Bei Null bist du Tod
kenne, gibst du sowieso nicht nach.« Seine Kiefermuskeln spannten sich. »Aber ich lasse dich nicht ohne Begleitung zurückfahren. Ich habe jemanden zu deinem Schutz angeheuert, der dich im Auge behalten wird, bis Manning rausfindet, aus welchem Grund ihr angegriffen wurdet. Der Mann erwartet dich im Studentenheim.«
»Meinetwegen. Wenn es dich beruhigt.«
»Ja, das beruhigt mich allerdings.« Er hielt ihr die Wagentür auf. »Ich werde nicht zulassen, dass jemand dir etwas antut.«
Es war zu spät. Jemand hatte ihr bereits etwas angetan. Sie konnte nicht vergessen, wie Mike blutend im Auto neben ihr gelegen und sie angefleht hatte, ihm zu helfen.
Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Nicht jetzt. Bloß nicht anfangen zu heulen.
Die Zeit für Tränen war vorbei.
»Paul.«
Paul Donnell, der gerade in das Studentenheim gehen wollte, in dem er wohnte, zuckte zusammen und drehte sich um. »Jane?« Er lächelte. »Was machst du denn hier? Ich dachte, du wolltest noch in Atlanta bleiben. Kann ich was für dich tun?«
»Ja, ich glaube schon.« Sie hielt ihm die Beifahrertür auf. »Steig ein.«
Sein Lächeln verschwand. »Ich fürchte, du erwischst mich in einem ungünstigen Augenblick. Ich hab noch viel zu tun, weil ich den ganzen Tag in Atlanta war und mich nicht auf meine Seminare vorbereiten konnte. Vielleicht können wir uns morgen treffen.«
»Los, steig schon ein«, wiederholte sie. »Versuch nicht, irgendwelche Spielchen mit mir zu spielen, Paul. Du kannst entweder mit mir reden oder mit der Polizei. Was ist dir lieber?«
»Das klingt ja wie eine Drohung. Es reicht mir, dass ich einen Freund verloren habe, ich brauch jetzt nicht auch noch deine –«
»War er dein Freund? Kommt es öfter vor, dass du deine Freunde verrätst, Paul?«
Er leckte sich die Lippen. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Soll ich es dir erklären? Soll ich aussteigen und es dir ins Gesicht schreien, damit jeder auf dem Campus es hören kann? Glaub ja nicht, dass ich bluffe. Mike hat dir bestimmt erzählt, dass ich nicht gerade schüchtern bin.«
Paul schwieg einen Moment lang. »Ja, allerdings.«
»Er hat dir eine Menge Dinge erzählt, weil er dir vertraut hat. Jeder, den er für einen Freund hielt, konnte ihn ausnutzen.«
»Ich war sein Freund. Ich lasse mir von dir nicht –«
Jane öffnete die Fahrertür und war drauf und dran auszusteigen.
»Nein!« Paul kam um das Auto herum. »Wenn du nicht vernünftig sein willst, muss ich halt –«
»Ich bin nicht vernünftig.« Kaum war er eingestiegen, verriegelte sie die Türen. »Ich bin wütend auf dich und will ein paar Antworten von dir«, blaffte sie ihn an und fuhr los.
»Du hast keinen Grund, wütend auf mich zu sein.« Er schluckte. »Was wirfst du mir eigentlich vor?«
»Ich glaube, dass du Mike reingelegt hast.« Ihre Hände umklammerten das Steuerrad. »Ich glaube, du hast ihn so lange bearbeitet, bis er vollkommen depressiv war und du mit ihm machen konntest, was du wolltest. Ich glaube, du hast ihn erst betrunken gemacht und mich dann angerufen. Ich glaube, du wusstest, dass in dieser Gasse jemand auf uns wartete.«
»Schwachsinn. Hör zu, ich weiß, dass Mike an dem Abend viel dummes Zeug geredet hat, aber er war sturzbetrunken.«
»Genau das habe ich auch gedacht, bis ich mich nach der Beerdigung gefragt habe, warum du so nervös warst. Und da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. In der Straße vor der Kneipe gibt es jede Menge Parkuhren. Wieso habt ihr in der Seitenstraße geparkt, wo ihr damit rechnen musstet, abgeschleppt zu werden?«
»Als wir ankamen, war kein Parkplatz mehr frei.«
»Als ich heute vom Flughafen kam, bin ich auf direktem Weg zum Red Rooster gefahren und hab den Barmann gefragt. Der hat mir gesagt, dass die Kneipe anfangs ziemlich leer war und es in der Straße davor jede Menge freie Parkplätze gab, als er um sieben Uhr seine Schicht angetreten hat. Ihr beide seid um Viertel nach sieben im Red Rooster angekommen, stimmt’s?«
»Weiß ich nicht mehr so genau.«
»Aber der Barmann konnte sich erinnern.«
»Halt an. Ich muss mir das nicht anhören.«
»Doch, das musst du.« Sie hielt trotzdem am Straßenrand und schaltete den Motor ab. »Sprich mit mir. Wer hat dich dafür bezahlt, dass du Mike reingelegt hast?«
»Niemand.«
»Hast du es getan, weil du sauer auf ihn warst?«
»Natürlich nicht.«
»Dann fangen wir noch mal von vorne an.«
»Ich hatte nichts mit dem Überfall zu tun.«
»Von
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