Bis einer weint! - 20 böse Ratschläge für gute Menschen (German Edition)
völlig einsichtig ist.
Idealisten gelten deshalb als Träumer, weil sie oft Künstler sind, die eben aus Begeisterung sich einer Sache verschrieben haben, ohne die Realität zu beachten.
Tatsächlich können Sie den Idealismus aber auf jede Beziehung, jede Hierarchie und jede Kommunikation unter Menschen übertragen:
Jemanden aufzuklären, ihm zu sagen, tu dies nicht, tu das, ist, wenn es in guter Absicht geschieht, zwar ein Fortschritt und lobenswert, es ist aber bei Weitem nicht so effektiv, wie die eigene Einsicht, die ideale Position zur einer Tat.
Setzen Sie auf den Idealismus bei den Menschen! Aufklären ist dem Idealismus gegenüber nur eine Krücke. Natürlich erreichen nur die wenigsten Menschen den Zustand, in dem sie idealerweise einsehen, was sie tun müssen, um glücklich zu werden, aber dies ist eben eine Lebensaufgabe. Wollen Sie das für andere übernehmen?
Aufklären ist nur eine kleine Hilfe, ein frommer Versuch, zu helfen; verändern tun sich die Menschen nur durch Einsicht.
Was hier wie eine Binsenweisheit klingt, wird aber tagtäglich praktiziert:
Wir sehen Menschen trinken, rauchen, Zeit vergeuden, sich das Hirn mit Billig-Entertainment verkleben; aber wir bleiben still, zum einen, weil wir denken, Aufklären sei wie predigen, es bringe eigentlich nichts – andererseits haben wir auch instinktiv verstanden, dass nur Einsicht Veränderung bewirkt.
Deshalb tun wir es unbewusst und sagen nichts. Eigentlich haben wir damit schon längst der Aufklärung eine Absage erteilt und sind alle zu Idealisten geworden. Bringen Sie Menschen deshalb nicht ungefragt zum Denken!
Denken ist anstrengend und die Belohnung ist nur der Gedanke selbst: Die Erkenntnis. Die Erkenntnis ist wertvoll, lässt sich aber nicht materialistisch ausdrücken. Wenn Sie sich körperlich anstrengen, wenn Sie fit sind, werden Sie sofort anerkannt. Man wirft Ihnen bewundernde Blicke zu. Die Belohnung hat eine direkte Auswirkung auf Sie und Ihr Umfeld.
Das Denken aber hat nur eine Auswirkung auf Sie. Und dann noch eine ziemlich folgenlose. Was ändert sich denn, wenn Sie Kants Vorstellung von der Welt wirklich verstanden haben?
Ihre Umwelt wird darauf überhaupt nicht reagieren. Trotzdem hat es Sie vielleicht mehr Kraft und Konzentration gekostet als drei Monate Fitnesstraining. Und diese Erfahrung haben viele Menschen gemacht. Deshalb ist das Denken so verpönt. Einsichten und Erkenntnisse werden nicht honoriert, im Gegenteil: Sie isolieren uns.
Damit müssen wir uns abfinden, aber der Gedanke ist nicht schön und deshalb ist das Denken auf der Beliebtheitsskala eher im roten Bereich zu finden. Schließen wir mit Goethe: „Handeln ist leicht, Denken schwer; nach dem Gedanken handeln unbequem.“
Böser Ratschlag Nr. 13: Akzeptieren Sie es, wenn Menschen Dummes tun. Klären Sie nicht auf! Sie erreichen nur das Gegenteil. Statt Ihrer Predigt müssen Menschen fühlen, was sie Falsches tun. Erst dann wird auch ihr Innerstes erreicht. Geben Sie dem Idealismus eine Chance und setzen Sie auf die eigene Lernfähigkeit der Menschen. Sie werden es Ihnen danken!
14. GEBEN SIE IHR WISSEN NICHT WEITER!
Mein Dank gilt allen, die mich durch ihr Nichtstun haben gewähren lassen.
Heinz Nixdorf
Kennen Sie dieses Gefühl, alles zu tun und zu helfen, was Sie nur können? Dass Sie sich richtig Mühe geben und versuchen, etwas besser hinzubekommen und Sie dann sogar leichte Fortschritte bemerken? Ist das nicht ein wundervolles Gefühl? Und erst dann, wenn Sie denken, dass Sie in der Lage sind, Ihr Wissen weiterzugeben … Aber dann passiert etwas Seltsames: Dann kommt jemand, tut gar nichts und alle finden ihn oder sie toll … Menschen wollen das haben, was sie nicht haben können und nicht das, was Sie ihnen wie Sauerbier feilbieten.
Alle Aktivität hat nichts gebracht - erst die konsequente Ignoranz löst Reaktionen aus. Verstecken Sie Ihre Veränderung, erwarten Sie nie Begeisterung und geben Sie Ihr Wissen nicht weiter. Eine seltsame Übereinkunft hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert: Wir streben nach dem Mittelmaß, um ja nicht aufzufallen und jeder, der da hervorsticht, hat ein kleines Problem:
Wenn du schlecht bist, dulden sie dich, wenn du gut bist, hassen sie dich!
Zustimmung gehört ins Studio, das haben wir ja schon gelernt. Unser grundsätzliches Misstrauen hat uns eingeschärft, so wenig wie möglich Begeisterung zu zeigen, weil sie sofort ausgebeutet
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