BKA - Die Jaeger des Boesen
Deutschland. Nichts Besonderes fällt ins Auge. Die meisten Männer und Frauen, die am Haupteingang durch die Drehtür gehen oder in ihren Autos warten, bis das stählerne Tor zur Seite gleitet, sehen so unauffällig aus wie andere, die morgens auf dem Weg zur Arbeit sind, irgendwo in Deutschland.
Dass diese Firma jedoch eine besondere Firma sein muss, fällt ebenfalls beim ersten Blick ins Auge. An allen Eingängen ist sie durch Stahltore und Schranken gesichert, die sich nur von innen öffnen lassen, außerdem ist das Firmengelände geschützt von einem hohen Zaun, den alle paar Meter Überwachungskameras zieren. Was sie Tag und Nacht aufzeichnen, wird sorgfältig geprüft von den für die innere Sicherheit Verantwortlichen der Firma. Die Mitarbeiter besitzen zwar spezielle Firmenausweise, aber das ist in anderen Großbetrieben nicht anders. Im Gegensatz zu denen sollen sie hier die ihren sichtbar tragen, am besten stets baumeln lassen vor ihrer Brust. Wer keine Legitimation mit integriertem fälschungssicheren Chip besitzt, muss draußen vor dem Tor bleiben, bis die dort registrierten Angaben mit den irgendwo innerhalb der Firma gespeicherten verglichen worden sind und übereinstimmen. Erst wenn ein grünes Licht signalisiert, dass alles seine Ordnung hat, bekommen Besucher einen amtlichen Passepartout, einen Gastausweis, den sichtbar zu tragen ihnen nachdrücklich auferlegt wird.
Beim Warten auf Einlass fällt die Besetzung der Pförtnerlogen
auf. Die Uniformierten sind nicht wie viele Berufskollegen in anderen Firmen dickbäuchig gemütlich, sondern austrainiert und bewaffnet. Neugierig frage ich nach einem Gerät, das scheinbar vergessen von der hauseigenen Putzkolonne an einer Wand lehnt und aussieht wie ein Besen, der in einem Spiegel endet statt in einer Bürste. Was es mit dem seltsamen Ding auf sich hat, erschließt sich per Eigenrecherche jedoch schnell von selbst. Mit dem unauffällig wirkenden Apparat können die Torwächter bei Bedarf prüfen, ob unter einem wartenden Auto ein kleiner Sender blinkt oder gar Tickendes lauert, das da nicht hingehört, etwa eine kleine Bombe.
Einmal jährlich veranstaltet die Firma einen »Tag der offenen Tür«, bei dem sich Tausende Mitbürger bei Würstchen vom Grill, kühlen Getränken und den Auftritten einer firmeneigenen Band frei auf dem Gelände tummeln dürfen. Doch die Türen, hinter denen selbstverständlich auch an so einem Tag gearbeitet wird, bleiben dem Volk verschlossen. Die Aktivitäten des Unternehmens sind nur dann erfolgreich, wenn sie vor der Öffentlichkeit verborgen stattfinden. Deshalb steht die Firma auch nicht wie andere unter A bis Z gelistet auf den allseits bekannten gelben Seiten. Ihre Aufträge bekommt sie vom Staat. Deshalb braucht sie auch keine Werbung wie andere Unternehmen, die sich öffentlich vermarkten müssen. Ihre Kernzielgruppe scheut gleichfalls die Öffentlichkeit. Aus anderen Gründen. Die Klientel will vermeiden, auf Einladungslisten zu geraten, die von der Geschäftsleitung in schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht werden und auf der ihre liebsten Kunden aufgelistet sind.
Willkommen beim BKA. Willkommen beim Bundeskriminalamt. So heißt die Firma. So steht es auf dem Firmenschild am Eingang. Tatsächlich willkommen? Nicht wirklich. Aber weil die Eingabe meines Namens im großen Fahndungscomputer namens INPOL nichts Verdächtiges ergeben hat, bekomme ich einen Passierschein, zu tragen deutlich sichtbar für jedermann. Ich darf mit meinen Ermittlungen vor Ort beginnen. Selbstverständlich nicht auf eigene Faust per Rundgang, sondern partout in ständiger Begleitung.
Wertfrei betrachtet, sage ich zu meinem Betreuer, der mich am Tor in Empfang nimmt und in den nächsten Tagen fürsorglich begleiten wird, sind unsere Berufe ähnlich, so was wie Verwandte ersten Grades. Bei beiden sind die Voraussetzung fürs Gelingen genaue Recherchen.
An deren Anfang stand verpackt in viele Wörter das Wort »Nein«. Als ich mich aus zunächst weiter Ferne dem Bundeskriminalamt näherte mit der Absicht, Nachhaltiges über die Firma zu erfahren, insbesondere mehr als das, was sie in ihren jährlichen Geschäftsberichten veröffentlicht, wurde ich freundlich, aber bestimmt mit Sperrfeuer überzogen. Nachhaltiges wollte ich, ihnen Nachträgliches fürchteten sie. Die Begründung in der Absage jedenfalls passte zur Firmenphilosophie: Zu viel Öffentlichkeit wirke sich schädlich auf den Betrieb aus. Für die von mir gewünschten
Weitere Kostenlose Bücher