BIANCA SPEZIAL Band 03
Erwägung, die ganze Farce abzublasen. Wir kommen nicht weiter.“
„Wir bleiben am Ball“, entgegnete Jack entschieden. „Wenn Hogan und McGee glauben, dass er anruft, dann wird er anrufen, verdammt. Also halten Sie den Mund.“
McKay starrte ihn finster an. Hannah wusste, dass er die Macht besaß, seine Drohung wahr zu machen. Mit einem Fingerschnipsen konnte er die Operation abblasen und Chad verhaften.
„Mir reicht es. Ich werde Morgan irgendwann schnappen, aber nicht heute.“ McKay ging zur Tür. „Wir schließen den Laden für heute.“
Chad folgte ihm, und Hannah ging zu Bonny. Das Telefon gab ein schrilles Klingeln von sich, das alle reglos verharren ließ, bevor sie zurück an den Tisch stürmten. „Nun geh schon ran“, drängte Jack und wollte zum Telefon greifen.
Chad hielt ihn mit einem warnenden Blick davon ab und wartete bis zum vierten Klingeln, bevor er den Hörer abnahm. „Hallo?“
Gespannt hielt Hannah den Atem an. Seine Miene verriet keinerlei Gefühlsregung.
„Ich verstehe“, sagte er in den Hörer. Dann lauschte er. „Ja. Baker’s Oil Field. Einverstanden. In einer Stunde. Allein.“
Chads Blick glitt zu Hannah, die mit dem Rücken zu ihm in der offenen Hintertür stand, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie wirkte irgendwie so distanziert. Allein. Unberührbar. Bonny schlief immer noch in ihrem Kinderwagen, während drei FBI-Agenten ihn für das bevorstehende Meeting auf dem Ölfeld ausstatteten.
Seit der Anruf gekommen war, hatte er keine Atempause gehabt und erst recht keine Gelegenheit, mit Hannah zu reden. Er zog sich das T-Shirt über die kugelsichere Weste, mit der er ausgestattet worden war, und schlüpfte in das Jeanshemd, das ihm einer der Männer reichte.
„Das Mikrofon ist im Kragen versteckt“, erklärte der Agent. „Der Ohrstöpsel dürfte nicht zu sehen sein.“
„Ich kenne mich damit aus, Agent. Sind Sie fertig?“
Die drei Männer blickten fragend zu McKay, der beinahe unmerklich nickte, und verließen den Raum. Chad blickte zu Hannah und merkte dabei kaum, dass McKay und Jack Stokes ebenfalls hinausgingen.
Wenn sie sich bewusst war, was hinter ihr vor sich ging, so ließ sie es sich nicht anmerken. Ihre Haltung wirkte steif. Er schluckte schwer, trat hinter sie und blickte über ihre Schulter hinaus in die Nacht. Die Luft, die zur geöffneten Tür hereinströmte, war drückend warm und steigerte seine Nervosität.
„Warum musst du das tun, Chad?“, fragte sie leise.
Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Vielleicht, dass sie verlangte, ihn zu begleiten und diese Sache als ein Team zu Ende zu bringen.
Sie drehte sich zu ihm um und ließ die Hände sinken. „Ich meine, warum lässt du nicht McKay und seine Männer den Austausch vornehmen?“
Ein halbes Dutzend Gründe fielen ihm ein. Dass Morgan den Kontakt zu ihm aufgenommen hatte. Dass er eingewilligt hatte, zum Treffpunkt zu kommen, und zwar allein. Dass er es erledigen musste, damit McKay ihn nicht festnehmen konnte. Doch all diese Gründe verloren an Bedeutung angesichts der Besorgnis in ihren Augen.
„Ich kann nichts tun, um dich davon abzubringen, oder?“ Ihre Worte waren eher eine Feststellung als eine Frage.
Chad blickte zu Bonny, und er verspürte einen schmerzhaften Stich in der Herzgegend. Er wusste ebenso wie Hannah, dass sie etwas tun konnte. Sie konnte ihr Kind benutzen, um ihn von dem Vorhaben abzubringen. Dass sie es nicht tat, bedeutete ihm unendlich viel. „Ich muss es einfach tun, Hannah.“
Sie nickte ernst, so als hätte sie nichts anderes erwartet.
Die Tür öffnete sich. „Noch fünf Minuten“, verkündete McKay und zog sich wieder zurück.
Chad unterdrückte den Drang, die steife Weste zu öffnen, um atmen zu können. „Ich muss es tun, weil … weil es das Einzige ist, das ich tun kann.“ Abrupt wandte er sich ab und entfernte sich einige Schritte, während er nach Worten suchte. „Ach, verdammt, ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Hättest du meinen Antrag angenommen … ich weiß nicht. Vielleicht wäre dann alles anders. Vielleicht auch nicht. Vielleicht hätte es meinen Entschluss nur bestärkt, Morgan dafür zu bestrafen, dass er dich und Bonny in Gefahr gebracht hat. Ich weiß es einfach nicht.“
Er erwartete keine Antwort und war daher nicht überrascht, als er keine bekam.
Es hatte ihn auch nicht überrascht, als sie seinen linkischen Antrag abgelehnt hatte. Nein, es hatte ihn vielmehr schockiert. Immerhin hatte sie fünfzehn Monate
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