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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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ihn an seinen Beinen zu ziehen. Was hing an seiner Brust; welche toten Körper waren seine Beine. »Du wirst mich nicht verwirren. Das Meer kommt an. Die Erde reißen wir auf.« »Mein Blut, du, und du hast Verlangen nach mir. Ich kenne dich, wenn du dich auch wehrst. Mein Mund ist bei dir. Da ist er. Toter Bruder, sieh das Meer, es ist schön. Du fühlst mich, du fühlst alles. Du bist Wald Gebirge Fluß. Sieh das süße Leben an dir. Unser süßes Leben, Wald Fluß Gebirge. Laß sie heraufkommen zu dir. Laß sie nur kommen.« Das Bewußtsein schwand ihm: »Ich muß stöhnen. Sie sollen mitstöhnen. Sie soll mich wecken.« »Mein Herz kommt zu dir. Jetzt ist es da. Toter Bruder, blick dich um. Jetzt wirst du lebendig.« Sein Kopf zuckte wild nach rückwärts. Durch die Schwärze, zwischen den Blitzen näherte sich, näherte sich ein blutendes triefendes Gebilde. Aderspielend, glühend kam das Herz Venaskas an, lautlos langsam. Senkte sich in den Berg. Den durchströmte es auf Sekunden warm. Ein weiches Dunkel bodentief brodelte durch Delvil. »Warum nicht, Delvil. Warum nicht.« Sein Kopf war nicht mehr da, das rasende Meer war verdämmert. »Toter Bruder, nun ist uns gut. Nun hab’ ich dich. Streck dich aus. Du hast Beine, sink hin. Hin. Hin. Wir sinken. Ach ist es schön zu sinken.« Es war nicht mehr Delvil, in Berg See Wald ausgedehnt, auseinanderfließend. Es war nicht mehr Delvil.
    Und zu den andern Giganten, von Bodminmoor bis zum Exmoor am Bristolkanal schwoll Venaska. Sie rangen, in Syenitmassen versenkt, mit den grünen sprießenden sie durch wuchernden Augiten, den Sandmassen, die ihre Stirnen überschütteten, den Haufen von Trümmergestein, die durch ihre Adern türmten. Die Waldbäche strömten kühl an ihnen herauf; Quellen brachen auf, wogten durch sie. Es zuckte in ihnen. Ihre Lippen suchten sich zu spitzen. Flehen Singen nahe bei ihren Ohren. Sie wurden am Hals, an den Fingern berührt. Und wie sie noch staunten aufröchelten, um sich zu erwecken, wurden sie im Innersten beseligt und ihr Mund blieb offen. Hin schwanden wie Dunst ihre Gedanken. Ein Traum schoß zu blendender Helligkeit auf: bei Namen wurden sie gerufen, Kuraggara, Tafunda, Mentusi. Tränen über die Nacken stürzend, Gurren einer Stimme. Wer war das. Wärme Sinken. Eine erschreckend sanfte süße Stimme: Kuraggara, Tafunda, Mentusi. Ist das der Tod. Ach was gibt es in der Welt.
    Es waren nicht mehr die Giganten, auseinanderprasselnd in Wälder Gebirge. Das donnernd sich anhebende Meer sprühte, wusch die Massen, die abstürzten, lose Stämme, leichtes Gestein und die Schleier ab. An Felsen zerrieb es sie, zersprengte sie in Lohe. Dann verebbte die schwarze Meeresstraße von Norden. Das tausendarmige Gewässer zog sich nach der Cardiganbucht zurück. Der Dampf über dem Meer verwehte. Irland hob sich seenflutend wieder aus dem Wasser. Auf Cornwall zerkrachten abrollend die steinernen Häupter und Arme der Giganten.

    AUS DEN Löchern und Nestern der verschütteten Stadtschaften quollen die Verstörten. Sie waren ohne Nahrung; Haß Kannibalismus herrschte. Geschlossene Horden kamen von den dröhnenden britischen Inseln, Reste von dem überschwemmten Irland, schlugen sich mordend raubend durch das westliche Europa. Die Mekifabriken waren verschüttet, die Äcker nur wenig durch Siedler bestellt. Wie ein Wolkenbruch, ein Hagelwetter stürzten verheerend die Menschen, die von den Tritten der Giganten verschont waren, auf die Landschaften. Monatelang liefen sie. Leichen ließen sie hinter sich auf dem Boden. Was stark war, verschanzte sich in den wüsten Wäldern, auf Äckern, einzeln, meist in Kampfgenossenschaften, würgte was sich näherte, war hart wie Knochen, jagte Tiere. Die Ausschüttung und Überschwemmung des europäischen Kontinents, die ungeheure Katastrophe, war in einem Jahr in ihrem ersten Schwall beendet. Das Verschieben der Massen, Hin und Herdrängen, Überwallen und neues Verschütten dauerte noch lange an.
    Die Islandfahrer, im wildesten Strom, waren vorbereitet ihn zu empfangen. Sie stellten sich den furchtbaren Massen mit nicht geringerer Furchtbarkeit entgegen. Arbeiteten, als wenn sie über den Vulkanen schwebten. Hielten vertierte Menschengruppen, teilten sie, trieben andere weiter. Erschienen bewaffnet, überall miteinander im Zusammenhang, in den belgischen Gebieten, an der Seine, der mittleren Loire, der Rhone. Wallartig mußten sie sich vor den glücklichen Landschaften südlich der Garonne aufbauen, um ihre

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