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Bestimmt fuer dich

Bestimmt fuer dich

Titel: Bestimmt fuer dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Rognall
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endlich zur Ruhe gekommen.
    Während sie sich Immensee allmählich näherten, hatte sich Dominik zuversichtlich erklärt, dass nun alles gut werden würde. Er war überzeugt davon, dass Fritz noch lebte und Rosanna bei ihm war. Amüsiert malte er Lukas eine Szene wie in einem Neunzigerjahrefilm aus, in der die beiden sich in Zeitlupe am Strand in die Arme fallen würden, während aus einem Autoradio eine Powerpop-Ballade dröhnte.
    »Ich hoffe nicht«, hatte Lukas entgegnet.
    »Wieso? Ist doch geil! Wünschst du dir nie, dass es wenigstens einmal so im wirklichen Leben laufen könnte?«
    Lukas hatte nicht geantwortet. Natürlich lebte auch in ihm die Sehnsucht nach einem Happy End. Aber dass er tatsächlich die Chance bekommen hatte, Fritz und auch Rosanna wiederzusehen, musste nicht bedeuten, dass dieses Zusammentreffen zwangsläufig glücklich enden würde. Er erinnerte sich an das Gespräch, in dem Rosanna das Beispiel des Reisenden gebracht hatte, der sein Flugzeug verpasst, um dann später festzustellen, dass es abgestürzt ist. Er erinnerte sich aber auch an sein Gegenbeispiel, bei dem der Reisende voller Erleichterung genau dieses Flugzeug noch erreicht. Würde Lukas nun ebenso fröhlich auf Fritz und Rosanna zueilen und sich später wünschen, nie in Lars’ Auto eingestiegen zu sein?

    Der Strand von Immensee erstreckte sich kilometerweit jenseits eines kleinen Stadtkerns, den längst die Filialen derselben Ladenketten bestimmten wie jede andere Stadt. Auch die Häuser an der langen Straße gegenüber vom Strand schienen im Lauf der letzten Jahre ihre Unverwechselbarkeit verloren zu haben, um sich gefällig dem protzigen Größenwahn ihrer Besitzer anzupassen. Allerdings hatte das glücklicherweise zur Folge, dass das alte Haus, das ursprünglich Fritz’ Eltern gehört hatte, in seiner verwitterten Bescheidenheit herausstach.
    Lukas hielt den Wagen vor dem Haus an und stieg aus. Während er an einem großen Ahornbaum vorbeiging, um an der Haustür zu klingeln, hörte er plötzlich Dominik rufen: »Da drüben!«
    Lukas sah in die Richtung, in die der junge Mann zeigte, und rannte los.
    Der Sand ließ seine Füße versacken, erschwerte es ihm wie in einem Traum, von der Stelle zu kommen. Er strauchelte und fiel hin, spürte, wie Sand in seine Kleidung und Schuhe drang und seine Haut abschmirgelte, als er aufstand und weitereilte. Die Sonne blendete ihn, die Meeresbrise hinterließ einen salzigen Geschmack in seinem vor Anstrengung geöffneten Mund.
    Mit ungelenken Schritten hielt er vor Fritz an. Der alte Mann saß mit an den dürren Leib gezogenen Knien im heißen Sand und sah gedankenverloren auf die Wellen hinaus, die sich geräuschvoll am Strand brachen und seinem splitternackten Körper entgegenzüngelten.
    »Ich dachte, du hasst FKK «, war alles, was Lukas zur Begrüßung einfiel.
    Fritz sah ihn verständnislos an.
    Lukas blickte sich um. »Wo sind deine Klamotten?«
    Fritz schwieg.
    »Wo ist Rosanna?«, fragte Lukas weiter.
    Fritz überlegte, schüttelte dann den Kopf. Er schien die Frage nicht zu verstehen.
    Inzwischen erreichte auch Dominik sie, blieb aber zurück, als Lukas ihm mit einer knappen Geste bedeutete, sie allein zu lassen.
    »Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt«, sagte Lukas und setzte sich mit klopfendem Herzen neben Fritz. Der schien ihn weder zu hören noch wahrzunehmen. Sein Blick war fest aufs Meer gerichtet, verloren wie in einem Drogenrausch.
    Lukas spürte Enttäuschung in sich aufsteigen. War das das Ziel seiner Reise: der Anblick seines alten Freundes, der doch noch einer heimtückischen Krankheit zum Opfer gefallen war, die ihm Tag für Tag nicht nur seine körperliche, sondern sogar die Beweglichkeit seiner Gedanken nehmen würde?
    »Fritz …«, sagte Lukas leise, aber der alte Mann starrte bloß gebannt auf das ewige Ritual der Wasseroberfläche, die zum Land hinströmte, aber nie dort bleiben konnte und es trotzdem immer wieder versuchte, als erhoffte sie sich jedes Mal ein anderes Ergebnis.
    Eine Zeit lang starrte Lukas ebenfalls aufs Meer, als könnte er dort Antworten finden. Dann sah er, dass Fritz zitterte. Lukas zog seine Jacke aus und legte sie dem alten Mann um die Schultern.
    Fritz lächelte ein wenig. »Ich wollte eigentlich schwimmen gehen«, sagte er. »Ganz weit raus, so weit wie noch nie.«
    Lukas nickte traurig.
    »Aber das Wasser …« Fritz ließ seine Schultern sinken. »Es war so kalt.«
    Lukas nahm Fritz’ knöcherne Finger und

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