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Bestimmt fuer dich

Bestimmt fuer dich

Titel: Bestimmt fuer dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Rognall
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für verwirrt und brächte es nicht übers Herz, ihm das zu sagen.
    »Wenn sie hier war«, warf Dominik ein, »kann sie so weit nicht sein, oder?«
    Lukas nickte, ohne wirklich daran zu glauben. Was sollte Rosanna davon abgehalten haben, in den nächsten Zug zu steigen und weiterzufahren?
    Aber es war zwecklos, Fritz mit weiteren Fragen zu quälen. Lukas erhob sich und wandte sich an Carl.
    »Ich komme später noch mal zurück, in Ord nung?«
    Carl nickte. Dann schloss er die Tür des kleinen Hauses auf, um seinen Vater hineinzufahren. Und obwohl Fritz sich nicht mehr zu Lukas umdrehte und ihm zuzwinkerte, so wie er es immer gern getan hatte, bestand kein Zweifel daran, dass er in diesem Augenblick glücklicher war, als er es jahrelang noch einmal zu verdienen geglaubt hatte.
    Schweigend kehrten Lukas und Dominik zu Lars’ Wagen zurück. Anstatt sofort einzusteigen, stützte Dominik sich an der Beifahrerseite mit den Armen aufs Autodach und fragte: »Was jetzt, Chef?«
    Lukas hätte ihm gern eine schlagfertige Antwort gegeben. Eine, die ihn stark und unerschütterlich hätte wirken lassen wie den Helden eines Films, der nie aufgab und immer gewann. Stattdessen fiel ihm überhaupt nichts ein.
    Aber vielleicht war das sein Glück. So konnte er nämlich die Geräusche hören, die in diesem Augenblick vom Wind zu ihnen herübergetragen wurden.
    Da waren Stimmen. Musik. Gelächter und der Lärm einer großen Menge. Außerdem das schrille Kreischen von Menschen, die das halsbrecherische Gefälle einer Achterbahn hinunterrasten, um am Ende als stolze Überlebende auszusteigen. Lukas waren die Plakate für den Rummelplatz bei der Einfahrt in die Stadt nicht aufgefallen. Dominik glücklicherweise schon.

    Rosanna fragte sich, ob sie einfach eine neue Fahrkarte lösen sollte. Im Informationszentrum hatte man ihr wenig Hoffnung gemacht, ihr Gepäck heute noch zu finden und zurückbefördern zu können. Wäre es nicht einfacher, dem Gepäck hinterherzufahren und es an der Endstation des Zuges selbst aufzulesen?
    Aber Rosanna fühlte sich Fritz verpflichtet. Sie wollte ihm wenigstens den angekündigten Besuch abstatten, auch um sich selbst zu beruhigen.
    Da am Bahnhof keine Taxe mehr stand, beschloss Rosanna zu Fuß zu jener Adresse zu gehen, die Fritz ihr genannt hatte. Als sie sich bei einem Passanten nach dem Weg erkundigte, musste sie jedoch erfahren, dass es die betreffende Straße gar nicht gab.
    Während Rosanna ziellos durch die kleine Stadt schlenderte, kam es ihr nicht mehr befreiend, sondern dumm vor, ihr Handy weggeworfen zu haben. Vielleicht war es an der Zeit, zum nächsten Münzfernsprecher zu gehen, um Lukas zu informieren. Allerdings war weit und breit kein öffentlicher Apparat zu sehen. Rosanna überlegte, ob sie einen Fußgänger oder einen Ladenbesitzer ansprechen und darum bitten sollte, deren Telefon benutzen zu dürfen. Aber was würde das noch bewirken? Fritz hatte sich irgendetwas in den Kopf gesetzt und war sicher längst am Ziel seiner Reise angelangt. Und er hatte weder sie noch Lukas noch sonst irgendjemanden dabeihaben wollen. War das nicht sein gutes Recht? Hatte nicht auch sie selbst erst gestern Abend beschlossen, alle Brücken zu ihrer Vergangenheit abzubrechen? Fritz hatte sich nicht daran hindern lassen wollen – und sie wollte das auch nicht.
    Aber einen Neuanfang zu machen war nicht so einfach, wie man dachte. Der Plan, einen neuen Job, einen neuen Ort zum Leben, eine neue Perspektive zu finden, indem sie sich von ihrer Vergangenheit löste, war Rosanna sehr verlockend erschienen. Nun, da sie ihn in die Tat umsetzen musste, büßte er seine Reize zunehmend ein. Wo sollte sie anfangen? Wie könnte sie sicher sein, ihre Situation wirklich verbessert zu haben?
    Vielleicht wurde ihre aufkommende Unsicherheit nur von einer ganz natürlichen Angst vorm Scheitern angefeuert. Aber war nicht der Impuls, all das abzustreifen, was sie für Fesseln gehalten hatte, letztlich absurd? Konnte man seiner Vergangenheit davonlaufen, ohne von ihr in der Zukunft eingeholt zu werden? War das überhaupt erstrebenswert oder ein Zeichen von Schwäche?
    Tatsächlich mangelte es Rosanna nicht an Selbstvertrauen, auch wenn im Laufe ihres Lebens genug daran genagt hatte. Sie war trotz allem zuversichtlich, dass sie es irgendwie schon schaffen würde, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. Aber sie rechnete nicht damit, dass dieses Leben, wie auch immer es aussehen mochte, zwangsläufig eines wäre, in dem sie sich

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