Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
tauchten vor ihrem inneren Auge verlockende Bilder auf. Versteckt in einem Pferdehänger, auf der Flucht aus der Wüste …
Irgendwann passierte sie ein Schild mit der Aufschrift: Zutritt strengstens verboten! und marschierte weiter einen Schotterpfad entlang, der zu den Ställen führte. In der Mitte eines großzügig angelegten Vorplatzes sprudelte ein steinerner Brunnen, und erst jetzt sah sie, wie riesig und luxuriös die Stallungen tatsächlich waren.
„Wer auch immer der Besitzer dieser Anlage ist, er muss steinreich sein“, murmelte sie beeindruckt und spähte sichernd über die Schulter, um zu prüfen, ob jemand ihr unbefugtes Eindringen bemerkt hatte. Doch alles um sie herum wirkte verlassen. Es waren keine Wachen zu sehen und auch sonst niemand.
Seltsam! dachte Bella mit zunehmendem Unbehagen. Wo sind alle hin?
Aus eigener Erfahrung wusste sie, wie lebhaft es normalerweise in Pferdeställen zuging. Aus einer der Halbtüren streckte plötzlich ein Pferd seinen Kopf heraus und begrüßte sie mit einem Nicken. Sofort steuerte Bella auf das hübsche Tier zu.
„Wenigstens einer, der mich hier willkommen heißt!“, sagte sie erleichtert, strich sanft über das weiche Maul des Tiers und tätschelte seinen Hals. „Na, du Schönheit, wie war dein Morgen denn bisher? Hast du schon meditiert? Oder deine zierlichen Hufe zum Lotussitz verknotet? Oder wenigstens einen erleuchtenden Kräutertee getrunken?“
Das Pferd blies ihr freundlich warme Luft in den Nacken und schnaubte leise. Bella fühlte sich so gut wie seit Wochen nicht mehr.
„Möchtest du vielleicht mit mir kommen und in meinem Zelt schlafen?“, schlug sie ihrem neuen Freund vor.
Der vertraute Stallgeruch und die dazugehörigen Geräusche beruhigten ihre aufgekratzten Nerven auf eine Weise, wie es die intensivsten Yogaübungen und Meditationsversuche nicht vermocht hatten. Bella beugte sich mit dem Oberkörper über die Stalltür und begutachtete das Tier genauer.
„Du bist wirklich eine bemerkenswerte Schönheit“, stellte sie anerkennend fest. „Reines Araberblut. Aber warum versteckt man so ein Prachtexemplar wie dich hier mitten in der Wüste?“
Zunehmend irritiert über die Totenstille außerhalb der Stallungen trat Bella einen Schritt zurück und schaute sich unbehaglich um. Irgendetwas stimmte hier nicht, das sagten ihr zumindest die steil aufgerichteten Härchen in ihrem Nacken. Es fühlte sich so an, als könnte jeden Moment eine Katastrophe ausbrechen.
„Ach was!“, beruhigte sie sich selbst und wandte sich wieder dem Pferd zu. „Ich bin nur schon viel zu lange in dieser Einöde weggesperrt, darum fange ich an, Gespenster zu sehen. Aber wenn ich überhaupt etwas in den letzten zwei Wochen gelernt habe, dann das: In der Wüste passiert gar nichts!“
Das Tier bewegte sich unruhig in seiner Box. Diese spürbare Nervosität, die Bella selbst so gut kannte, ließ ihre Sympathie zu dem Pferd nur noch wachsen. Am liebsten hätte sie sich einfach auf seinen Rücken geschwungen und wäre so lange drauflos galoppiert, bis alles Belastende von ihr abgefallen wäre.
Warum eigentlich nicht? dachte sie im nächsten Moment. Warum muss es überhaupt der Jeep oder ein Pferdehänger sein, wenn ich auf eine viel erfreulichere Weise in die nächste Stadt gelangen kann?
So weit war der Weg nicht. Immerhin erinnerte Bella sich noch vage an die Anreise. Und sobald sie in Al-Rafid ankäme, würde ihr schon ein Weg einfallen, wie sie das Tier zusammen mit einer angemessenen Entschuldigung und Entschädigung an seinen Besitzer zurückschicken konnte.
Vielleicht ist Atif nach dieser Eskapade auch so sauer auf mich, dass er sich weigern wird, seine ungehorsame Schülerin weiter zu betreuen? überlegte sie weiter. Und da ohnehin jeder bereit ist, das Schlechteste von mir zu denken, will ich auch niemanden enttäuschen!
Leise öffnete sie die Pferdebox und trat ein.
„Da du tatsächlich fest entschlossen zu sein scheinst, eine ganze Woche allein in der Wüste zu verbringen, erlaube wenigstens deiner Leibgarde, dich zu begleiten.“
„Wenn ich das täte, wäre ich ja nicht mehr allein“, führte Zafid trocken an. „Dies ist die einzige Auszeit, in der ich mir gestatte, ein ganz normaler Mann und kein Herrscher zu sein. Ich setze dich als meinen offiziellen Vertreter ein, Rachid.“
Offensichtlich eingeschüchtert von der großen Verantwortung, die er tragen sollte, erblasste sein jüngerer Bruder. „Findest du nicht, du solltest deinen
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