Besessen
sieben Jahren, als Johnston versucht hatte, Kaylie zu ermorden.
„Weshalb sollte ich Ihnen glauben?“, fragte er den Anrufer, und Ted ließ sich Zeit mit einer Antwort.
Schweigend wartete Don. „Weil ich mir Sorgen mache“, sagte die heisere Stimme schließlich. Dann war die Leitung tot.
„Mistkerl!“ Don knallte den Hörer auf die Gabel und spulte das Tonband, auf dem er den Anruf aufgezeichnet hatte, zurück.
Verblüfft fing der Schäferhund, der unter Dons Tisch lag, an zu bellen. Er fletschte leicht die Zähne und stellte die Nackenhaare auf.
„Reg dich ab, Franklin“, befahl Don ihm, obwohl ihm selbst auf der Stirn der kalte Schweiß ausbrach.
Plötzlich wurde die Bürotür aufgerissen, und Brad Hastings, Dons Stellvertreter, kam herein. Unter dem Arm hielt er eine Zeitung. „Ich habe die Polizei angerufen“, sagte er gereizt. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, und seine Nasenflügel bebten. Brad war nur wenig größer als eins siebzig, doch sehr muskulös. Früher war er Boxer gewesen, und vom ersten Tag der Firma an war er bei Dons Sicherheitsdienst. Auf Hastings war stets Verlass. „Über Johnston gibt es nichts Neues. Er ist in der Anstalt in Verwahrung, genau wie Henshaw dir gesagt hat. Und der Doktor scheint sich auszukennen, Johnston ist seit fünf Jahren sein Patient“, berichtete er.
Und in diesen fünf Jahren hatte Henshaw Don kein einziges Wort über seinen Patienten gesagt. Ungefähr jedes halbe Jahr hatte Don sich erkundigt, und jedes Mal war ihm nur mitgeteilt worden, Johnston sei immer noch Patient von Henshaw.
Als Dr. Loyola noch in Whispering Hills arbeitete, waren die Dinge anders gewesen. Loyola hatte Verständnis für das Grauen, das sein Patient verbreitet hatte, und er hatte Don darüber informiert, ob Johnston Anzeichen der Besserung zeigte oder nicht. Doch Dr. Loyola arbeitete schon lange nicht mehr in Whispering Hills, und von den Leuten, die jetzt dort tätig waren, sah niemand Lee Johnston als eine Gefahr an.
Das Tonband war zu Ende. Don spulte es erneut zurück und machte eine Kopie von der Aufnahme.
Hastings kratzte sich den Hinterkopf. „In Whispering Hills gibt es keinen Ted. Auch nicht als Freund oder als Familienangehöriger eines Patienten.“
„Hast du alle Angestellten der Anstalt überprüft? Die Köche, die Kellner in der Cafeteria, die Krankenschwestern, Gärtner?“
„Keiner von ihnen heißt Theodore oder Ted. Der letzte Ted, der dort angestellt war, ist vor zweieinhalb Jahren von dort weggegangen. Jetzt lebt er in Mississippi und hat keine Ahnung mehr, was in Whispering Hills vor sich geht. Ich habe selbst mit ihm gesprochen.“
Don fühlte sich hilflos wie ein Mann, der sich verzweifelt an ein Seil klammert, das langsam reißt.
„Und was ist mit einer Frau? Vielleicht heißt eine der Frauen Teddie?“, sagte Don nachdenklich, „oder Theresa, Thea oder sonst wie?“
„Du denkst, dass …“, Hastings deutete ungläubig auf das Tonband, „… das eine Frau ist?“
„Ich kann es nicht genau sagen, aber der Anrufer wollte auf jeden Fall die Stimme verstellen.“ Wieder fühlte er diese kalte Angst. Und wenn der Anrufer Johnston selbst war? Hatte er womöglich Zugang zu einem Telefon und einem Telefonbuch? Vielleicht kam er sogar auf die Idee, Kaylie direkt beim Sender anzurufen.
Don nahm den Hörer wieder ab und wählte die Nummer des Fernsehsenders, bei dem Kaylie arbeitete. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf dem Tisch, bis die Empfangsdame abhob und ihm mitteilte, dass Kaylie schon gegangen sei. Er unterdrückte einen Fluch, legte auf und rief in Kaylies Apartment an. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Don wartete nicht, um Kaylie eine Nachricht aufs Band zu sprechen, sondern knallte ratlos den Hörer auf. Reiß dich zusammen, sagte er sich innerlich, doch die Furcht konnte er nicht unterdrücken.
Wieso hat sie sich auf meine Nachrichten hin nicht gemeldet?, fragte er sich verzweifelt. Vielleicht war alles schon zu spät.
„Sieh mal, sicher ist alles vollkommen in Ordnung“, beruhigte Hastings ihn, als könne er die Gedanken seines Chefs lesen. „Wenn nicht, dann hättest du es bereits erfahren. Außerdem war sie heute Vormittag in der Sendung, und du weißt selbst, dass Johnston noch in der Anstalt ist.“
„Bis her noch.“
Unauffällig beobachtete Hastings Don und atmete tief durch. „Es tut mir leid, schlechte Nachrichten überbringen zu müssen, aber hast du das hier schon gesehen?“ Er legte die
Weitere Kostenlose Bücher