Besessen
Ruck. Sie nahm ihre Reisetasche und lief die Treppe hinauf. Sie brauchte Zeit und musste sich duschen und umziehen. In Dons Nähe konnte sie keinen klaren Gedanken fassen.
In ihrem Zimmer öffnete sie den Schrank und musterte die Kleider eingehend, die sorgfältig gefaltet in den Fächern lagen. Wieder war sie von Don überrascht. Hosen, Blusen, Sweatshirts, Shorts, Röcke und Kleider. Alles in ihrer Größe! Jetzt wurde ihr klar, dass diese Sachen nur für sie bestimmt waren.
Das reichte auf jeden Fall für länger als zwei Wochen.
Sie nahm sich vor, zuerst in Ruhe zu duschen und sich umzuziehen. Dann würde sie einen Fluchtplan entwerfen. Zwar hatte sie noch keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollte, aber sie durfte sich nicht einfach von Don herumkommandieren lassen.
Unter der heißen Dusche versuchte sie, sich zu entspannen. Sie schloss die Augen und dachte wieder an Don und daran, wie er sie geküsst hatte.
Unwillkürlich leckte sie sich die Lippen und erzitterte lustvoll bei der Erinnerung.
Sie riss die Augen auf und ärgerte sich über ihre eigene Schwäche. Trotz Waffenstillstand musste sie schleunigst zusehen, dass sie von hier verschwand. Sie musste von ihm wegkommen. Ja, er hatte recht. Es würde nicht lange dauern, und sie verliebte sich wieder in ihn.
6. KAPITEL
Z u diesem Spiel gehören immer noch zwei, dachte Kaylie, während sie sich den Rücken abtrocknete. Wenn Don vorhatte, sie mit seinem Charme verrückt zu machen, dann würde sie ihn eben auch umgarnen, bis er ihr so weit vertraute, dass er in seiner Wachsamkeit nachließ.
Dann könnte sie fliehen, und er würde hier sitzen und sich ärgern, dass sein Plan fehlgeschlagen war. Einerseits lechzte sie nach dieser Genugtuung, sie hatte es einfach satt, sich von ihm ihr Leben bestimmen zu lassen. Auf der anderen Seite musste sie ihm zugutehalten, dass er sich nur Sorgen um sie machte.
Ein kalter Windzug wehte durch das offene Fenster, und Kaylie erzitterte. Sie wickelte sich in das Badetuch und ging ins Schlafzimmer. Es war zwar eine Art Gefängnis, aber so schrecklich kam es ihr nicht mehr vor. Don ließ ihr einen gewissen Freiraum, und den wollte sie ausnutzen. Schließlich stand sie nicht ständig unter seiner Überwachung. Als sie den Schrank öffnete, dachte sie daran, dass er ihr schon einmal das Leben gerettet hatte.
Sie zog eine verwaschene Jeans und ein pfirsichfarbenes T-Shirt heraus.
„Das Frühstück ist fertig“, flüsterte Don in diesem Moment hinter ihr.
Vor Schreck wäre sie fast umgefallen. Krampfhaft hielt sie ihr Tuch fest und drehte sich um. Er stand im Türrahmen. Anscheinend war sie so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie ihn nicht gehört hatte. „Entschuldigst du mich?“, bat sie förmlich. „Ich war gerade dabei, mich anzuziehen.“
„Lass dich nicht stören“, entgegnete er schmunzelnd.
„Treib es nicht zu weit“, warnte sie ihn.
Er hob die Handflächen. „Wir haben doch Waffenstillstand.“
„Ach, richtig. Da sollten wir uns noch auf ein paar Regeln einigen. Als Erstes solltest du aufhören, hier herumzuschleichen und mich zu Tode zu erschrecken.“ Sie zog das Tuch über ihren Brüsten zusammen. „Ich komme gleich. Und nächstes Mal klopfst du an, okay?“
Er rieb sich den Nacken und lächelte verschmitzt. „Aber dann bekommeich dich nicht mehr so zu Gesicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Wenn du allein sein willst, musst du schon abschließen.“ Damit schloss er die Tür hinter sich.
Rasch zog sie sich an und lief die Treppe hinunter. Der Duft von Kaffee und gebratenem Speck lag in der Luft. In der Küche war der Tisch für zwei gedeckt, und eine große Platte mit Spiegeleiern, Speckscheiben und heißem Toast stand auf der Anrichte.
Sobald sie saß, goss Don ihr eine Tasse Kaffee ein. „Ich bin gleich wieder da.“
„Wohin gehst du?“, fragte sie, doch er war schon zur Tür hinaus.
Kurz darauf kam er mit einem kleinen Fernseher zurück. „Wo hast du den denn her?“, wollte sie wissen.
Spöttisch zog er einen Mundwinkel hoch. „Glaubst du, ich verrate dir meine tiefsten Geheimnisse?“
„Ich dachte, wir hätten einen Waffenstillstand.“
Er schloss den Fernseher an, schaltete ihn ein und drehte an der Antenne. „Das stimmt. Deshalb bin ich auch so unglaublich nett zu dir.“
„Deswegen also. Und ich fühlte mich schon geschmeichelt.“
„Aha!“, stieß er aus, als die Anfangsmusik von „West Coast Morning“ ertönte.
„O nein“, sagte
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