherheit ist verriegelt von Außen und seine äußere Stärke und Angst zerfrisst ihn von Innen.
Geschichte
Den Karton neben mein altes Regal gestellt, beginne ich die unzähligen Bücher darin zu verstauen. Viele davon sind noch aus längst vergessenen Schultagen. Ich habe sie ins hinterste Eck verbannt, wo sie bis heute verdient unter sprichwörtlichem Staub verkümmern mussten und nun zum ersten Mal seit Jahren wieder ans Tageslicht kommen.
Mein Blick fällt auf ein grünes Exemplar mit kaputtem Schloss. Es ist kein Schul-, sondern mein altes Tagebuch, welches ich mindestens ebenso lange nicht mehr angerührt habe wie die verhassten Lehrwerke. Dennoch erinnere ich mich selbst jetzt ganz genau an den letzten Eintrag darin. Danach – und obwohl noch mehrere leere Seiten frei gewesen waren – hatte ich nie wieder gewagt, es in die Hände zu nehmen. Denn nach diesem letzten Eintrag fürchtete ich mich davor, die abschließenden Zeilen ein weiteres Mal zu sehen. Sie zeugten von Schwäche, wie ich es mir damals einredete. Dabei zeugen sie bloß von den Ängsten eines unsicheren Jungen, wie ich heute weiß.
Gedankenverloren nehme ich das lange Zeit vergessene Tagebuch an mich und blättere zu den letzten vollgeschriebenen Seiten vor. Sofort erkenne ich die blauen Tintenschmieren wieder, die meine Tränen auf dem Text verursacht hatten. Damals waren diese Tränen nicht aufzuhalten gewesen und ich hatte mich ihrer wegen geschämt, regelrecht gehasst. Es waren so viele gewesen.
Meine Fingerspitzen gleiten über die verschwommenen Flecken, als vor meinem geistigen Auge das Bild des schluchzenden Jungen auftaucht, der wie wild drauf los zu schreiben beginnt …
„Es bringt alles nichts. Ich kann mir noch so sehr vornehmen, mich endlich jemandem anzuvertrauen. Ich werde es nie tun. Nie! Erst recht nicht nach dem verdammten heutigen Tag!
Sie haben ihn einfach zusammengeschlagen und angespuckt! Völlig grundlos! Und obwohl es direkt vor allen anderen geschah, half ihm keiner. Ihm, 'der Schwuchtel', wie sie ihn nennen.
Er stand im hintersten Teil des Schulhofes, versuchte sich unauffällig zurück zu ziehen, sich zu verstecken! Er wollte ihnen nicht wieder in die Hände fallen. Aber sie fanden ihn natürlich auch heute. Sofort fingen sie mit ihren Beleidigungen an. Alle gegen einen. Sie umzingelten ihn und machten sich einen Spaß daraus, ein Wettspucken zu veranstalten. Wer als erstes sein Gesicht traf, hatte gewonnen. Der Preis: ein erster Tritt in seinen Magen. Ein Tritt von vielen! Ich kann mir kaum vorstellen, wie viele Schmerzen er ertragen musste … wie groß seine Angst war … seine Verzweiflung …
Er hatte keine Chance, konnte sich nicht wehren und keiner ging dazwischen. Keiner. Auch ich nicht. Ich hatte Panik. Schreckliche Panik. Um mich selbst. Wenn ich ihm geholfen hätte, hätte ich nicht nur die Schläge und Tritte dieser einen Prügelei abbekommen. Ich würde von da an genauso behandelt werden. Wie eine 'Schwuchtel'. Ich wäre dann auch eine. Sogar für meine Freunde. Einige von ihnen waren auch an der Schlägerei beteiligt! Sie werden sich auch gegen mich wenden, wenn sie von meinem Geheimnis erfahren. Nur weil ich anders fühle. Nur weil ich Jungs mag.
Warum muss es so schwer sein? Liebe ist schließlich immer Liebe. Hauptsache ist doch, dass man überhaupt imstande ist zu lieben. Ich möchte meine Gefühle einfach hinaus schreien und endlich ich selbst sein – mich nicht verstecken müssen. Nur … Was dann?
Als ich vorhin zu
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