BKA - Die Jaeger des Boesen
Urlaub nehmen müssen, und schließlich hätten sie auch noch eine Verantwortung für ihre anderen Kinder. Die Pflicht, denen ihr Elternhaus zu erhalten. Sobald sie wieder was verdienten, würden sie alles zurückbezahlen.
Geradezu absurd wurde die Hexenjagd, als angeblich im Kofferraum des Autos, das die McCanns drei Wochen nach Maddies Verschwinden gemietet hatten, Spuren sichergestellt wurden, die eindeutig von Madeleine stammen. Da lagen Handtücher, die auch vor ihrem Verschwinden bereits am Strand benutzt worden waren und in die vielleicht sogar mal das Stofftier Cuddle Cat eingewickelt war. Schließlich hatte Maddie ihre Katze immer bei sich getragen. Die zu ihrem Verdacht passende These der portugiesischen Ermittler jedoch lautete, Gerald McCann habe die Leiche des Kindes drei Wochen lang versteckt, bevor er das Auto gemietet, dann erst seine Tochter im Kofferraum an einen entlegenen Strand transportiert und dort ins Meer geworfen habe. Aber wo sollte er bis dahin die tote Maddie versteckt haben? Etwa unter dem Pflaster eines schmalen Wegs, der zur Kirche führte und in
jener Nacht im Mai sich noch im Bau befand? Grabungen im Erdreich erbrachten keine Leiche. Nur ein paar Scherben aus vergangenen Jahrhunderten. Ein Fund für Archäologen.
Die Kriminalbeamten finden nichts mehr. Mitte August erklärt ein Sprecher der portugiesischen Polizei, höchstwahrscheinlich sei Maddie tot.Vier Wochen später werden die Akten mit der Begründung geschlossen, keine Ansätze mehr für Ermittlungen zu haben. Das war Mitte September. Falls die Aussage von Martin Smith, der am 9. September nach der BBC-Übertragung der Ankunft auf dem Flughafen glaubte, Gerry McCann erkannt zu haben, beweiskräftig gewesen wäre, hätten britische Polizeibeamte reagiert und die McCanns in England zum Verhör gebeten. Wiederum einen Monat später wird Gonçalo Amaral versetzt, er hat nach Ansicht seiner Vorgesetzten zu viele Fehler gemacht. Von britischen Zeitungen, die Maddies Eltern und einige der Tapas Seven in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt hatten, erstreiten McCanns Anwälte umgerechnet anderthalb Millionen Euro Schmerzensgeld, die direkt in die Maddie-Stiftung fließen sollen, mit deren Mitteln die Suche finanziert wird.
Die McCanns beauftragen Detektive, und die drehen jeden Stein um, so wie es im Vorwort des »Find Maddie Fund« steht: »Leaving no stone unturned«. Inzwischen wird auf dessen Homepage www.findmadeleine.com auch in deutscher Sprache um Mithilfe gebeten, weil viele Deutsche an der Algarve jedes Jahr ihre Ferien verbringen. Man erhofft sich, dass selbst nach Jahren einem der Touristen im Zusammenhang mit Maddie noch etwas einfällt, was damals nicht weiter beachtet worden war. In einem Video werden deshalb Szenen nachgestellt, die auf eine Entführung hindeuten und Assoziationen auslösen könnten. Ein Mann, der tagelang das Appartement 5A und die Familie McCann beobachtet haben soll, ist darauf zu sehen, verbunden mit der auch auf Deutsch eingeblendeten Frage: »Haben Sie diesen Mann gesehen ? Kennen Sie ihn?« Was Verwirrung erzeugen könnte. Der Mann ist natürlich ein vom Maddie-Fund engagierter Darsteller des möglichen echten Entführers, von dem ja bis heute niemand
weiß, wie der ausgesehen haben mag. Wer also jetzt die auf der Homepage gestellte Frage mit Ja beantwortet, erkennt in Wirklichkeit nicht einen echten, sondern nur einen möglichen dargestellten Täter.
Immer wieder wird im Internet auf ein Merkmal hingewiesen, das Maddie von anderen kleinen Mädchen sichtbar unterscheidet und das sich nicht verändert, auch wenn sie älter wird und heranwächst. Falls sie älter werden durfte und nicht längst schon tot ist. Sie hat eine angeborene auffällige Veränderung in ihrer rechten Pupille, medizinisch korrekt Kolobom genannt, was aussieht, als würde die Augenfarbe aus der Pupille in die Iris fließen. Auf der erwähnten Homepage, sozusagen einer globalen Suchanzeige, stehen Fotos, die Madeleine zeigen, wie sie heute aussehen könnte. Falls Maddie noch leben sollte. In der Vorschule von Thurmaston in der Nähe des Heimatorts der McCanns wird seit 2007 ein Stuhl freigehalten. Auf dem hätte Madeleine bei ihrer Einschulung sitzen sollen. Im Lehrerzimmer brennt ein Ewiges Licht, so wie es in allen katholischen Kirchen zu finden ist. Es brennt so lange, bis Maddie nach Hause zurückkehrt.
Sie nur darf die Kerze ausblasen. Nur sie.
EPILOG
D as Böse an sich ist nicht zu fassen, schrieb ich im Prolog,
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