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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Tönen verschlang es jedes ferne und nahe Geräusch. Dies millionenfach gesteigerte Zischen und Zirpen von Zikaden. Dieses Zwitschern der Metalle. Dazwischen das nie verhallende Klatschen Trommelwirbeln, das sich rasselnd über erdweite Glutmassen fortpflanzte und hinter allem Gebrüll lagerte. Strontium, das hell purpurrote, Magnesium, gequetscht unter den schweren Gebirgen der Erde, Gluthauch neben Gluthauch, frei blühend und lodernd die Urwesen Helium Mangan Kalzium, leuchtend weiß blendend in Lichtern, für die keine Augen sind, unter denen die Farben auslöschen. Strahlend gasend das hunderttönig zwitschernde Feuermeer, die fackelschleudernde Urwelt im Äther.
    Fern von den Wallungen Stürzen Strömungen Bränden der Sonne die kleine graue Erde. Wie ein Wiesel über das Feld lief sie. Von Dünsten, nassen Dämpfen war sie umgittert, von einer Schlackenkruste ihre Glut umfaßt, von Meeren Flüssen Eis belagert. Keine Wolken der glühenden Metalle prasselten, von ihrer Wildheit geprescht, auf sie nieder. So wie ein Glaser den Kitt mit Gewalt auf das Holz und das Glas drückt und sie halten fest, wie eine Faust den Schnee ballt, zwischen gekrümmten Fingern und Handteller umschließt, zu einem harten Ball preßt, der Schnee flattert nicht mehr: so war die Erde verglühend, sich hilflos abstrahlend von dem Äthereis angefaßt, gab knirschend nach. Im Innern das Sieden und Glühen; der Leib unter Aschen verfestigt.
    Dies ist die Erde. Die leuchtende brennende Urwelt geht über ihr auf und unter. Ein welliger Mantel aus Gesteinen bedeckt ihren Rumpf. Tausend Meter tief und tausend hoch geht das Gestein. Kontinente und Inseln strecken Gebirge Ebenen Steppen Wüsten aus. Das Wasser bricht in Quellen aus den Bergen. Meere überfluten die Talmulden. Schwer schwimmen Gebirge Gneis Schiefer auf der schmelzflüssigen glühheißen Masse, die von Zeit zu Zeit die steinerne Kruste durchbricht, sie mit Stichflammen erweicht und hin und her wiegt.
    Breit besetzt der Leib Asiens die nördliche Hälfte der Erde, mit einhundertvierundsechzig Längengraden und siebenundachtzig Breitengraden. Mit Gondwana, Angara, der Scholle Chinas hat es sich über den Spiegel der großen Ozeane erhoben, seine Seen ließ es versickern. Sein Rückgrat ist der Altai, das Massiv des Himalaya vom Chingan nach Pamir, vom Karakorum bis Bhutan und zur Krümmung des Dihong. Die kaspische und uralische Senkung hat das Meer verlassen; sie saugt den Ural und die Wolga an, schlammt sich mit ihnen voll. Gletscher bedecken den Kuenlun. Umrandet von den Schneegebirgen sind die östlichen Sandwüsten, das Tibet der Jaks, die grünen Hügel und Lößflächen Chinas, mandschurische Wiesen. Das steile Gebirge stürzt nach Süden zu den sumpffeuchten Ebenen Hindostans ab, zum warmen bengalischen Boden. Blühende Gestade Indiens, Reisfluren, Felder des Zuckerrohres, Sago und Kokospalmen. Die Sumpfwaldungen, der Sunderban, das Tarai durchlaufen von den bunten Königstigern, langohrigen Elefanten, vierhändigen Gibbons. Flüsse auf Flüsse nach Norden ins Eismeer durch die sibirischen Grasflächen, morastige Tundren frierende Steppen. Bis zur Lena streift der langhaarige Panther von Kaschgar.
    Hängend am Massiv der Ostfeste das vielgliedrige kleine Europa. Die jungen aufragenden Alpen, Horste der alten Gebirge in Thrazien Korsika Spanien. Gesteinsdecken in die Höhe gepreßt, von Trümmern überwälzt. Versunkenes Land im Süden; eingestürzt das Mittelmeer in das klaffende Becken.
    Von Regengüssen Sonnenhitze wird Afrika belagert. Neunundzwanzig Millionen Quadratkilometer wächst der Boden hin, platt liegt die Tafel des Landes. Reis Durra Kaffee Mais feurige Gewürze schießen aus der Erde. Unverhüllt erheben sich die Massen des alten Granits und Glimmerschiefers, zieht sich eine Sandsteindecke hin. Unter dem Brand der Sonne zerfallen die Gesteine zu Schutt, zersetzen sich in Erde und Lehm, den das Eisen rot färbt. Der Tanganjika- und Njassasee füllen die Gruben des Hochlandes, Vulkanreihen besetzen die Ränder der Spalte. Zehn große Seen speisen den Kongo Niger Sambesi. Savannenflächen treiben ungeheure Hochgräser. Galeriewälder entlang den Ufern. Lemuriden und Affen, das zierliche Zebra, Okapi in den Wäldern. Die baumartige Staude der Banane treibt sechs Meter lange Blätter; scheidenartig umschließen sich die mächtigen Blätter; dicht gedrängt hängen die großen Beerenfrüchte herunter.
    Vom Kap Murchison bis Kap Horn auf Feuerland die amerikanische

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