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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Siedler. Gewiß war, daß man die ungeheuren Gefälle rings um den grönländischen Kontinent bezwingen mußte. Das Pferd durfte nicht aus der Wildnis jagen ohne gebändigt zu werden, mochte man auch Überfluß an Kräften haben.
    Ehe noch ein Plan durchgearbeitet war, fühlte man in den Stadtschaften den ängstlichen Drang, alles von sich zu geben und über die benachbarten Völker hinzubreiten. Es war wie eine Sicherung, ein Verlangen sich anzuschließen, ein hinsinkendes Gefühl: wir wollen nicht allein sein. Über die Stadtschaften der nördlichen Kontinente flitzten Agenten der Senate; heftiges immer wiederholendes Erzählen Berichten Ausmalen Hin- und Herhorchen. Überall leuchteten Augen auf. In Algerien lösten sich aus der Landschaft um Konstantin und südlich des Atlasgebirges vom Gestade des Schottdjerid magnetisch gezogene arabische Scharen, zogen nach dem Norden. Aus Sizilien, aus der noch wimmelnden Stadt Raha südlich der saharischen See am Niger stiegen dunkle Gandus auf; mit ihren Flugwagen durchschnitten sie die Luft, ließen sich in London nieder. Ein Zucken ging durch sie, wie sie sich niederließen, genauer hörten, was geplant wurde.

    VOR DER schottischen Nordküste zackten übersprühte wüste Steininseln aus einem tobenden Meer: dort war der Sammelplatz der Schiffe Maschinen Menschen. In London Brüssel zentrierten sich die Ingenieure Mathematiker Physiker Geologen und ihre Gehilfen. Sie wehten immer von neuem Pläne über die Menschen, lockten erregten. Alle sahen die Erscheinung Grönlands, des Erdteils, der hinter Meeresbergen stand. Die Meeresberge waren niederzuwerfen wie Quadern einer Burg. Grönland war eine verwunschene Prinzessin, von Drachen umgeben. Die Berge sanken; etwas Stolzes, ein Fabelbild würde sichtbar werden. Niederbrechen von Eis auf tausenden Quadratmeilen, Auftauchen einer alten verhüllten Erde.
    Schon begannen im Frühjahr die ersten vorbereitenden Arbeiten, die auch den letzten Teil des kommenden großen Kampfes bedachten. Sie fingen an, in Talsenken von Wales, im Flachland bei dem belgischen Nivelles Fabriken anzulegen, in denen sie Kraftspeicher bauten für die elektrischen und neustrahligen Kräfte, die aus dem niedergehenden Eisland zu gewinnen waren. Käfige für Vögel, die gefangen werden sollten; Riesennetze; die Schmetterlinge sollten vom Ozean herübergejagt werden; Europa und die Hitze würden über sie kommen. In die lehmige holländische Erde gruben sie Wälle Dünen Betonkanäle, als hätte man vor, für Untiere Fallen zu bereiten. Sprengten an der Irischen See in den Berwynbergen dem Deefluß folgend Gänge Höhlen, kilometerlange unterirdische Läufe in die Felsen zur Aufnahme der Unwesen, die man fesseln wollte. Wie Garben auf dem Felde wuchsen Gebäude in Chester Stafford Denbigh. Zwischen den Siedlungen der Stadtflüchtigen zogen sie sich hin, die sie mit Blättern Steinen geheimnisvollen Sprüchen schmückten. Im Brabanter Tiefland, an der wühlenden Maas, neben dem feuchten Flußbett des breiten wasserwälzenden Rheins wurden versenkte Gewölbe, flache Anlagen errichtet.
    Zu einer Hochzeit bereitete man sich. Man warf sich in Plänen. Die lange düster enthaltsame Zeit hatte eine Unmasse Erfindungen reif gemacht. Das Einfache umging man; Kräfte wollten sich zeigen; man machte Proben auf die Dinge, die man vorhatte. In den Stadtschaften erinnerten sie sich des Märchens vom ägyptischen Pharao: sieben Kühe magere Jahre, sieben Kühe fette Jahre. Es galt Vorratshäuser für eine endlose Zeit zu bauen. Neue Kräfte würde man finden. Jetzt würde das menschliche Vermögen entbunden werden, sich unerhört über die Erde tummeln und die Arme wiegen.

    DAS ATLANTISCHE Wasser schwemmte zwischen den langgezogenen Küsten Amerikas und denen der östlichen Kontinente. In die ungeheure Spalte zwischen den auseinandergezerrten Erden warf es seine flüssigen Massen. Die Gneisgebirge von Kanada und Labrador jenseits waren gelöst von den schottischen Bergen. Zerfetzt zerbröckelt standen die Inseln an der schottischen Spitze, Shetland und Orkney. Hundert Inseln die Shetlands. Sie stiegen aus dem bleiernen rollenden Wasser auf der unterseeischen Scholle auf, die die irische Erde, das gebirgebestandene englische Hochland, die Ebenen des Südens trug. Nach den Shetlands nahmen die Schiffe der westlichen Stadtreiche ihren Kurs. Am sechzigsten Breitengrad in den Buchten des Mainlandes legten sie an. Immer neue Fahrzeuge liefen ein. Hohe Flut rollte über die

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