Bei Null bist du Tod
wegführte, eine Bibliothek entdeckt. Und diese Bibliothek enthielt mehrere bronzene Röhren mit wertvollen Schriftrollen, die den Vulkanausbruch, bei dem die Stadt und die Villa zerstört worden waren, unbeschadet überdauert hatten. Auf vielen der Schriftrollen hatten sich Lobeshymnen auf Julius’ Geliebte Cira gefunden, eine gefeierte Schauspielerin am Theater von Herkulaneum. Aldo und sein Vater hatten den Tunnel gesprengt, um alle zu töten, die von der Entdeckung wussten, unter ihnen auch Trevor. Aber Trevor war dem Anschlag entkommen. »Trevor war derjenige, der den Fundort nach der Sprengung getarnt hat. Er will um jeden Preis verhindern, dass jemand den Tunnel findet, bevor er die Kiste mit dem Gold da rausgeholt hat, die Julius in den Schriftrollen erwähnt.«
»Vielleicht hat er sie ja schon gefunden.«
»Vielleicht.« Diese Frage hatte Jane sich schon oft gestellt, trotzdem hatte sie weitergesucht. »Aber ich habe so ein Gefühl … Ich weiß auch nicht. Ich muss weitersuchen, verdammt. Ich müsste diejenige sein, die die Rollen findet. Ich hätte es verdient. Schließlich war ich diejenige, der dieser Schweinehund das Gesicht zerfetzen wollte, weil ich aussehe wie Cira.«
»Warum hast du Trevor dann nicht dazu gebracht, dir zu sagen, wo die Rollen sind?«
»Der Versuch, Trevor zu irgendwas zu überreden, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Er will das Gold, und er ist der Meinung, dass er ein Recht darauf hat, weil sein Freund Pietro in diesem Tunnel ums Leben gekommen ist. Außerdem – wie hätte ich ihn denn finden sollen, wenn nicht mal Interpol ihn aufstöbern kann?«
»Ich dachte eher, dass er Kontakt zu dir aufgenommen hatte, als du in Italien warst.«
»Nein, hat er nicht.« Während der ersten Exkursion, an der Jane teilgenommen hatte, hatte dieser irrationale Gedanke sie unablässig verfolgt. Immer wieder hatte sie nach ihm Ausschau gehalten, immer wieder hatte sie geglaubt, seine Stimme zu hören, damit gerechnet, ihm hinter der nächsten Ecke irgendwo über den Weg zu laufen. »Warum sollte er versuchen, mit mir in Kontakt zu bleiben? Ich war damals erst siebzehn, viel zu jung, um für ihn interessant zu sein.«
»Du warst eine Siebzehnjährige mit der Lebenserfahrung einer Dreißigjährigen«, erwiderte Eve. »Trevor ist nicht blind.«
»Du würdest dich wundern.«
»Bei Trevor würde ich mich über gar nichts wundern. Der Mann ist einzigartig.«
Jane fiel auf, dass Eve das beinahe liebevoll gesagt hatte. »Du mochtest ihn.«
»Er hat nicht nur mir das Leben gerettet, sondern auch Joe und dir. Es ist schwer, jemanden nicht zu mögen, dem man so viel verdankt. Aber das bedeutet nicht, dass ich gutheiße, was er tut. Er ist vielleicht überdurchschnittlich intelligent und hat zweifellos ein einnehmendes Wesen, aber er ist ein Schmuggler, ein Hochstapler und weiß der Himmel, was noch alles.«
»Ja, da hast du allerdings Recht. Außerdem hat er vier Jahre Zeit gehabt, um Gott weiß was für Schandtaten zu verüben.«
»Zumindest nimmst du ihn nicht in Schutz.«
»Das fehlte gerade noch. Er ist wahrscheinlich der klügste Mann, dem ich je begegnet bin, und er könnte Steine zum Weinen bringen. Aber abgesehen davon ist er mir ein Rätsel. Er kennt sich mit jeder Art von Gewalt aus und neigt dazu, die größten Risiken einzugehen. Diese Qualitäten sind nicht gerade dazu geeignet, ihn einer starrköpfigen, praktisch veranlagten Frau wie mir sympathischzu machen.«
»Frau …« Eve schüttelte traurig den Kopf. »Für mich bist du immer noch ein Mädchen.«
»Dann soll es auch so bleiben.« Jane legte ihren Kopf an Eves Schulter. »Ich werde für dich sein, was immer du willst.«
»Ich möchte nur, dass du glücklich bist.« Sie hauchte Jane einen Kuss auf die Stirn. »Und dass du dein Leben nicht damit vergeudest, einer Frau hinterherzujagen, die seit zweitausend Jahren tot ist.«
»Ich werde mein Leben schon nicht vergeuden. Ich will nur ein paar Antworten auf ein paar Fragen haben.«
Eve schwieg eine Weile. »Vielleicht hast du Recht. Vielleicht war es dumm von mir, die Vergangenheit begraben zu wollen. Vielleicht wäre es besser gewesen, dich deinen Weg gehen zu lassen.«
»Hör auf, dich mit Selbstvorwürfen zu quälen. Du hast nie ein Wort dazu gesagt, wenn ich nach Herkulaneum gefahren bin.«
Eve blickte auf den See hinaus. »Nein, ich habe nie ein Wort dazu gesagt.«
»Es ist ja schließlich auch nicht so, als würde ich mich mit nichts anderem als mit Cira
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